Angesichts der großen Unwetterschäden im Kreis Ahrweiler hat die Bonner Oberbürgermeisterin Menschen in ihrer Stadt dazu aufgerufen, Hilfe anzubieten: „Liebe Bonnerinnen und Bonner, bitte stellt Unterkünfte zur Verfügung! Meldet Euch, die Stadt stellt den Kontakt zu Menschen her, die Eure Hilfe brauchen“, schrieb Katja Dörner (Grüne) am Donnerstag auf Twitter.
Viele Menschen hätten in Ahrweiler durch den Starkregen in teils dramatischen Aktionen ihr Zuhause verloren. Melden könnten sich nun Privatpersonen, Hotels und Pensionen in Bonn, die noch Zimmer frei hätten. Die Stadt richtete dafür eine zentrale Koordinierungsstelle ein. Im Kreis Bad Neuenahr-Ahrweiler starben bei der Hochwasserkatastrophe mindestens 19 Menschen.
Viele Anwohner in Ahrweiler haben durch die Unwetter ihr Zuhause verloren. (Foto: Lucas Bäuml)
Bei der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz sind laut Landesinnenminister Roger Lewentz (SPD) mehrere Tausend Bürger vor den Fluten in Sicherheit gebracht worden. Ihre Zahl liege „deutlich im vierstelligen Bereich“, sagte er am Donnerstag bei einem Besuch der stark getroffenen Kurstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Allein im Landkreis Ahrweiler seien 13 Helikopter „zusammengezogen worden“.
Mit Blick auf die mindestens 19 Toten in Rheinland-Pfalz fügte Lewentz hinzu: „Die Menschen sind quasi im Bett überrascht worden.“ Die Hochwassernacht erinnere ihn an die Flutkatastrophe von Hamburg 1962. Auch damals wurden die Opfer in der Nacht überrascht – mehr als 300 Bürger verloren ihr Leben.
Der Landesinnenminister sagte, viele Häuser seien in Rheinland-Pfalz zerstört worden – das werde die Einsatzkräfte weiterhin sehr beschäftigen: „Wir werden eine lange Lage haben.“ Für genaue Bilanzen sei es noch zu früh, ergänzte Lewentz auch mit Blick auf die zahlreichen weiter Vermissten. „Jetzt haben wir nur das Retten im Kopf“, betonte er.
Lewentz machte sich mit Vizekanzler und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz und der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) in Bad Neuenahr-Ahrweiler ein Bild von den Zerstörungen des weit über die Ufer getretenen Flüsschens Ahr.
Innenminister Roger Lewentz (4.v.r.) spricht mit Betroffenen in Ahrweiler. (Foto: dpa)
„Nach aktueller Einschätzung muss mit einem plötzlichen Versagen der Mauer der Steinbachtalsperre jederzeit gerechnet werden.“
Die südniederländische Stadt Maastricht hat rund 10.000 Bürger und Bürgerinnen aufgerufen, ihre Wohnungen zu verlassen und sich vor dem Hochwasser in Sicherheit zu bringen. Mehrere Viertel der Stadt in der Provinz Limburg würden evakuiert, teilte die Stadt am Donnerstagabend mit. Es wird erwartet, dass in der Nacht die Maas so stark über die Ufer tritt, dass Wohnviertel überschwemmt werden.
Auch die Stadt Roermond evakuierte Viertel, mehrere Hundert Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen. Die Wasserstände der Flüsse in den Niederlanden schwellen durch die Wassermassen schnell an. Die Armee schickte mehrere Hundert Soldaten, um zu helfen.
Das niederländische Königspaar war am Donnerstagabend in die vom Hochwasser stark betroffene Region gereist. Sie hatten mit Bürgern und Bürgermeistern gesprochen.
In der niederländischen Region Limburg werden Betroffene von der Feuerwehr evakuiert. (Foto: AFP)
Papst Franziskus hat der Opfer der schweren Überschwemmungen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz seiner Solidarität versichert.
