Der Dax hat sich heute kaum vom Fleck bewegt. Nach anfänglich moderaten Verlusten erholte sich der deutsche Leitindex rasch wieder und eroberte dabei auch die runde Marke von 11 500 Punkten zurück. Dominierendes Thema an den Börsen bleibt der Brexit, der den Handelsstreit zwischen den USA und China fürs Erste verdrängt hat.
Anders als die britische Regierung will die Europäische Union bei einem Brexit ohne Vertrag nicht auf Einfuhrzölle auf britische Waren an der irischen Grenze verzichten. Man werde die üblichen Regeln für Drittländer auf alle Importe aus Großbritannien anwenden, sagte ein Sprecher der EU-Kommission am Mittwoch. Er bekräftigte zwar, dass die EU eine harte Grenze zwischen dem Mitgliedsstaat Irland und dem britischen Nordirland vermeiden wolle. Doch fügte der Sprecher hinzu: "Die EU wird die Integrität des Binnenmarkts und der Zollunion unter allen Szenarien sicherstellen."
Bundeskanzlerin Angela Merkel fordert derweil die britische Regierung auf zu sagen, ob es nach dem Votum vom Dienstagabend nun einen Austritt ohne Abkommen geben werde. Erst dann könne die EU entscheiden, wie es weitergehe. Sie betont aber, dass ein No-Deal-Brexit vermieden werden solle.
Der Euro hat sich heute bis zum Mittag kaum von der Stelle bewegt. Am Markt war die Rede von einem weitgehend impulslosen Handel zwischen Euro und Dollar. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,1290 US-Dollar und damit in etwa so viel wie am Morgen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstagnachmittag auf 1,1275 Dollar festgesetzt. Das britische Pfund konnte zur Wochenmitte zulegen. Sowohl zum Euro als auch zum Dollar gewann es gut ein halbes Prozent an Wert.
Shailesh Vara von der Konservativen Partei stellt in Frage, ob das Land gut genug auf den Brexit vorbereitet ist.
Im Falle eines harten Brexits wird es Großbritannien an einem nicht mangeln: Champagner. Die französischen Hersteller haben vorausschauend mehr als zehn Millionen Flaschen des edlen Schaumweins auf britischem Boden gehortet, wie der Vorsitzende des Produzentenverbands UMC, Jean-Marie Barillère, am Mittwoch sagte. Bis zum geplanten Austrittsdatum am 29. März könnten es sogar 15 Millionen Flaschen werden, wie es in der Branche heißt. Die Champagnerhersteller wappnen sich damit nach den Worten Barillères gegen das schlimmstmögliche Szenario: neue Einfuhrzölle für Lieferanten an den Grenzen. Großbritannien ist einer der größten Exportmärkte für französischen Champagner. Die Branche hofft, dass dort zum Brexit die Korken knallen - vor allem bei den Befürwortern des EU-Austritts. "Wir haben Vorräte für mindestens drei Monate angelegt", sagt der Generaldirektor des Hauses Bollinger, das den Lieblingschampagner des britischen Film-Agenten James Bond herstellt. Der Chef des Herstellers Roederer, Frédéric Rouzaud, spricht sogar von Vorräten für sechs Monate.
Insgesamt 105.480 Briten ohne Doppelpass in Deutschland stehen nach dem EU-Austritt ihres Landes vor einer ungewissen Zukunft. Das geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Frage der FDP-Abgeordneten Linda Teuteberg hervor. Die weitaus meisten Briten in Deutschland lebten demnach Ende Januar in Nordrhein-Westfalen (rund 24.000), gefolgt von Berlin (rund 19.700) und Bayern (rund 16.400).
Freut er sich über das Chaos? Der frühere Vorsitzende der EU-feindlichen Ukip-Partei Nigel Farage am Mittwoch im EU-Parlament. (Foto: dpa)
Den Brexit-Befürwortern sei es darum gegangen, "die Kontrolle zurückzubekommen", schreibt der Brexit-Koordinator des Europaparlaments, Guy Verhofstadt, am Dienstagabend auf Twitter. Stattdessen sei das Vereinigte Königreich außer Kontrolle geraten." Nur "parteiübergreifende Zusammenarbeit, die das Land an die erste Stelle setzt, kann dieses Chaos beenden", schreibt der Liberale.