Kipppunkt – der F.A.Z. Klimablog

Kipppunkt – der F.A.Z. Klimablog Live

  • 10/15/2021 7:57:11 PM   Martin Franke
    Großes Potential bei Solarenergie: Eine neue Studie, die vor wenigen Tagen im Fachmagazin Nature Communications erschienen ist, hat das weltweite Potential von Solaranlagen auf Dächern berechnet. Nach Angaben der Forscher könnten die Anlagen in Zukunft den gesamten globalen Elektrizitätsbedarf abdecken. Nach den Berechnungen der Wissenschaftler bedeckten die Dachflächen aller Kontinente etwa 200.000 Quadratkilometer, im Vergleich zu etwa 150 Millionen Quadratkilometern Landfläche. Für ihre Schätzung kombinierten James Glynn vom irischen University College Cork und seine Kollegen zwei Ansätze: Zum einen wurden Daten von Häusergrundrissen erhoben und dann auf eine Region hochgerechnet. Bei dem anderen Ansatz wurden Luftbild- und Satellitenaufnahmen mittels Algorithmen des maschinellen Lernens auf Dachflächen untersucht. Die Forscherinnen und Forscher teilten daraufhin die gesamte untersuchte Landfläche in etwa 3,5 Millionen Quadrate von jeweils zehn Kilometern Kantenlänge ein. 
     
    Ein sogenanntes Fischernetz-Gitter angewandt am Beispiel New York. Credits: Copernicus GLC Landcover, Microsoft Building Footprints, and Open Street Maps
     
    Das Ergebnis: Insgesamt gelangten die Wissenschaftler zu einem Energiewert von 27 Billionen Kilowattstunden, die Solarzellen auf Dächern liefern könnten. Zum Vergleich: Die Internationale Energieagentur (IEA) beziffert den globalen Elektrizitätsverbrauch für das Jahr 2018 auf 24,7 Billionen Kilowattstunden. Der Energiebedarf wird in den kommenden Jahren vermutlich weiter steigen.
     

  • 10/11/2021 3:12:08 PM   Joachim Müller-Jung
    Sehr schnell, sehr viel: 50 Prozent mehr Energie aus Sonne und Wind bis zum Jahr 2030 – das muss die neue Messlatte für die deutsche Klimapolitik sein, zumindest ist dies der Anspruch von Energieexperten. In dem vom Bundesforschungsministerium geförderten und von zehn deutschen Forschungsinstituten umgesetzten „Kopernikus-Projekt Ariadne“ sind die Stolpersteine untersucht worden auf dem Weg zu der im novellierten Klimaschutzgesetz angepeilten Klimaneutralität bis zum Jahr 2045. Zehn unterschiedliche Szenarien für die Energiezukunft haben die fünfzig Modellierer kalkuliert und damit den Handlungsspielraum der Klimapolitik ausgemessen. Dabei wurde in verschiedenen Sektoren erneuerbarer Strom aus Wind und Sonne ebenso berücksichtigt wie die Elektrifizierung über Wasserstoff, Energieimporte und die Weiterentwicklung von synthetischen Kraftstoffen mit Hilfe erneuerbarer Energien. Der fast 370 Seiten lange Bericht skizziert die möglichen Entwicklungspfade in den einzelnen Sektoren, die zusammen genommen die Klimaneutralität erreichen wollen. Entscheidend dabei ist, so die Wissenschaftler, dass bereits in der kommenden Legislaturperiode große, entscheidende Weichen gestellt werden.
       
    Ein Faktor, der politischen Sprengstoff enthält: Die zunehmend unwirtschaftliche Nutzung von Kohle müsste schon „um 2030“ beendet sein. „In der Politik wird oft noch unterschätzt, wie tiefgreifend der notwendige Umbau zur Klimaneutralität 2045 ist“, so der Vize-Leiter des Ariadne-Projektes, Gunnar Luderer. „Fest steht: Scheitern wir am Meilenstein des Klimaziels 2030, werden wir wohl auch 2045 nicht klimaneutral sein.“ Insbesondere in den Sektoren Industrie, Gebäude und Verkehr werde die Umstellung in Richtung Klimaneutralität zu einer Herausforderung. Beispiel Wärme im Haus: Wie das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE gezeigt hat, müsste die jährliche Sanierungsrate im Gebäudebestand deutlich steigen, auf mindestens 1,5 bis 2 Prozent jährlich. Das heißt: Bis 2030 müssten fünf Millionen Wärmepumpen installiert sein und etwa 1,6 Millionen Gebäude neu an das Fernwärmenetz angeschlossen sein.
    Das Wärmebild eines öffentlichen Gebäudes zeigt die energetischen Stärken und Schwachstellen. Foto: Stadt Hofheim
  • 10/5/2021 9:04:01 AM   Joachim Müller-Jung
    Niederschmetternder Korallentod: Fischerei mit Dynamit, die Verschmutzung der Meere, aber vor allem der Klimawandel haben in den vergangenen Jahren ein massives Korallensterben verursacht. Von 2009 bis 2018 seien 14 Prozent der weltweiten Korallenriffe abgestorben, ergab die bisher größte Untersuchung zu Korallenbeständen, die das Wissenschaftsnetzwerk Global Coral Reef Monitoring Network nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag vorstellte. Besonders stark von dem Massensterben betroffen sind demnach die Korallen in Südasien und im Pazifik, rund um die arabische Halbinsel sowie die Korallen vor der Küste Australiens. Paul Hardisty, Leiter des Australischen Instituts für Meereswissenschaften und einer der mehr als 300 an dem Bericht beteiligten Wissenschaftler, nannte den Klimawandel „die größte  Bedrohung für die Riffe auf der Welt“.
     