„Er bete besonders für die zahlreichen Vermissten, für die Verletzten und für alle, die zu Schaden gekommen sind oder durch die Naturgewalten ihre Lebensgrundlage verloren haben“
So hieß es am Donnerstagabend in einem von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterzeichneten Telegramm an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Allen Angehörigen der Toten sende Franziskus seine große Anteilnahme und sei in Gedanken bei den vielen Helfern und Einsatzkräften.
Papst Franziskus spricht ein Gebet über dem Petersplatz. (Foto: dpa)
Die Zahl der Todesopfer im Zusammenhang mit Unwettern im östlichen Belgien ist bis zum späten Donnerstagabend auf neun gestiegen. Zudem werden vier Menschen vermisst, wie die belgische Nachrichtenagentur Belga berichtete. Bereits am Morgen hatte es erste Meldungen über Tote gegeben. Innenministerin Annelies Verlinden hatte den Katastrophenschutzmechanismus der EU in Anspruch genommen, Frankreich, Italien und Österreich hatten Hilfe angeboten. König Philippe von Belgien und Königin Mathilde fuhren den Angaben zufolge in die besonders betroffene Gemeinde Chaudfontaine. Der zentrale Bahnhof der Stadt Lüttich mit knapp 200.000 Einwohnern wurde am Nachmittag geschlossen.
In der Stadt waren Belga zufolge zudem die Strom-, Gas- und Wasserversorgung beeinträchtigt. Wer an der Maas lebt, wurde dazu aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Auch in anderen Provinzen mussten Menschen in Sicherheit gebracht werden. Wie in Deutschland hielten starke Regenfälle und Überschwemmungen Einsatz- und Sicherheitskräfte im Osten des Landes seit der Nacht in Atem. Ministerpräsident Alexander De Croo schrieb auf Twitter: „Wir sichern allen Betroffenen sowie den örtlichen Behörden unsere volle Unterstützung zu."
Ein Auto versinkt im belgischen Lüttich im Hochwasser, nachdem die Maas über die Ufer getreten ist. (Foto: dpa)
An der von einem Dammbruch bedrohten Steinbachtalsperre im Kreis Euskirchen sinkt der Wasserstand. Dies teilte Markus Böhm vom Krisenstab am Donnerstagabend mit. Zum einen sei der Zufluss zurückgegangen, sagte der Geschäftsführer des Energiedienstleisters e-regio. Zum anderen pumpe das Technische Hilfswerk Wasser aus der Talsperre nah an der Grenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Am Freitagmorgen soll es eine neue Begutachtung des Dammes geben. Weil der Ablass der Talsperre infolge des Unwetters verstopft ist, kann das Wasser nicht kontrolliert abgelassen werden.
Die Brauchwasser-Talsperre, deren Damm tiefe Furchen aufweist, war am Donnerstag von einem Sachverständigen als „sehr instabil“ eingestuft worden, wie der Landrat des Kreises Euskirchen, Markus Ramers (SPD), gesagt hatte. Aus Sicherheitsgründen wurden mehrere Ortschaften evakuiert. Nach Ramers Angaben waren davon 4500 Einwohner betroffen.
Nach der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hat Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund finanzielle Hilfe für die Opfer angekündigt.
„Auch der BVB wird seinen Teil dazu beitragen, um den Betroffenen zu helfen und die Einnahmen eines Benefizspiels, das wir möglichst in Hagen bestreiten möchten, den Opfern zukommen lassen.“
Das sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (62) am Donnerstagabend in einer Vereinsmitteilung. Die entsprechenden Gespräche sollen in den kommenden Tagen aufgenommen werden.
Die BVB-Familie sei mit ihren Gedanken in diesen Stunden bei den Hochwasser-Opfern, deren Angehörigen und Freunden, bei all jenen, die gerade um ihre Existenz bangen und bei den vielen professionellen Helfern und Ehrenamtlichen, die unterstützen, wo sie nur können, hieß es weiter.
