Wiesbaden. Der Verkauf von Wohnungen der landeseigenen Wohnungsgesellschaft Nassauische Heimstätte stößt im hessischen Landtag auf Kritik. Diese Privatisierungen müssten gestoppt werden, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion, Jan Schalauske, am Donnerstag in Wiesbaden. Er bezeichnete den Verkauf von 26 Wohnungen an einen privaten Investor im mittelhessischen Schotten als „skandalös“. Leider sei dies kein Einzelfall, sondern ein weiteres Beispiel für die systematische Verkaufsstrategie der Heimstätte, insbesondere in vermeintlich strukturschwachen Regionen, sagte Schalauske. Zwischen 2014 und 2019 seien mehr als 3000 öffentliche Wohnungen verkauft worden. „Dieser Rückzug aus der Fläche ist grundfalsch“, sagte Schalauske. „Gerade eine landeseigene Wohnungsgesellschaft hat die Aufgabe, in ganz Hessen eine soziale Wohnraumversorgung sicherzustellen.“
Die wohnungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Elke Barth, betonte, auch der ländliche Raum brauche Wohnungsfürsorge. Die Wohnungen in Schotten seien an ein privates Investorenehepaar veräußert worden, ohne die Immobilien zuvor der Stadt Schotten selbst anzubieten, kritisierte Barth. Der Verkauf „geschah zudem noch zu einem viel zu günstigen Preis.“ Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Die Grünen) sagte laut dpa, ein Wohnungsverkauf könne im Einzelfall für die Nassauische Heimstätte sinnvoll sein. Die Gesellschaft habe ein „ehrgeiziges Neubauprogramm“ aufgelegt. Al-Wazir regte Gespräche zwischen der Nassauischen Heimstätte, dem Investorenpaar und der Stadt Schotten an.
Wiesbaden. In Hessen ist einer der Werte zur Beurteilung der Corona-Lage am Donnerstag leicht gestiegen. Die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz liegt aktuell bei 2,11 - eine Woche zuvor betrug der Indikator 2,07, wie das hessische Sozialministerium in Wiesbaden mitteilte. Der Wert beschreibt, wie viele Personen je 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen wegen einer Corona-Erkrankung im Krankenhaus aufgenommen wurden, wie dpa meldet. Derweil infizierten sich nach Zahlen des Berliner Robert Koch-Instituts binnen eines Tages in Hessen 871 Menschen nachweislich mit dem Corona-Virus. Sechs Menschen starben an oder mit Covid-19. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg demnach von 64,0 am Vortag auf 65,3 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche.
120 Betten waren den Angaben zufolge zuletzt auf hessischen Intensivstationen mit Covid-19-Patienten belegt. Bei 112 wurde die Infektion bestätigt, bei 8 besteht der Verdacht. Vor einer Woche waren es 155 Patienten gewesen, die auf hessischen Intensivstationen gepflegt werden mussten. 79 Prozent der auf hessischen Intensivstationen behandelten Patienten mit einer Covid-19-Infektion sind den Angaben zufolge aktuell nicht oder nicht vollständig geimpft. Hingegen seien 17 Prozent der Patienten vollständig geimpft; darunter sind aber etwa Krebskranke, die keinen ausreichenden Immunschutz ausbilden konnten. Bei 4 Prozent ist der Impfstatus unbekannt. Aktuell seien 63,5 Prozent der hessischen Bevölkerung komplett geimpft. Die Hospitalisierungsinzidenz und die Intensivbettenbelegung sind nach der neuen Corona-Verordnung in Hessen an ein zweistufiges Eskalationsstufenkonzept gekoppelt. Stufe eins wird relevant, wenn der Hospitalisierungswert über acht steigt oder die Zahl der Intensivpatienten über 200 liegt.
Frankfurt. Nach einer Messerattacke auf seine getrennt lebende Ehefrau soll ein 52 Jahre alter Mann vier Jahre und zehn Monate in Haft. Diese Strafe wegen zweifacher gefährlicher Körperverletzung beantragte am Donnerstag die Staatsanwaltschaft vor dem Landgericht Frankfurt. Laut Anklage hatte der Deutsche im September vergangenen Jahres in der Cafeteria einer Frankfurter Klinik auf die 45 Jahre alte Frau mit dem Messer eingestochen. Kurz danach attackierte er auch noch den Klinikpförtner, der der als Reinigungskraft in dem Krankenhaus beschäftigten Frau zu Hilfe kommen wollte. Der Zweiundfünfzigjährige hatte in dem seit Ende August laufenden Prozess die Tat eingeräumt, eine Tötungsabsicht jedoch bestritten. Hintergrund war offenbar die vorausgegangene Trennung wegen seines Alkohol- und Drogenkonsums. Das Plädoyer der Verteidigung ist für diesen Freitag, die Urteilsverkündung für kommende Woche geplant. (dpa)
Frankfurt. Nach einer gefährlichen Attacke mit einem abgebrochenen Flaschenhals hat das Landgericht Frankfurt einen 33 Jahre alten Mann am Donnerstag zu einer Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten verurteilt. Die Strafkammer befand ihn für schuldig, im Oktober 2019 einen Passanten im Frankfurter Bahnhofsviertel mit der Flasche attackiert und ihm das Mobiltelefon und eine Bauchtasche mit etwas Bargeld abgenommen zu haben. Dabei rief er laut: „I kill you“, so dass ursprünglich wegen eines versuchten Tötungsdelikts ermittelt wurde. In das Urteil wurden auch zwei weitere Zwischenfälle einbezogen. Vor Gericht hatte der Angeklagte alle Vorwürfe bestritten, war jedoch von den Opfern im Zeugenstand als Täter identifiziert worden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. (dpa)
Kassel. Das Geheimnis um die ersten Künstlerinnen und Künstler, die auf der documenta fifteen in Kassel vom 18. Juni bis 25. September 2022 ausstellen werden, ist gelüftet. Am Freitag sind 54 Namen exklusiv in der Straßenzeitung „Asphalt“ aus Hannover veröffentlicht worden. Das Magazin, das durch wohnungslose oder sozial benachteiligte Menschen im Raum Kassel, Hannover und Göttingen sowie in weiteren niedersächsischen Städten verkauft wird, ist offizieller Medienpartner der Kunstausstellung.