    Die Weltmeere absorbieren dem Bericht zufolge mehr als 90 Prozent der durch Treibhausgasemissionen verursachten überschüssigen Hitze. Dies verursache lang anhaltende Hitzewellen, die viele Korallenarten überforderten. 1998 hatte der Untersuchung zufolge eine einzige Korallenbleiche acht Prozent des weltweiten Korallenbestands vernichtet.
     
    Ein durch Dynamitfischen zerstörtes Korallenriff. Foto: dpa
     
    Korallenriffe bedecken nur etwa 0,2 Prozent des Meeresbodens, sind aber Lebensraum für mindestens ein Viertel aller Meerestiere und -pflanzen. Hunderten Millionen Menschen dienen Korallen außerdem als Proteinlieferanten und Schutz vor Stürmen und Küstenerosion. Außerdem hängen zahlreiche Jobs im Tourismus von ihnen ab. Der Bericht beziffert den volkswirtschaftlichen Wert der Korallenriffe auf rund 2,7 Billionen Dollar (2,3 Billionen Euro) pro Jahr, davon 36 Milliarden Dollar im Tourismusbereich. Das UN-Umweltprogramm UNEP, das die Erstellung des Berichts unterstützte, rief zum Gegensteuern auf. „Seit 2009 haben wir weltweit mehr Korallen verloren, als Korallen in Australien leben“, erklärte UNEP-Direktorin Inger Anderson. „Wir können die Verluste rückgängig machen, aber wir müssen jetzt handeln.“ Seit dem vorindustriellen Zeitalter hat sich die Erde bereits um 1,1 Grad erwärmt.
     
    Der Weltklimarat IPCC rechnet in seinem jüngsten Bericht damit, dass sich die Erde bis zum Ende dieses Jahrzehnts bereits um 1,5 Grad erwärmt haben wird. Dies bedeute, dass 70 bis 90 Prozent der Korallen weltweit verschwinden würden. Bei einer Erderwärmung um zwei Grad könnte laut IPCC gerade einmal ein Prozent der Korallen überleben. Die Berichtsautoren fanden bei ihrer Untersuchung aber auch Gründe für vorsichtigen Optimismus. „Manche Riffe haben eine bemerkenswerte Fähigkeit gezeigt, sich zu erholen“, sagte Hardisty. Dies gebe „etwas Hoffnung für eine zukünftige Erholung zerstörter Riffe“.
  • 10/1/2021 4:43:46 PM   Joachim Müller-Jung
    Dunkler und wärmer: Eine durchaus beunruhigende Entwicklung haben amerikanische Planetenforscher gemacht, die sich mit der Reflexion der Sonnenstrahlung von der Erdoberfläche ins All beschäftigen. Dieser als Albedo bezeichnete Effekt, der durch die Veränderungen in der Beschaffenheit der Erdoberfläche entscheidend den Energiehaushalt der Erde beeinflusst, hat sich mit der Erderwärmung zuletzt deutlich verändert. Allerdings war bislang nicht klar, ob die beobachtete Abdunkelung mit Schwankungen der Sonnenstrahlung selbst zu tun haben könnte. In den vergangenen drei Jahren ist die Albedo allerdings wohl so stark zurückgegangen, dass die Wissenschaftler um Philip Goode vom New Jersey Institute of Technology einen schlimmen Verdacht hegen: Nicht nur könnte die Abdunkelung vom weltumspannenden Klimawandel forciert werden, sie hat offenbar auch eine Dimension inzwischen erreicht, dass mit einem Verstärkereffekt gerechnet werden müsse. Die Größenordnung des Albedo-Effektes sei mit der Erwärmung durch die Treibhausgase vergleichbar. 
     
