Aber in Österreich schauen alle heute schon auf den morgigen Montag, an dem sich Bundeskanzler Sebastian Kurz im Parlament einem oder mehreren Misstrauensanträgen stellen muss. Weil er nur mit seiner ÖVP nach dem Bruch der Koalition mit der FPÖ keine Mehrheit im Parlament mehr hat, wird das spannend. Wenn die „rote“ SPÖ mit der „blauen“ FPÖ zusammen für einen Misstrauensantrag stimmt, dann ist es vorerst mit der Kanzlerschaft für Kurz vorbei.
Natürlich stand das bei den Fragen im Vordergrund, als die Spitzenpolitiker in Wien unter beträchtlichem Medieninteresse zur Wahl gingen. Er gehe davon aus, dass "Rot und Blau den Misstrauensantrag am Montag im Nationalrat zustimmen werden", sagte Kurz in seinem Heimatbezirk Wien-Meidling.
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner ließ die Entscheidung, ob die Sozialdemokratie Kurz am Montag im Nationalrat das Misstrauen aussprechen wird, weiter offen. Das würden die Abgeordneten der SPÖ "morgen am Sitzungstag entscheiden", sagte Rendi-Wagner. Für sie seien die beiden wichtigsten Wörter in diesem Zusammenhang "Verantwortung und Vertrauen". Mehrere einflussreiche SPÖ-Politiker haben in den vergangenen Tagen aber schon angekündigt, dass sie sich nicht mehr umstimmen lassen würden: Kurz müsse gehen.
Aus der FPÖ kommen ebenfalls grimmige Töne. Herbert Kickl, den Kurz als Innenminister sogar rausgeworfen hat, ehe auch die übrigen FPÖ-Minister die Regierung verlassen haben, brachte sogar eine neue Variante ins Spiel, wer die Urheber des fatalen Ibiza-Videos seien: Die ÖVP selbst, und zwar deren schwärzeste Fraktion, nämlich die ÖVP Niederösterreichs – womöglich im Zusammenwirken mit dem österreichischen Verfassungsschutz. „Na Bumm!“, sagt zu so etwas der Österreicher. Dabei hat auch die FPÖ-Parteispitze immer noch offen gelassen, wie sich die rechten Abgeordneten im Parlament verhalten wollen.
Gelassen gibt sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen: "Von einer Staatskrise kann keine Rede sein.“ Eine Prognose zu den Abstimmungen wolle er nicht abgeben, "das ist Angelegenheit der Abgeordneten". Danach "bin ich dran oder auch nicht". Eine Staatskrise würde ein erfolgreiches Misstrauensvotum jedenfalls nicht mit sich bringen: "Nein, nein!" In anderen Ländern seien solche Voten viel üblicher als in Österreich.