„Asphalt arbeitet sehr ähnlich wie wir. Es geht um Solidarität und gerechte Verteilung“, begründete Iswanto Hartono vom indonesischen Künstlerkollektiv Ruangrupa am Freitag in Kassel die Entscheidung, die Namen in dem Straßenmagazin und nicht auf einer Pressekonferenz oder der Webseite der documenta zu veröffentlichen. Ruangrupa hat die künstlerischen Leitung der nächsten documenta inne und entwickelt die Kunstausstellung angelehnt an die indonesische lumbung-Architektur.
„lumbung“ ist das indonesische Wort für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune, in der die überschüssige Ernte zum Wohle der Gemeinschaft gelagert wird. Im Mittelpunkt steht das Teilen von Ressourcen zum Wohle aller. Diesem Leitbild entsprechend hat Ruangrupa 14 Kollektive, Organisationen und Institutionen aus aller Welt eingeladen, „gemeinsam lumbung zu praktizieren“ und den Entstehungsprozess der documenta fifteen zu begleiten.
Herausgekommen ist eine vorläufige Liste mit 54 ausstellenden Künstlerinnen, Künstlern und Kollektiven, unter denen sich erwartungsgemäß kaum große Künstlerpersönlichkeiten finden. Sie ist ab sofort bei den Straßenverkäufern von „Asphalt“ erhältlich. Die documenta und Museum Fridericianum gGmbH kündigte an, sich am kommenden Montag (4. Oktober) mit weiteren Details zu den beteiligten Künstlern und Kollektiven an die Öffentlichkeit zu wenden. (dpa)
Kassel. Die Bundespolizei hat im Hauptbahnhof Göttingen einen Mann mit einem gestohlenen Gedenkstein gefasst. Es handelt sich um einen sogenannten Stolperstein, der an in der Zeit des Nationalsozialismus verschleppte und ermordete Juden erinnern soll. Eigentlich waren die Beamten vom Zugpersonal alarmiert worden, weil der 65 Jahre alte Mann am Donnerstagabend ohne Ticket von Kassel nach Göttingen gefahren war, wie dpa berichtet. Bei seiner Kontrolle fanden sie dann den quadratischen Stein mit der beschrifteten Messingtafel.
Der Mann habe angegeben, dass er ihn in Kassel ausgegraben habe, teilte die Bundespolizei am Freitag mit. Gründe dafür nannte er nicht. Der Verein Stolpersteine in Kassel hatte der Polizei zufolge das Fehlen noch nicht bemerkt. Die Beamten stellten das Diebesgut sicher und leiteten ein Ermittlungsverfahren wegen Erschleichens von Leistungen und Diebstahls im besonders schweren Fall ein. Der Kölner Künstler Gunter Demnig erinnert an die Opfer des Nationalsozialismus, indem er kleine Messingtafeln mit ihren Namen vor ihren letzten Wohnorten ins Pflaster einlässt. Bis heute hat er nach eigenen Angaben bundesweit in 1265 Kommunen und in 21 europäischen Ländern Stolpersteine verlegt.
Hanau. Der Hanauer Stadtrat Thomas Morlock wehrt sich gegen Kritik an kürzlich in einer Tiefgarage eingerichteten „Vielfalt-Parkplätzen“. „Die teils homophoben und ausländerfeindlichen Reaktionen machen deutlich, dass die Aktion richtig und notwendig war“, sagte der hessische FDP-Politiker am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. In der Tiefgarage waren drei videoüberwachte und nahe an Ausgängen gelegene „Vielfalt-Parkplätze“ eingerichtet worden. Die Wand dahinter wurde in Regenbogenfarben gestrichen, wie dpa berichtet.
In der Öffentlichkeit sei fälschlicherweise das Bild entstanden, dass die Parkplätze nur bestimmten Gruppen, konkret Personen der LGBTQ-Gemeinschaft und Migranten, vorbehalten seien, sagte Morlock, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der städtischen Hanauer Parkhaus Gesellschaft (HPG) ist. „Die Parkplätze sind nicht reserviert, sie sind für alle gedacht und sollen ein Zeichen für Vielfalt sein.“ LGBTQ steht für Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Trans und Queer.