„Hagen-Hohenlimburg liegt wenige Kilometer vor unserer Haustür. Von dort und aus vielen weiteren Teilen des Landes erreichen uns schreckliche Bilder, obendrein aber berührende, die zeigen, wie sehr die Menschen der Region einander in schwierigen Situationen beistehen“, sagte Watzke.
Hans-Joachim Watzke bei einem Testspiel des BVB in Gießen (Foto: dpa)
Experten halten es angesichts der Flutkatastrophen für unumgänglich, dass sich Deutschland besser auf die Folgen des Klimawandels einstellt. „Klimaanpassung ist mindestens so wichtig wie Klimaschutz“, sagte Lamia Messari-Becker, Expertin für Stadtentwicklung an der Universität Siegen, am Donnerstagabend im „heute journal“ des ZDF.
„Der heutige Tag ist möglicherweise der Beweis dafür, dass wir die Folgen des Klimawandels tatsächlich unterschätzt haben“, sagte die Bauingenieurin. Zu den Problemen zählten zu starke Zersiedelung und Versiegelung. Wasser müsse versickern und ablaufen können.
Ähnlich äußerte sich der Klimaforscher Stefan Rahmstorf. „Natürlich müssen wir uns auch an den schon erfolgten und unvermeidlichen Klimawandel anpassen“, sagte er in den ARD-„Tagesthemen“. Bei Städten beispielsweise gehe es zunächst darum, die von Hochwasser bedrohten Straßen zu erfassen und zu kartieren. Unterirdische Auffangbecken könnten auch in dicht besiedelten Gegenden helfen.
Klimaforscher hätten seit Jahrzehnten vor der globalen Erwärmung gewarnt. Doch selbst solche Ereignisse wie das Hochwasser 2002, das Dresden unter Wasser gesetzt habe, habe nicht zu einem nachhaltigen Umdenken in der Politik geführt, kritisierte Rahmstorf.
Nordrhein-Westfalen: Das Kabinett berät ab 10 Uhr in einer Sondersitzung über die Lage und Hilfen für betroffene Kommunen. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung „maybrit illner“, es müssten Wege gefunden werden, sehr schnell wieder Straßen, Brücken und andere Infrastruktur in Gang zu setzen. Das Land werde helfen, nötig sei aber auch „eine große nationale Kraftanstrengung, damit schnell die schlimmsten Dinge beseitigt werden“.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) äußert sich ab 13 Uhr in Solingen zur Lage.
Rheinland-Pfalz: Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) will sich am frühen Vormittag in Trier über die Situation in ihrer Heimatstadt informieren. Wegen des starken Hochwassers im Mosel-Nebenfluss Kyll waren in Trier und Umgebung am Donnerstag Tausende Menschen in Sicherheit gebracht worden, auch ein Krankenhaus musste evakuiert werden. An allen Behörden in Rheinland-Pfalz werden die Fahnen am Freitag auf Halbmast gesetzt.
Foto: Lucas Bäuml
Euskirchen: In dem heftig betroffenen Kreis in NRW nimmt ein Gutachter erneut die Steinbachtalsperre unter die Lupe. Der Wasserstand war am Donnerstagabend durch Abpumpen zwar gesunken. Die Brauchwasser-Talsperre, deren Damm tiefe Furchen aufweist, war aber als „sehr instabil“ eingestuft worden. Deswegen wurden mehrere Ortschaften evakuiert. Betroffen waren rund 4500 Einwohner.
In allen betroffenen Regionen setzen die Rettungskräfte die Suche nach Vermissten fort. Die Bundeswehr hat zur Unterstützung bereits rund 900 Soldaten in die Katastrophengebiete in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz geschickt.
Bundesvorsitzende mehrerer Parteien haben sich für schnelle Hilfe im großen Stil ausgesprochen.