    Das schreiben die Forscher im renommierten Fachmagazin Geophysical Research Letters. Die Albedo-Verluste sind demnach eindeutig entkoppelt von Prozessen auf der Sonne. Vielmehr liegt der Fokus nun auf den Meeren. Es geht dabei nicht nur um das Schmelzen der Poleiskappen, sondern auch um Wolkenbildungen, die bisher in dem Ausmaß nicht beobachtet worden war. Vor allem über dem Ostpazifik von Nord- bis Südamerika bilden sich auf großer Fläche offenbar sehr viel weniger niedrig hängende helle Wolken. Ähnlich wie beim Meereis rund um die Pole führt das dazu, dass die dunklere Meeresoberfläche mehr Strahlung und damit Wärme absorbiert – eine klassische positive Rückkoppelung. Im Schnitt reflektiert die Erde rund dreißig Prozent der Sonnenenergie zurück ins All. Heute sind es allerdings ein halbes Watt pro Quadratmeter weniger als vor zwanzig Jahren. Das entspricht einem Rückgang der Reflektivität des Planeten um ein halbes Prozent. Mit einem so deutlich negativen Trend bei der Albedo, schreiben die Wissenschaftler, habe man nicht gerechnet.
    Erdschein zwischen 1998 und 2017: Die Abstrahlung der Energie wird hier als Watt pro Quadratmeter angegeben. Die seit 2001 ermittelten CERES-Daten sind als blaue Linie dargestellt, der „best fit“ ist in der gestrichelten blauen Linie aufgetragen. Grafik: Geophysical Research Letters
  • 9/29/2021 9:34:29 AM   Lilly Bittner
  • 9/25/2021 12:31:27 PM   Martin Franke
    Auch ärmere Länder versprechen Klimaschutzmaßnahmen: Zimbabwe im Südosten Afrikas hat zugesagt, bis zum Jahr 2050 seine Treibhausgasemissionen um 40 Prozent zu senken, um „die katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels abzuwenden“. Das teilte die Informationsministerin von Zimbabwe mit. Der Präsident des Landes werde Anfang November in Glasgow bei der Klimakonferenz teilnehmen, hieß es.

      

    Mehr Informationen zur COP 26 UN Climate Change Conference


  • 9/23/2021 5:40:33 PM   Joachim Müller-Jung
    Kollateralschäden des EU-Green Deal: Der rasche Umbau der europäischen Wirtschaft hin zu einer klimafreundlichen Produktion hat seinen Preis, und könnte im schlimmsten Fall auch wichtige Handelsbeziehungen gefährden, sofern Brüssel nicht selbst gegensteuert. Dabei geht es um den CO2-Grenzausgleich – eine Art Strafsteuer auf importierte Produkte, die mit veralteten, treibhausgasintensiven Verfahren erzeugt wurden. Der Mechanismus soll nach den im Green Deal formulierten Zielen verhindern, dass europäische Hersteller ihre Tätigkeit künftig in andere Länder verlagern, die es mit der Klimapolitik nicht so genau nehmen. In der ersten Phase des Grenzausgleichs sind gleich die großen „Brocken“ dran: Industrieprodukte wie Zement, Aluminium oder Stahl, die viel Energie verbrauchen. Wissenschaftler des Potsdamer Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung IASS haben jetzt Handelspartner der EU abgeklopft und im Journal Energy Research & Social Science gezeigt, dass vor allem die Handelsbeziehungen mit dem Globalen Süden und den Nicht-EU-Ländern in Osteuropa vor einer gefährlichen Wende stehen.
     
    Viele der Länder mit energieintensiven Industrien wie Bosnien-Hercegovina, Marokko oder Mosambik dürften aus ganz unterschiedlichen Gründen enorme Schwierigkeiten haben, auf „grüne“ Produktionen umzustellen. Damit der Handel mit der EU dennoch nicht zusammenbricht beziehungsweise nach wirtschaftsstarken Regionen wie China verlagert wird, die ökologisch weniger anspruchsvoll sind als die EU, sollte die Europäische Union nach dem Dafürhalten der Wissenschaftler Vorsorge treffen. „Wenn der CO2-Grenzausgleichsmechanismus zum Klimaschutz beitragen soll, sollte die EU jene Länder finanziell und technisch unterstützen, für die diese Abgabe ein hohes Risiko darstellt. Allein können sie die umfangreichen Investitionen nicht leisten, die für die Dekarbonisierung erforderlich sind“, sagt Studienhauptautorin Laima Eicke. Klima-Aufbauhilfen könnten etwa sein, die Betriebe in den außereuropäischen Staaten mit dem Knowhow für Energieeinsparungen zu unterstützen, oder Schulungen in der Emissionsüberwachung, Berichterstattung und Überprüfung.
     
    Elektrolyse-Öfen in der Aluminiumherstellung. Foto: dpa
  • 9/22/2021 10:19:43 AM   Martin Franke
    Wie der Klimawandel Deutschland bereits verändert hat: Die globalen klimatischen Veränderungen haben bereits spürbare Folgen für Deutschland. An mehreren Indikatoren lässt sich das ablesen.
     
    • Meeresspiegelanstieg: Der Pegel an der deutschen Nordseeküste ist seit 1843 um 42 cm gestiegen. Das ergeben die Messungen in Cuxhaven.
    • Temperaturanstieg: Seit 1881 hat die mittlere Temperatur um 1,6 Grad Celsius zugenommen.
    • Sonnenscheindauer: In Deutschland nimmt die Sonnenscheindauer zu. Seit 1951 ist diese um 8,7 Prozent gestiegen.
    • Hitze: Die Anzahl der heißen Tage ist ebenso gestiegen – seit 1951 um 196 Prozent.
    • Winter werden nasser: Die Niederschläge im Winter haben seit 1881 um 27 Prozent zugenommen.
    • Kältetage: Seit 1951 ist die Zahl der Eistage um 49 Prozent gesunken.
     

    Ausblick auf regionaler Ebene

    Nicht überall ändert sich das Klima gleichermaßen. Umfassend hat das Climate Service Center Germany (GERCIS) dazu geforscht. Das GERCIS ist eine Organisation, die 2009 von der Bundesregierung im Rahmen der „Hightech-Strategie zum Klimaschutz“ ins Leben gerufen und am Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung GmbH (HZG) – eingerichtet ist.

