Ausblick auf regionaler Ebene
Nicht überall ändert sich das Klima gleichermaßen. Umfassend hat das Climate Service Center Germany (GERCIS) dazu geforscht. Das GERCIS ist eine Organisation, die 2009 von der Bundesregierung im Rahmen der „Hightech-Strategie zum Klimaschutz“ ins Leben gerufen und am Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung GmbH (HZG) – eingerichtet ist.
Für alle 401 Landkreise und kreisfreien Städte hat die Organisation Klimaausblicke errechnet. Auf der Homepage heißt es dazu: „Auch innerhalb einzelner Bundesländer und Regionen wirkt sich der Klimawandel je nach den individuellen geographischen Gegebenheiten unterschiedlich aus. Daher werden in den landkreisbasierten Klimaausblicken – im Vergleich mit über ganz Deutschland oder über die Bundesländer gemittelten Ergebnissen – regionale Besonderheiten deutlich.“
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Grünalgen in der Ostsee. Foto: dpa
Ostsee noch immer überdüngt: Die jahrzehntelang von Überdüngung geplagte Ostsee mit ihren sauerstoffarmen „Todeszonen“ ist immer noch nicht über den Berg. Das liegt auch an den Folgen des Klimawandels, wie ein am Freitag vorgelegter Ostsee-Klimareport nahelegt. „In der Vergangenheit war die Überdüngung das Problem Nummer Eins.“ Man habe dann seit den achtziger Jahren eingegriffen und die Nährstoffzufuhr kräftig reduziert – aber ein guter ökologischer Zustand, wie er von der sogenannten Helsinki-Kommission (Helcom) bis 2021 angestrebt wurde, sei nicht erreicht worden, sagte der Klimaforscher und Ozeanograph Markus Meier der Nachrichtenagentur dpa. Meier arbeitet am Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und war als Vorsitzender der Forschungsgemeinschaft „Baltic Earth“ maßgeblich an dem Klimareport beteiligt.
Die langsame Reaktion des Meeres auf die Maßnahmen gegen die Überdüngung erklärt Meier zum einen mit dem „System der Ostsee selbst, das aufgrund der speziellen hydrografischen Bedingungen als Binnenmeer langsam auf die Änderungen der Nährstofffrachten reagiert“. Mittlerweile komme zum anderen die Klimaerwärmung als verstärkender Effekt hinzu: „Je wärmer das Wasser ist, desto weniger Sauerstoff löst sich im Wasser. Außerdem wird die biologische Aktivität und damit auch das Algenwachstum durch höhere Temperaturen angekurbelt.“ (dpa)
Drei aktuelle Klima-Nachrichten
Verhagelte Ernte: Die deutschen Bauern rechnen abermals mit einer unterdurchschnittlichen Ernte. Beim Getreide werde in diesem Jahr eine Einfuhr von 42,4 Millionen Tonnen erwartet – rund eine Million Tonnen oder zwei Prozent weniger als im Vorjahr, wie der Deutsche Bauernverband (DBV) am Freitag mitteilte. Die Ernte bleibe damit 4,7 Prozent hinter dem Mittel der Jahre 2015 bis 2020. „Zahlreiche Hagel- und Starkregenereignisse haben uns gezeigt, dass die Landwirte die Auswirkungen des Klimawandels direkt zu spüren bekommen“, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied. Optimistisch äußerte sich der Bauernverband zu Kulturen wie Mais, Zuckerrüben und Gemüse – diese hätten von den Niederschlägen im Sommer profitiert. Die Zahlen des DBV sind erste Schätzungen. (AFP)
Anspruch auf den Regenwald: Vor dem Kongress der Weltnaturschutzunion (IUCN) pochen indigene Gruppen aus Südamerika darauf, 80 Prozent des Amazonasgebiets bis 2025 unter Schutz zu stellen. Außerdem wollen sie die entsprechenden Gebiete selbst verwalten. „Unser Vorschlag kommt in einer Zeit, in der verzweifelt nach Lösungen gesucht wird, um die Zerstörung der Natur aufzuhalten“, sagte José Gregorio Diaz Mirabal, Koordinator des Dachverbands der indigenen Gruppen im Amazonasbecken (Coica), der die Delegation aus dem Amazonasgebiet bei dem Kongress in Marseille in der kommenden Woche leiten wird. Die Coica beruft sich auf Studien, die zuletzt gezeigt haben, dass Indigene die besten „Hüter des Waldes“ im Kampf gegen Umweltschäden und Klimawandel sind. Wo sie über Landtitel verfügen, wird wesentlich weniger abgeholzt als in anderen Regionen. (dpa)