Der CDU-Vorsitzende Armin Laschet sagte am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“, es müssten Wege gefunden werden, sehr schnell wieder Straßen, Brücken und andere Infrastruktur in Gang zu setzen. Das Land werde helfen, nötig sei aber auch „eine große nationale Kraftanstrengung, damit schnell die schlimmsten Dinge beseitigt werden“.
Grünen-Chef Robert Habeck sprach sich für die Auflage eines Hilfsfonds aus. „Ich fände es richtig, wenn wir jetzt sehr schnell einen Hilfsfonds auflegen, wie es 2013 auch nach dem großen Elbhochwasser der Fall war“, sagte er der Zeitung Die Welt. „Wir müssen den Menschen in einer solchen Notsituation schnell und unbürokratisch unter die Arme greifen, und ein Teil des Geldes dafür muss aus dem Bundeshaushalt kommen.“
SPD-Chef Norbert Walter-Borjans sagte der dpa, die Menschen, die um ihre finanzielle Existenz fürchteten, bräuchten schnell Klarheit. Aufräumarbeiten und Wiederaufbau gelängen nur mit großer Solidarität.
In Wangen im Allgäu ist aufgrund des Starkregens ein Wohngebiet überflutet worden. Zwei Brückendurchflüsse des Epplingser Bachs wurden am Donnerstagabend von Treibgut blockiert, wie die Polizei am Freitagmorgen mitteilte. Dadurch sei das Wasser über die Ufer getreten und habe das angrenzende Wohngebiet Epplingser Halde überschwemmt.
Die Feuerwehr zählte von Donnerstagabend bis Freitagmorgen etwa 65 Einsätze, wie ein Sprecher der Integrierten Leitstelle mitteilte. Feuerwehr und Technisches Hilfswerk waren mit einem Großaufgebot im Einsatz.
Am Freitagmorgen entspannte sich die Lage. Das Wasser im Wohngebiet stand nach Angaben der Einsatzkräfte zum Teil kniehoch. Zahlreiche Keller und Garagen liefen voll. In einem Blockheizkraftwerk stieg das Wasser sogar bis zu 1,60 Meter hoch. Menschen wurden nicht verletzt. Der Schaden war zunächst unklar - ebenso die Zahl der Häuser, die von der Überflutung betroffen waren.
Feuerwehrmänner pumpen in Wangen im Allgäu Keller aus. (Foto: dpa)
Nach den heftigen Unwettern in Belgien ist die Zahl der Toten laut Medienberichten auf zwölf gestiegen. Wie der öffentlich-rechtliche Rundfunksender RTBF am Freitag berichtete, werden fünf weitere Menschen noch vermisst. Der wallonische Regierungschef Elio Di Rupo sagte dem Sender, er befürchte, dass die Zahl der Todesopfer weiter steigen werde. „Gestern Abend waren noch hunderte Menschen in ihren Häusern eingeschlossen“, sagte Di Rupo am Freitagmorgen. Die Wallonie, eine französischsprachige Region im Süden Belgiens, war besonders stark von den Unwettern betroffen.
Nach Angaben der Bundespolizei blieben dutzende Straßenabschnitte für den Verkehr gesperrt, ebenso wie die meisten Bahnstrecken in der Wallonie. Mehr als 21.000 Menschen in der Region waren ohne Strom, wie der Strom- und Gasanbieter Ores mitteilte. Hunderte Verteilerkästen standen demnach unter Wasser.
In der belgischen Großstadt Lüttich waren die Anwohner der Maas am Donnerstag wegen außergewöhnlich starken Hochwassers aufgerufen worden, schnell ihre Häuser zu verlassen. In der Nacht stieg der Wasserpegel jedoch nicht weiter. Im am stärksten betroffenen Stadtteil sinke er inzwischen „sehr langsam“, teilte die Lütticher Polizei am Freitagmorgen mit.
In die Maas bei Lüttich münden die meisten Flüsse im Süden und Osten Belgiens, unter anderem die Ourthe und die Vesdre. Die an diese Flüsse angrenzenden Gemeinden in den Regionen Lüttich und Verviers sind seit Mittwoch überschwemmt. Allein im östlichen Bezirk Verviers starben laut Medienberichten sechs Menschen.