    Für alle 401 Landkreise und kreisfreien Städte hat die Organisation Klimaausblicke errechnet. Auf der Homepage heißt es dazu: „Auch innerhalb einzelner Bundesländer und Regionen wirkt sich der Klimawandel je nach den individuellen geographischen Gegebenheiten unterschiedlich aus. Daher werden in den landkreisbasierten Klimaausblicken – im Vergleich mit über ganz Deutschland oder über die Bundesländer gemittelten Ergebnissen – regionale Besonderheiten deutlich.

    Mehr zum Thema: Klimaausblick für Ihren Landkreis

  • 9/21/2021 3:58:23 PM   Joachim Müller-Jung
    Klima-Regenwälder: Afrikas Bergregenwälder sind als Kohlenstoffspeicher und damit als möglicher Puffer für den Klimawandel bislang massiv unterschätzt worden. Das legen die Forschungen nahe, die unter anderen die Passauer Geographin Christine Schmitt viele Jahre lang in zwölf afrikanischen Ländern vorgenommen hat. Im Wissenschaftsmagazin „Nature“ berichtet sie über die Kohlenstoffbilanzen. Demnach liegen die Speicherpotentiale mit im Schnitt fast 150 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar nicht nur deutlich über dem in Modellen angenommenen Wert von gut 90 Tonnen, sondern auch weit über den Kohlenstoffspeicherkapazitäten je Hektar im Tiefland-Regenwäldern Afrikas und Südamerikas. Entscheidend dafür sind offenbar die überdurchschnittlich vielen dicken, alten Bäume, die in den hochgelegenen Regenwäldern vorkommen.
     
    Untersucht wurden für die Studie insgesamt 72.336 Bäume auf 226 Flächen. Weil viele der Bergwälder vom Klimawandel bedroht sind und auch Kahlschläge immer mehr zum Problem werden, dürfte dies nach Auffassung der Forscher auch für das künftige Klima eine wichtige Rolle spielen. Die natürliche Pufferfunktion der Bergregenwälder drohe sukzessive verloren zu gehen.
    Blick von einem Bergmassiv der Taita Hills im Süden Kenias. Foto: Christine Schmitt
  • 9/20/2021 1:24:50 PM   Martin Franke
    Nachhaltige Gebäude helfen Klimaschutz: In Deutschland und andernorts müssen auch Gebäude einen stärkeren Beitrag zum Klimaschutz beizutragen. Um die Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, arbeitet das Bonner Start-up Recogizer an digitalen Lösungen. Laut dem Greentech-Unternehmen sind CO2-sparende Gebäude nicht ohne Digitalisierung möglich. Datenbasiert könne man demnach automatisiert den Energieverbrauch und CO2-Ausstoß von Gewerbeimmobilien senken, beispielsweise bei Bürogebäuden, Hotels, Schulen und Universitäten. Als konkretes Anwendungsbeispiel nennt das Unternehmen „selbstlernende Regelungen für Heizung, Lüftung und Klimaanlagen“, die den Energieverbrauch um bis zu 30 Prozent senken können. Dabei würden komplexe Zusammenhänge wie Wetter, Kundenfrequenz, Öffnungszeiten KI-gestützt miteinander verknüpft und das Gebäudeverhalten erlernt. Jeder Gebäudebereich soll zu jeder Zeit mit nur so viel Energie versorgt werden, wie tatsächlich benötigt wird. Damit könne Energie gespart werden, statt sie zu verschwenden. Auch hätte diese KI-gestützte Technik eine positive Wirkung auf das Innenraumklima.
     

  • 9/15/2021 3:56:16 PM   Joachim Müller-Jung
    Labile Starkwinde: Der polare Jetstream („Polarjet“) in einigen Kilometern Höhe, der mit Windgeschwindigkeiten von einigen hundert Stundenkilometern von West nach Ost bläst und von Piloten auf ihren Transatlantikflügen zum Vortrieb genutzt wird, ist wohl noch labiler als gedacht. Nach neuen Berechnungen könnte er sich bei einer unverminderten Erwärmung um das Jahr 2060 dauerhaft so weit außerhalb seiner natürlichen Schwankungsbreite bewegen, dass er das Wettergeschehen über Europa und Nordamerika sehr viel massiver beeinflusst als ohnehin schon. Matthew Osman von der University of Arizona hat darüber in der aktuellen Ausgabe der Proceedings der amerikanischen Nationalen Akademie der Wissenschaften berichtet. Die Forschergruppe hat Gletscherschichten auf Grönland systematisch nach Spuren extremer Jetstream-Einflüsse durchsucht.
     
