Der frühere Juso-Chef Kevin Kühnert ist erstmals in den Bundestag eingezogen. Der 32-Jährige gewann mit 27,1 Prozent das Direktmandat im Wahlkreis Berlin-Tempelhof-Schöneberg. Er setzte sich gegen die frühere Bundesministerin Renate Künast durch, die auf 25,1 Prozent der Erststimmen kam.
Kühnert war bis Januar Vorsitzender der SPD-Jugendorganisation und ist seit Ende 2019 stellvertretender SPD-Bundesvorsitzender. Bei den vergangenen drei Bundestagswahlen hatte Jan-Marco Luczak den Wahlkreis für die CDU gewonnen. Künast war seit 2002 immer über die Landesliste in den Bundestag eingezogen, am Sonntag stand sie dort auf Platz drei.
SPD-Politiker Karl Lauterbach verteidigte sein Direktmandat mit großem Vorsprung. Der Gesundheitsexperte, der durch die Corona-Pandemie deutschlandweit präsent ist, landete im Wahlkreis Leverkusen - Köln IV mit 45,6 Prozent weit vor der CDU-Kandidatin, Nordrhein-Westfalens Integrations-Staatssekretärin Serap Güler (20,4 Prozent). Lauterbach war bei der SPD auf einem hinteren Listenplatz gelandet, bleibt durch sein Direktmandat aber im Bundestag. Er hatte vor der Wahl Interesse daran bekundet, der nächste Bundesgesundheitsminister zu werden.
Auch SPD-Bundestagsfraktionschef Rolf Mützenich behält im Wahlkreis Köln III sein Direktmandat. Er kam auf 29,9 Prozent der Erststimmen. Der gebürtige Kölner führt seit 2019 die SPD-Bundestagsfraktion. Er stand als Spitzenkandidat zudem auf Platz eins der Landesliste der NRW-SPD. Mützenich vertritt seinen Wahlkreis im Kölner Nordwesten bereits seit 2002 im Bundestag, also seit fast 20 Jahren. Auf dem zweiten Platz landete die Grünen-Kandidatin und Bundestagsabgeordnete Katharina Dröge mit 28,3 Prozent.
Für den stellvertretenden SPD-Vorsitzenden ist allerdings das Steuerkonzept der FDP nicht akzeptabel, „weil ich es für nicht seriös halte, zu sagen: Wir senken auch für Superreiche die Steuern, erhöhen die Investitionsquote und bauen gleichzeitig Schulden ab.“
Kühnert hält das Ergebnis der Bundestagswahl für einen deutlichen Regierungsauftrag für die SPD. „Es zeigt klar den Wunsch, dass die Union als Wahlverliererin nicht mehr Teil der nächsten Bundesregierung ist“, sagte er weiter.
Wie sein Parteichef Lindner ist auch FDP-Vize Wolfgang Kubicki dafür, dass Liberale und Grüne gemeinsame Linien festlegen. „Es wäre insgesamt am sinnvollsten, wenn sich Freie Demokraten und Grüne vorher verständigen würden, was gemeinsam durchsetzbar ist und was nicht“, sagt Kubicki den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Mit einem hauchdünnen Vorsprung von nur 216 Stimmen gewannen die Grünen zudem das Direktmandat in Bonn. Kandidatin Katrin Uhlig lag nach Auszählung aller Bezirke mit 25,2 Prozent hauchdünn vor Jessica Rosenthal (SPD, 25,1 Prozent). CDU-Kandidat Christoph Jansen landete mit 24,4 Prozent ebenfalls nur knapp dahinter. 2017 hatte der heutige Datenschutzbeauftragte des Bundes, Ulrich Kelber, für die SPD den Wahlkreis mit 34,9 Prozent der Erststimmen gewonnen.
Auch in Münster haben die Grünen erstmals ein Direktmandat gewonnen. Die Bundestagsabgeordnete Maria Klein-Schmeink holte und setzte sich damit gegen Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) und den Landtagsabgeordneten Stefan Nacke (CDU) durch. Schulze steht auf em zweiten Platz der SPD-Landesliste, ihr Einzug in den Bundestag gilt deshalb als sicher. Die bisherige Mandatsträgerin der CDU, Sybille Benning, war nicht mehr angetreten. Vor vier Jahren hatte die CDU mit 37,2 Prozent der Stimmen das Direktmandat in Münster geholt.