Die Menschen in Jülich im Kreis Düren können wieder in ihre Häuser zurück. Die Evakuierung wegen des befürchteten Hochwassers sei aufgehoben worden, teilte die Stadt am Freitagvormittag mit. Nach Rücksprache mit dem Wasserverband Eifel-Rur und dem Kreis Düren sei nicht mehr mit zusätzlichen größeren Wassermengen zu rechnen. Die Hotline zum Hochwasser werde in Kürze abgeschaltet.
Nachdem in der Nacht zu Freitag die Rurtalsperre in der Eifel übergelaufen war, waren in Jülich starke Überschwemmungen erwartet worden. Bereits am Morgen gab es jedoch eine vorsichtige Entwarnung: Der Anstieg des Hochwassers fiel weniger extrem aus, als zunächst befürchtet. Wie viele Menschen von der Evakuierung betroffen waren, konnte die Stadt zunächst nicht sagen.
Außerdem sind unter den Hochwassertoten in Rheinland-Pfalz sind nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung auch zwölf Bewohner einer Behinderteneinrichtung in Sinzig. Der Geschäftsführer des Vereins Lebenshilfe, Stefan Möller, sagte dem Blatt am Freitag, das Gebäude hätte auf Bitten der Feuerwehr eigentlich evakuiert werden sollen, eine Nachtwache sei im Nachbarhaus gewesen.
Eine Flutwelle verhinderte jedoch die Rettung. „Doch als der Mitarbeiter rüber ist, kam die Flutwelle - er kam nicht mehr raus und konnte keine Hilfe leisten“, sagte Möller. „Das ist fürchterlich - unsere Mitarbeiter sind traumatisiert, helfen aber noch, so gut sie können.
Bei der Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands sind bislang 93 Todesopfer zu beklagen. In Rheinland-Pfalz kamen in den Fluten mindestens 50 Menschen ums Leben, in Nordrhein-Westfalen waren es 43. Die Zahl dürfte sich angesichts einer hohen Zahl von Vermissten noch erhöhen.
Nach Polizeiangaben würden in Rheinland-Pfalz knapp unter 100 Menschen vermisst, sagte Innenminister Roger Lewentz am Freitagmorgen im Deutschlandfunk. Stundenlanger Starkregen hatte zu den verheerenden Überschwemmungen in mehreren Regionen geführt. Die Regierungen der beiden betroffenen Bundesländer kamen zu Sondersitzungen zusammen.
Zur Zahl der Toten in Rheinland-Pfalz sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Koblenz: „Die Befürchtung ist, dass es noch mehr werden.“ Die Bergungsarbeiten liefen weiter. Der Kreis Ahrweiler hatte von 1300 Vermissten im Kreisgebiet gesprochen. Eine Sprecherin erklärte das auch mit dem teilweise lahmgelegten Mobilfunknetz. Daher gebe es keinen Handy-Empfang; viele Menschen seien nicht erreichbar.
Auch mit Hochwasser zu kämpfen haben Nachbarländer Deutschlands. In der Schweiz stiegen Flusspegel nach starken Regenfällen stark an. Im Kanton Schaffhausen überschwemmten laut der Nachrichtenagentur Keystone-sda angeschwollene Bäche die Dörfer Schleitheim und Beggingen. Wassermassen flossen durch Straßen, in Keller, rissen Fahrzeuge mit und zerstörten kleinere Brücken. In Belgien wurden entlang der Maas vorbeugend Menschen aus einigen Gemeinden in Sicherheit gebracht, wie die Nachrichtenagentur Belga meldete.
Die Zahl der Toten in Folge des Unwetters und der Überschwemmungen ist auch in Belgien weiter gestiegen. Über Nacht fanden die Einsatzkräfte in der Wallonischen Region weitere Tote - somit forderte das Unwetter bisher mindestens 14 Menschenleben, wie die Nachrichtenagentur Belga am Freitag berichtete.