    Besonders deutlich wirken sich Jetstreams, oft auch als Strahlwinde bezeichnet, auf die Niederschlagsmengen am Erdboden aus – dann nämlich, wenn die extremen Höhenwinde tiefere Luftschichten erreichen und als Sturmfronten viel Feuchtigkeit mit sich führen. Solche Niederschlagsanomalien sind in den Eischichten von polaren Gletschern zu erkennen. Osman und sein Team haben so die Variabilität des Polarjet bis ins achte Jahrhundert zurückverfolgen können. Verlagert sich der Polarjet weiter nach Norden, was bei einer weiteren Erwärmung der Erdatmosphäre erwartet wird, ist etwa mit Trockenheit auf der iberischen Halbinsel zu rechnen. Auch sogenannte Blockadewetterlagen mit langen Extremwetterperioden sind möglich, wenn der Jetstream über Wochen nahezu unverändert über der Nordhemisphäre steht und die Hoch- und Tiefdruckgebirge, die ebenfalls stark vom Verlauf des Jetstreams abhängig sind, sich kaum bewegen. Solche „Ausschläge“ des mäandernden Starkwindbandes nach Norden oder Süden sind zuletzt öfter beobachtet worden.
     
    In den vergangenen Jahren haben mehrmals solche Extremwetterlagen für Dürren beziehungsweise für Dauerregen und Überflutungen gesorgt. Und auch historisch lassen sich Jetstream-Anomalien finden, die beispielsweise mit Hungersnöten im 14. Jahrhundert in Spanien oder im 18. Jahrhundert auf den britischen Inseln in Verbindung bringen lassen. Die Forscher erwarten bei einer Erderwärmung, dass die Stabilität des mäandernden Polarjets weiter abnimmt und das Wetter noch unberechenbarer wird.
    Visualisierung des mäandernden Jetstreams über der nördlichen Hemisphäre mit Wetter- und Klimadaten der Nasa.

  • 9/14/2021 3:45:25 PM   Martin Franke
    Drei Lese-Empfehlungen:
       
  • 9/14/2021 9:25:55 AM   Martin Franke
    Tempolimit würde Treibhausgase einsparen: Im Bundestagswahlkampf ist das Tempolimit ein Thema für klare Positionen. AfD, FDP und Union sprechen sich gegen ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen aus, die Grünen, die SPD und Die Linke sind dafür. Mehr als die Hälfte der Strecken hierzulande sind ohne Geschwindigkeitsbeschränkungen*. Ganz anders sieht es bei unseren Nachbarn aus: In Polen herrschen maximal 140 Stundenkilometer auf den Autobahnen, in Frankreich 130, in Spanien und Portugal 120. Was würde eine Regulierung für die Höhe von Treibhausgasemissionen bedeuten?
       
    Bereits vor einem Jahr hat das Umweltbundesamt (UBA) berechnet, dass eine Begrenzung der Geschwindigkeit auf Autobahnen Einsparmöglichkeiten hätte: „Durch die Einführung eines generellen Tempolimits von 130 km/h auf Bundesautobahnen würden die Emissionen um jährlich 1,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente reduziert.“ Noch deutlicher wäre ein Tempolimit von 120, das jährlich 2,6 Millionen Tonnen einsparen würde. Den größten Unterschied aber würde ein Tempolimit von 100 km/h machen; damit könnten laut UBA sogar 5,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr eingespart werden. In dem Bericht wird hervorgehoben, dass das Einsparpotential „kurzfristig und ohne nennenswerte Mehrkosten“ erreicht werden könnte. Unter Autofahrern sind 50 Prozent dafür, 45 Prozent dagegen, wie eine Umfrage von ADAC unter seinen Mitgliedern ergab. Die mittlere Geschwindigkeit auf Autobahnen liegt laut UBA bei 116,5 Stundenkilometern.
         
    Der Verkehr in Deutschland verursacht etwa 20 Prozent der Emissionen, 186,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Auf Fahrten von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen (also Transporter etwa) auf Autobahnen entfallen 44,5 Millionen Tonnen.
       
        
    *Anmerkung: In einem 2015 von der Bundesanstalt für Straßenwesen herausgegeben Papier hieß es, dass 70 Prozent der Autobahnen kein Tempolimit haben. Durch Baustellenabschnitte könnte der Anteil derzeit niedriger sein. Eine aktuelle Zahl liegt nicht vor.
    Tempolimits in Europa. Quelle: ADAC

  • 9/13/2021 5:13:52 AM   Martin Franke
    Die Weltnaturschutzunion (IUCN) hat sich für einen umfassenden Schutz des Amazonas-Regenwaldes bis 2025 ausgesprochen: Sämtliche Mitglieder stimmten zum Abschluss des Kongresses in Marseille bereits am Freitag für einen entsprechenden Antrag. Der Text ist nicht verbindlich, gibt den 1400 Mitgliedern aber ein Ziel vor. Zur Weltnaturschutzunion zählen sowohl Staaten als auch Nichtregierungsorganisationen.
      
    Vertreter indigener Völker, die erstmals mit einem Sonderstatus am Kongress teilnahmen, hatten auf die Resolution gedrungen, nach der 80 Prozent des Regenwaldes unter Schutz gestellt werden sollen. Die Weltnaturschutzunion verabschiedete zudem einen Antrag, um die Säugetiere des Meeres besser zu schützen. Dazu sollten verstärkt Schutzzonen eingerichtet werden. Außerdem sollte die Fischerei zeitweise eingeschränkt und das Fahrttempo von Schiffen reduziert werden.
      