Als erster Grünen-Politiker bundesweit hatte Christian Ströbele 2002 in Berlin ein Direktmandat bei der Bundestagswahl gewonnen und diesen Erfolg anschließend drei Mal wiederholt. Nach seinem Rückzug aus der Bundespolitik gelang dies 2017 auch seiner Nachfolgerin Canan Bayram.
Die Linke ist unter die Fünf-Prozent-Marke gerutscht. Sie erreichte 4,9 Prozent der Zweitstimmen, teilte der Bundeswahlleiter am Morgen auf seiner Website mit.
Unabhängig von der Fünf-Prozent-Hürde konnte die Linke sich jedoch durch den Gewinn von drei Direktmandaten den Wiedereinzug in den Bundestag sichern.
Der Bundeswahlleiter hat einen „detaillierten Bericht“ von der Landeswahlleitung zu den Pannen in Berlin angefordert. Durch fehlende Stimmzettel, erheblichen Andrang und die vier parallelen Wahlvorgänge sei es vor einigen Wahllokalen zu langen Schlangen gekommen, teilte ein Pressesprecher am Abend mit.
Die Berliner Landeswahlleiterin Petra Michaelis erwartet keine Verzerrung der Wahlergebnisse. „Ich gehe davon aus, dass die Leute, die sich in der Schlange angestellt hatten, noch unbeeinflusst ihre Stimmen abgeben konnten und dass sich daraus keine Wahlfehler ergeben, sagte sie am Abend im RBB.
Der Grünen-Bundesvorsitzende Robert Habeck hat bei der Bundestagswahl erstmals in Schleswig-Holstein für seine Partei ein Direktmandat gewonnen. Nach Angaben der Kreisverwaltung holte der 52-Jährige am Sonntagabend den Wahlkreis Flensburg-Schleswig mit 28,1 Prozent der Erststimmen. Er bezwang die CDU-Bundestagsabgeordnete Petra Nicolaisen (55), die nach Auszählung aller Stimmen auf 23,4 Prozent kam. Der ehemalige schleswig-holsteinische Umweltminister führt die Grünen seit 2018 zusammen mit Annalena Baerbock.
In Wuppertal ist es bei der Bundestagswahl zu einer Panne gekommen. Im Stimmbezirk 187 seien Stimmzettel des benachbarten Wahlkreises mit den falschen Direktkandidaten ausgegeben worden, sagte Kreiswahlleiter Johannes Slawig am Sonntagabend auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. Es handele sich um 203 von 466 Stimmzetteln, bei denen die Erststimmen bereits für ungültig erklärt worden seien. Im Stimmbezirk 177 seien es sechs Stimmzettel gewesen. Die Ursache sei unklar.
Wenn das Ergebnis sehr knapp ausgefallen und der Fehler für das Erreichen des Direktmandats relevant gewesen wäre, hätte in dem Stimmbezirk nachgewählt werden müssen. Dies hatte die Stadt Wuppertal frühzeitig ausschließen können angesichts der Gesamtzahl der abgegebenen Wuppertaler Wählerstimmen von über 100.000 und einem Abstand zwischen den beiden Kandidaten Helge Lindh (SPD) und Caroline Lünenschloss (CDU) von 15.000 Stimmen im Wahlkreis 102 (Wuppertal I).
„Ich hatte dreieinhalb brutal harte Jahre und wurde auch von der Opposition ziemlich unsanft angepackt, das wird sicherlich seine Auswirkung gehabt haben.“
Anja Karliczek (CDU) hat sich abermals das Direktmandat im Wahlkreis Steinfurt III in Nordrhein-Westfalen gesichert. Nach Auszählung aller Bezirke kommt die amtierende Bundesforschungsministerin bei der Bundestagswahl auf 34 Prozent der Erststimmen. Damit liegt sie knapp vor SPD-Kandidat Jürgen Coße, der 31,1 Prozent der Stimmen erhielt. Das geht aus vorläufigen Angaben des Kreises Steinfurt vom Sonntagabend hervor.
„Die CDU, vielleicht sollte man das noch mal sagen, ist ja abgewählt worden durch dieses Wahlergebnis. Anders kann man die Wählerinnen- und Wählerbotschaft gar nicht verstehen.“
"Das ist ja kein Wunschkonzert. Und man hat einen Auftrag für eine Legislaturperiode. Und nur die wirklich Doofen erzählen am Wahlabend, was sie alles werden wollen."
"Politik ist kein Basar."