Mehr Starkregen: Überall in Deutschland muss in Zukunft mit Hochwasserkatastrophen wie Mitte Juli in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gerechnet werden. Davor warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) aufgrund der steigenden Temperaturen der Erdatmosphäre durch den Klimawandel. „Statt großflächigem Dauerregen wird es häufiger kleinräumigen Starkregen geben. Außerdem wird kurzer, extremer Starkregen noch intensiver werden, besonders in den dicht besiedelten Gebieten“, sagte der Leiter der Klima- und Umweltberatung im DWD, Tobias Fuchs, am Donnerstag auf der Pressekonferenz der Allianz „Anpassung an den Klimawandel“. Die Allianz stellte in Offenbach eine Studie vor, über die unser Kollege Kevin Hanschke berichtet. (F.A.Z.)
Bericht des Bundesumweltamts – Deutschland wird Klimaziele verfehlen: Deutschland wird seine Klimaziele ohne zusätzliche Anstrengungen sowohl für das Jahr 2030 wie auch für 2040 deutlich verfehlen. Zu diesem Schluss kommt der Projektionsbericht 2021, dessen Entwurf das Bundesumweltministerium am Donnerstag veröffentlichte. Dem Bericht zufolge würden die Emissionen bis 2030 um 49 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken. Vorgeschrieben sind nach dem geltenden Klimaschutzgesetz minus 65 Prozent. Für 2040 wird eine Minderung um lediglich 67 Prozent vorhergesagt, weit unter der Emissionsminderung um 88 Prozent, die das Klimaschutzgesetz vorschreibt.
Für die Projektion wurden alle Maßnahmen berücksichtigt, die bislang Ende August 2020 beschlossen wurden, also auch das Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung sowie Maßnahmen aus dem Konjunkturpaket von 2020. Das Umweltministerium wies jedoch darauf hin, dass etwa das Klimapaket der Regierung aus dem laufenden Jahr nicht berücksichtigt sei, auch nicht der deutliche Anstieg der Zertifikatspreise im Europäischen Emissionshandelssystem ETS seit Jahresbeginn.
Allerdings wird in dem Bericht bereits davon ausgegangen, dass 2030 in Deutschland 8,4 Millionen Elektroautos zugelassen sein werden. Die installierte Windkraftleistung an Land werde sich von derzeit rund 54 Gigawatt bis dahin auf 71 Gigawatt erhöht haben, die installierte Photovoltaik-Leistung von derzeit 54 Gigawatt auf 100 Gigawatt. Die Expertinnen und Experten gehen auch davon aus, dass der CO2-Preis in den Sektoren Verkehr und Gebäude 2030 bei 125 Euro liegen wird und bis 2040 auf 275 Euro pro ausgestoßener Tonne Kohlendioxid ansteigt. Derzeit beträgt der Preis 25 Euro pro Tonne. Erstellt wurde der Projektionsbericht 2021 im Auftrag des Umweltbundesamts (UBA) für die Bundesregierung vom Öko-Institut, dem Fraunhofer-Institut für System und Innovationsforschung (ISI), dem Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien (IREES) sowie dem Thünen-Institut.
Der Klimaschutz-Projektionsbericht muss laut Klimaschutzgesetz alle zwei Jahre vorgelegt werden. Eigentlich hätte er bereits im März dem Bundestag zugeleitet werden müssen, die Veröffentlichung verzögert sich jedoch seit Monaten. Das Umweltministerium wies Vorwürfe zurück, der Bericht werde bewusst zurückgehalten möglicherweise wegen der anstehenden Bundestagswahl. (AFP)