    Der IUCN-Kongress hatte seit dem 3. September in Marseille über den Erhalt der Artenvielfalt beraten. Dabei ging es auch darum, die Weichen für die nächsten UN-Gipfel zu Arten- und Klimaschutz sowie Ernährungssicherheit zu stellen. (AFP)

  • 9/10/2021 12:20:00 PM   Lilly Bittner
           Dürreregionen im jahreszeitlichen Verlauf. Quelle: Böhnisch et al.
      
    Extreme Dürren werden in Europa wahrscheinlicher: Im Falle eines ungebremsten Klimawandels nehmen extreme Sommerdürren in Europa immer mehr zu. Das fand ein Forschungsteam um Magdalena Mittermeier der Ludwig-Maximilians-Universität München heraus. In ihrer Studie, die am Dienstag im Fachmagazin Frontiers in Water erschien, vergleichen die Forscher die erwartbare Niederschlagsmenge in langfristiger Zukunft (2080 bis 2099) mit dem durchschnittlichen Niederschlag zwischen 2001 bis 2020. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass Sommerdürren häufiger, länger und intensiver werden. Winterdürren hingegen werden weniger. Die Forscher identifizieren vier Hotspots für Sommerdürren: Die Alpen, Frankreich, Mittelmeerregionen (hier im Wesentlichen Mittel- und Süditalien sowie die Balkanhalbinsel) und die Iberische Halbinsel. Letztere ist im Juli die gefährdetste Region.
      
    Die Wahrscheinlichkeit, dass es in diesem Monat es auf der Iberischen Halbinsel extrem trocken wird, liegt am Ende des Jahrhunderts jedes Jahr bei 96 Prozent. In Mitteleuropa steigt die Wahrscheinlichkeit extrem dürrer Sommermonate laut Berechnungen auf 25 Prozent an. „Solche extremen Auswirkungen können durch Klimaschutz vermieden werden. Aus diesem Grund ist eine konsequente Eindämmung des Klimawandels, wie sie im Pariser Abkommen vereinbart wurde, für Dürren in Europa von großer Bedeutung“, sagt die Hauptautorin Mittermeier. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind Dürren die schwerwiegendste Gefahr für Kulturpflanzen und Nutztiere.
  • 9/7/2021 11:50:14 AM   Lilly Bittner
    Embedded PolopolyImage
                 Das historische Rathaus der Stadt Köln wird zu 100 Prozent mit Ökostrom beleuchtet. Foto: dpa
      
    Großstädte schneiden im Klimaschutz besser abGroßstädte haben in Deutschland meist umfassendere Klimaschutz-Ziele und Anpassungspläne als kleinere Städte. Zu dem Ergebnis kommen Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Raumbezogene Sozialforschung und der Universität Potsdam. Sie erstellten ein vergleichendes Ranking für die Aktivität von Städten in den Bereichen Klimaschutz und Klimaanpassung, was am Montag im Fachmagazin Climatic Change publiziert wurde. Wenn eine Stadt fortschrittlichen Klimaschutz verfolgt, zeigt sie tendenziell auch höhere Ambitionen in der Klimaanpassung. Trotzdem präferieren Städte häufig einen der beiden Bereiche und investieren mehr in diesen. Im gesamten Ranking schneiden Berlin, Frankfurt und Stuttgart am besten ab. Auf den drei höchsten Plätzen im Klimaschutz landen Freiburg, Bonn und Münster. Die besten Ambitionen im Bereich Klimaanpassung zeigen Berlin, Karlsruhe und Hamburg. Nur drei der 14 größten Städte sind nicht unter den Top 20 – Dortmund, Düsseldorf und Leipzig. Große Städte haben meist einen Vorsprung in ihren Klimaambitionen, weil ihnen mehr Ressourcen zur Verfügung stehen. Betrachtet wurden für die Studie alle kreisfreien Städte mit mehr als 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Der Untersuchungszeitraum endete Ende 2018.
  • 9/5/2021 8:31:38 AM   Lilly Bittner

    Embedded PolopolyImage
    Grünalgen in der Ostsee. Foto: dpa

    Ostsee noch immer überdüngt: Die jahrzehntelang von Überdüngung geplagte Ostsee mit ihren sauerstoffarmen „Todeszonen“ ist immer noch nicht über den Berg. Das liegt auch an den Folgen des Klimawandels, wie ein am Freitag vorgelegter Ostsee-Klimareport nahelegt. „In der Vergangenheit war die Überdüngung das Problem Nummer Eins.“ Man habe dann seit den achtziger Jahren eingegriffen und die Nährstoffzufuhr kräftig reduziert – aber ein guter ökologischer Zustand, wie er von der sogenannten Helsinki-Kommission (Helcom) bis 2021 angestrebt wurde, sei nicht erreicht worden, sagte der Klimaforscher und Ozeanograph Markus Meier der Nachrichtenagentur dpa. Meier arbeitet am Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und war als Vorsitzender der Forschungsgemeinschaft „Baltic Earth“ maßgeblich an dem Klimareport beteiligt.