Der Ministerpräsident von Wallonien, Elio Di Rupo, sagte dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk RTBF, dass Häuser eingestürzt seien und vom Hochwasser Betroffene nicht erreicht werden könnten, wie Belga berichtete. Mittlerweile beruhige sich das Wetter in Belgien; der Regen lasse nach. Zudem war der Schienenverkehr in ganz Wallonien gestört. Mehr als 20 000 Menschen hatten zeitweise keinen Strom, und in manchen Regionen war das Trinkwasser verunreinigt
In Kordel im Landkreis Trier-Saarburg sind nach dem großen Hochwasser erste Aufräumarbeiten angelaufen. Auch wenn die Pegel sinken: Die Lage sei nach wie vor kritisch, sagte der Sprecher der Kreisverwaltung am Freitag. Noch gebe es Bereiche in dem Ort mit 2000 Einwohnern, die nicht erreichbar seien. Auch wegen Hangrutschgefahr sollten Menschen die Gemeinde meiden.
Im Fokus stehen zunächst Sicherungsarbeiten. Ein Statikteam sei vor Ort, um zu prüfen, ob die Häuser begehbar seien, sagte der Sprecher. „Sobald das geht, wird aufgeräumt.“ Zudem werde versucht, die Straßen befahrbar zu machen. Der Ort ist wegen überschwemmter Zufahrtswege weiter zum Großteil abgeschnitten. In weiten Teilen gebe es nach wie vor Stromausfall. Kordel liegt an der Kyll, einem Mosel-Zufluss.
Das anhaltend starke Hochwasser bremst die Schiffe auf dem Rhein nach Einschätzung des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts (WSA) Oberrhein noch mehrere Tage lang aus. „Nach derzeitiger Lage ist mit einer Freigabe für die Schifffahrt erst ab Anfang nächster Woche zu rechnen“, teilte die Behörde am Freitag in Freiburg mit. Sie betreut die Wasserstraße zwischen Weil am Rhein an der Grenze zur Schweiz und dem Bereich zwischen Mainz und Ginsheim (Hessen).
Nach WSA-Angaben ist die Strecke zwischen Iffezheim und Germersheim bereits seit der Nacht auf Mittwoch für die Rheinschifffahrt gesperrt. Am Donnerstag wurde dieser Bereich bis Mannheim ausgedehnt. Es werde ein weiterer Anstieg der Wasserstände mit einem Scheitelwert am Pegel Maxau voraussichtlich am Samstag und in Speyer in der Nacht zum Sonntag erwartet.
Das Hochwasser will die Verwaltung auch nutzen, um wissenschaftlich voranzukommen. Seit Freitag und bis zum Montag würden Abflüsse und Wasserspiegelhöhen zwischen Iffezheim und Mainz gemessen, teilte das WSA mit. „Die gewonnenen Naturdaten sind die wesentlichste Grundlage für numerische und physikalische Modelle“, erklärte Ines Jörgens vom WSA Oberrhein. Mit diesen Modellen würden zum Beispiel Wasserstandsvorhersagen oder Berechnungen der Wasserspiegel gemacht.
Die Lage in Erftstadt ist nach Angaben des zuständigen Landrates des Rhein-Erft-Kreises, Frank Rock (CDU), noch unübersichtlich. Er habe noch keine konkrete Zahl über Todesopfer oder Vermisste, sagte Rock am Freitag dem TV-Sender ntv.
Es seien noch 50 Menschen mit Booten gerettet worden, aber auch wieder Menschen auf eigene Faust in bereits evakuierte Häuser zurückgekehrt. Die Flut sei sehr schnell gekommen. Senken hätten binnen zehn Minuten unter Wasser gestanden. Es habe kaum Zeit gegeben, die Menschen zu warnen. Eine Sprecherin des Kreises sagte, es seien Menschen in Autos auf überfluteten Straßen eingeschlossen worden.