Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat sich enttäuscht über den Ausgang der Sondierung auf Bundesebene geäußert. „Ich habe die Gespräche mit Grünen und FDP als sehr konstruktive Gespräche erlebt, die bedauerlicherweise darunter gelitten haben, dass vonseiten der Union Grundregeln für die Führung solcher Gespräche durch Indiskretion verletzt worden sind“, sagte der CDU-Landesvorsitzende am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Kiel.
Günther verwies auf das Zustandekommen des Jamaika-Bündnisses im Norden 2017. „Dass alles in vertrauten Kreisen besprochen wurde und es keine Indiskretionen gab, war in Schleswig-Holstein der Schlüssel zum Erfolg“, sagte er. Im Ergebnis der Gespräche in den vergangenen Tagen werde nun über die Bildung einer Ampel verhandelt.
„Ich bedauere ausdrücklich, dass es jetzt keine weiteren Gespräche über die Bildung einer Jamaika-Koalition geben wird“, sagte Günther. Aus seiner Sicht hätte ein solches Bündnis die beste Gewähr dafür geboten, die großen Zukunftsthemen in Deutschland aktiv und entschlossen anzugehen.
Parteivorsitzende, Ministerpräsidenten und Fachpolitiker – mit denselben Teams, die auch bereits die bisherigen Parteiengespräche geführt haben, treten SPD, Grüne und FDP an diesem Donnerstag zum ersten Sondierungsgespräch zu dritt an. Dabei sollen die Möglichkeiten für die Bildung einer Ampel-Koalition ausgelotet werden. Die SPD entsendet sechs Vertreterinnen und Vertreter, Grüne und FDP je zehn:
SPD: Neben Kanzlerkandidat Olaf Scholz umfasst die Verhandlungsgruppe die Parteivorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans, Generalsekretär Lars Klingbeil, Bundestagsfraktionschef Rolf Mützenich und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
Grüne: Dem Sondierungsteam gehören die Parteivorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck sowie die Fraktionschefs Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter an, außerdem Fraktionsgeschäftsführerin Britta Haßelmann, Partei-Geschäftsführer Michael Kellner, Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Parteivize Ricarda Lang, die Bundestagsabgeordnete Claudia Roth und der Europaabgeordnete Sven Giegold.
FDP: Dem Team der Liberalen gehören Parteichef Christian Lindner, Generalsekretär Volker Wissing sowie die Parteivize Nicola Beer und Johannes Vogel an. Weitere Mitglieder sind Schatzmeister Harald Christ, Baden-Württembergs Landeschef Michael Theurer, der Erste Parlamentarische Geschäftsführer Marco Buschmann, Parlamentsgeschäftsführerin Bettina Stark-Watzinger, Sachsen-Anhalts Fraktionsvorsitzende Lydia Hüskens und der EU-Parlamentarier Moritz Körner. Sie alle sind Mitglieder im FDP-Präsidium.
„Man muss feststellen, dass Markus Söder innerhalb der Union wirklich auf Mobbing-Kurs unterwegs ist und Armin Laschet von Anfang an behindert hat.“
„Ich denke gar nicht darüber nach, dass sie nicht klappen können.“
„Dann sollten wir nicht als unsortierter Haufen, sondern als geordnete Formation bereit stehen. Das gebietet schon unsere staatspolitische Verantwortung.“
„Wir haben zuletzt in der Öffentlichkeit eher das Bild einer Abbruchkolonne abgegeben als einer Partei, die Lust auf Zukunftsgestaltung hat.“
„Es gibt viele, die jetzt mit den Hufen scharren. Aber nicht jeder, der jetzt als erster Hier ruft, wird es auch unbedingt.“
„Die Menschen in den ostdeutschen Ländern wollen keine Sonder-Beauftragten, die ihnen ab und zu erklären, welche Defizite es immer noch gibt“.
„Die Ampel-Koalition kann sich für Deutschland als Glücksfall herausstellen.“
Es müsse jetzt die Realität anerkannt werden. Man müsse sich damit vertraut machen, dass es sehr wahrscheinlich eine Regierung ohne die Union geben werde. Es gehe nun aber auch um „Selbstachtung und Würde“, sagte Söder. „Wir bleiben zwar gesprächsbereit, aber nicht in einer Art Dauer-Lauerstellung“, betonte er. „Die Union ist auch nicht, jetzt, nach einer so klaren Vorprägung, das Ersatzrad und nur dazu da, quasi immer ein gewisses Druckmittel zu erzeugen in den Verhandlungen“, fügte er hinzu.
„Die Union hat in einem solchen Umfang verloren, dass die Legitimation für das Kanzleramt und das Führen einer Regierung nicht mehr gegeben ist. Hinzukommen die vielen Dissonanzen innerhalb der Union vor der Wahl und auch jetzt noch.“
„Solange die vorangegangenen Sondierungen zwischen FDP und Grünen dies nicht ausschließen, wäre ein Treffen aller drei Partner einer eventuellen Jamaika-Koalition durchaus sinnvoll.“
„Der negative Bundestrend hat uns voll erwischt. Nicht nur unser Kandidat für das Amt des Bundeskanzlers hat nicht überzeugt, auch der Wahlkampf der Bundes-CDU war nicht optimal.“
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) hat mehr Unterstützung aus den Unionsreihen für CDU-Chef Armin Laschet bei den Gesprächen zur Regierungsbildung in Berlin gefordert. Im ZDF-„heute-journal“ sagte Reul am Dienstagabend: „Ich würde mir manchmal wünschen, dass er da mehr Unterstützung bekäme.“ Es sei „nicht sehr hilfreich“, wenn „eigene Kollegen einem in den Rücken fallen oder wenn darüber diskutiert wird, wann, wie, wo Armin Laschet seine Aufgaben, seine Ämter abgeben muss“. Das störe die Gespräche und erhöhe nicht die Glaubwürdigkeit für den, der da verhandle.
Befragt zu den Indiskretionen nach den Sondierungsgesprächen, meinte Reul: „Das sagt was aus über die Schwäche oder die Disziplinlosigkeit der anderen.“ Laschet investiere viele Stunden, weil es ihm um die Sache gehe, während andere „unsolidarisch“ unterwegs seien.