    Die langsame Reaktion des Meeres auf die Maßnahmen gegen die Überdüngung erklärt Meier zum einen mit dem „System der Ostsee selbst, das aufgrund der speziellen hydrografischen Bedingungen als Binnenmeer langsam auf die Änderungen der Nährstofffrachten reagiert“. Mittlerweile komme zum anderen die Klimaerwärmung als verstärkender Effekt hinzu: „Je wärmer das Wasser ist, desto weniger Sauerstoff löst sich im Wasser. Außerdem wird die biologische Aktivität und damit auch das Algenwachstum durch höhere Temperaturen angekurbelt.“ (dpa)

  • 9/1/2021 2:03:29 PM   Lilly Bittner
    Embedded PolopolyImage
    Abgase von Schiffsmotoren wabern über die Elbe. Foto: dpa
         
    Emissionen im Schiffverkehr: Nicht nur der Verkehr auf den Straßen ist eine große Belastung für die Umwelt, auch der Schiffsverkehr verursacht Treibhausgase, die die Erderwärmung vorantreiben. Wie groß die Umweltauswirkungen des Seeverkehrs in Europa tatsächlich sind, wurde nun erstmals in einem Bericht zusammengefasst, den die Europäische Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA) und die Europäische Umweltagentur (EEA) am Mittwoch in Lissabon vorstellen. Die untersuchten Faktoren waren Luftemissionen, Luftverschmutzungen, Ölleckagen, das Ablassen von Abwasser, Plastik, Unterwasserlärm und der Transport lebender Organismen in andere Gewässer. Dem Bericht zufolge waren Schiffe im Jahr 2018 für 13,5 Prozent aller Treibhausgasemissionen, die der Verkehr in der EU verursacht, verantwortlich. Der Straßenverkehr war mit 71 Prozent der größte Verursacher, der Luftverkehr stand für 14,4 Prozent der Emissionen. (dpa)
  • 8/31/2021 2:21:07 PM   Joachim Müller-Jung
    Erdgeschichte wiederholt sich? Neue Analysen von Sedimentkernen aus der Nordsee nähren den Verdacht, dass sich vor rund 55 bis 56 Millionen schon einmal ereignete, was Klimaforscher für den Fall eines unkontrollierten Treibhausgaseintrags in die Atmosphäre befürchten: eine Art Kettenreaktion, die die globale Erwärmung verstärkt. Das sogenannte Paläozän/Eozän-Temperaturmaximum (PETM) war eine geologisch gesehen eher kurze Phase von hundertfünfzigtausend Jahren, in denen durch Kohlendioxid- und Methan-Einträge in die Atmosphäre die Temperaturen um vermutlich weit mehr mehr als sechs Grad über dem damaligen Warmzeiten-Niveau angestiegen war. Einer der Gründe, warum diese Periode gerne herangezogen wird für vergleichende Erwärmungsstudien. Forscher der University of Exeter haben nun Hinweise gesammelt, dass neben dem seit langem verdächtigen massiven Vulkanausbruch als Auslöser der Hitzeperiode wohl mindestens ein weiteres klimaveränderndes Ereignis dazu kommen musste.
       
    Lavaströme auf Hawaii. Foto: dpa
             
    Indirekt Auskunft darüber geben die stark ansteigenden und bald schon wieder abfallenden Quecksilber-Einlagerungen in der Nordsee an der Paläozän-Eozän-Grenze, die auf einen starken Vulkanausbruch am Anfang hinweisen. Allerdings verlängerte und verschärfte sich die Erwärmung im Laufe der Jahrtausende nochmal – was darauf schließen lässt, dass die abrupte Klimaerwärmung einen Kipppunkt getriggert hat, der die weitere Aufheizung der Atmosphäre entfachte. Die britischen Forscher spekulieren hier nur in ihrer Publikation in „Nature Communications“, die am Dienstag erschien: Möglicherweise wurde Methan aus den Methanhydraten der Küsten massiv freigesetzt oder Permafrostböden tauten auf großer Fläche auf. Beides sind Kippelemente, die Wissenschaftler auch für den aktuellen Klimawandel langfristig auf der Rechnung haben.  
  • 8/30/2021 8:23:16 AM   Lilly Bittner
    10 Tricks für einen klimafreundlicheren Alltag
      
    1. Weniger Fleisch essen. Wenn niemand mehr tierische Produkte zu sich nehmen würde, könnte die Lebensmittelbranche ihre Treibhausgasemissionen halbieren. Die landwirtschaftliche Flächennutzung könnte sogar um 76 Prozent reduziert werden. Das berechnete die Oxford Universität im Fachmagazin Science im Jahr 2018. Es wurden 40.000 Agrarbetriebe in 119 Ländern untersucht – eine der bisher umfassendsten Studien zu Umweltauswirkungen von Lebensmitteln. Ein paar Mal das Hackfleisch in der Bolognese-Sauce durch Tofu oder Linsen zu ersetzen, verringert den eigenen CO2-Fußabdruck bereits. 100 Gramm Rindfleisch verursachen demnach rund 50 Kilogramm CO2-Emissionen und beanspruchen rund 100 Quadratmeter Land. Tofu hingegen benötigt in seiner Produktion 2 Kilogramm Emissionen und 2,2 Quadratmeter Fläche. Bohnen, Erbsen und andere pflanzliche Proteine stehen noch besser da: Sie verursachen rund 0,3 Kilogramm CO2 und beanspruchen einen Quadratmeter Land.
        
    2. Bioprodukte kaufen. Die CO2-Emissionen variieren je nach Produktionsart. Wenn man zu Bioprodukten greift, kann man noch mehr Treibhausgase einsparen. Bei Milchprodukten sind das 10 bis 21 Prozent weniger CO2-Emissionen. Bio-Weizenbrot verursacht rund ein Viertel weniger CO2 als sein konventionelles Pendant und beim Gemüse variieren die Einsparungen zwischen zehn und 35 Prozent. Das berechnete ein Team um Thomas Lindenthal des Forschungsinstituts für biologischen Landbau Österreich.
       
    3. „Hemdchenbeutel“ ersetzen. Wenn man das Obst und Gemüse dann noch unverpackt kauft, ist der umweltschonende Einkauf vollbracht. Das Bundesumweltministerium teilte mit, dass 2019 fast 3,65 Milliarden der dünnen Plastikbeutel den Supermarkt verließen. Nach einmaliger Benutzung landen sie meistens im Mülleimer. Sogenannte „Hemdchenbeutel“ lassen sich durch Mehrweg-Obst- und Gemüsebeutel ersetzen. Die kann man mittlerweile in den meisten Supermärkten kaufen.
                   
    Embedded PolopolyImage
                Mehrwegnetze kann man in Supermärkten kaufen. Foto: dpa
          
    4. Das Auto stehen lassen. Es lohnt sich, das Auto im Nahverkehr durch andere Verkehrsmittel zu ersetzen – insofern es geht. Das Umweltbundesamt berechnete 2020, dass ein Auto knapp 200 Gramm CO2 pro Kilometer emittiert. Der Schienennahverkehr, Straßen-, Stadt-, und U-Bahn sowie der Linienbus verbrauchen allesamt unter 80 Gramm pro Kilometer. Radfahrer verursachen sogar weniger als 10 Gramm CO2 pro Kilometer – die Emissionen entstehen durch die Bereitstellung der Infrastruktur und die Produktion des Rads.
       
    5. Ökostrom nutzen. Ein weiterer Hebel, um seinen CO2-Fußabdruck zu verkleinern, verspricht der Umstieg auf Ökostrom. Bei einem Durchschnittsverbrauch von jährlich 1000 Kilowattstunden pro Kopf ließen sich laut CO2-Rechner des Umweltbundesamts mehr als 400 Kilogramm CO2 einsparen. Ein Strommix verursacht durchschnittlich 440 Kilogramm CO2, wohingegen Ökostrom nur 30 Kilogramm CO2 freisetzt. Der Wechsel zum Ökostromanbieter kostet übrigens nicht mehr, sondern spart laut Check 24 bis zu 76 Euro jährlich.
      
    6. Standby-Modus abschalten. Wenn ein durchschnittliches Einfamilienhaus vollständig auf den Standby-Modus bei diversen Geräten verzichten würde, könnte es jährlich bis zu 170 Kilogramm CO2 einsparen. Denn der Standby-Modus ist Ursache für rund ein Zehntel des Stromverbrauchs. Das spart dem durchschnittlichen Einfamilienhaushalt übrigens auch bis zu 115 Euro jährlich, wie Check 24 berechnete.
       
    7. Energiesparlampen nutzen. Pro herkömmlicher Glühbirne, die man durch eine Energiesparlampe ersetzt, lassen sich bei einer Lebensdauer von 10.000 Stunden bis zu 254 Kilogramm CO2 einsparen. Das Umweltbundesamt verglich eine 60-Watt-Standardglülampe mit einer 15-Watt-Kompaktleuchtstofflampe. Zweitere hat einen deutlich geringeren Stromverbrauch, weshalb der Strompreis der Energiesparlampe nur ein Viertel der herkömmlichen Glühbirne beträgt.
      
    8. Klimafreundlich waschen. Wenn man wäscht, entstehen 60 Prozent des CO2-Fußabdrucks durch das Erhitzen des Wassers. Durch das Waschen mit 30 statt auf 60 Grad Celsius kann man bis zu 60 Prozent Energie einsparen. Gemeinsam mit dem sozialen Unternehmen Energy Saving Trust fand Ariel das in einer Erhebung heraus. Das kältere Waschen hat noch einen weiteren klimaschonenden Effekt: Forscher der Northumbria University fanden in Zusammenarbeit mit Ariel heraus, dass sich bis zu 30 Prozent weniger Mikrofasern von der Kleidung lösen. Das verlängert die Lebensdauer des Kleidungsstücks.
                
    Embedded PolopolyImage
                          Wäscheleinen haben Charme und sparen CO2. Foto: dpa
       
    9. Wäscheleine statt Trockner. Auch beim Trocknen gibt es Unterschiede. Jedes Wäschetrocknen auf der Leine oder dem Wäscheständer spart laut Stiftung Warentest etwa drei Kilogramm CO2 ein, die ansonsten durch den durchschnittlichen Trockner produziert würden.
       
    10. Programmierbare Thermostate. Die Heizung auf- und zudrehen mag gelernt sein. Der Heizspiegel von CO2 online zeigt, dass programmierbare Thermostate mit Nachtabsenkung den CO2-Ausstoß eines Haushaltes um durchschnittlich 425 Kilogramm pro Jahr reduzieren können.
  • 8/27/2021 3:20:18 PM   Andreas Nefzger

    Drei aktuelle Klima-Nachrichten

    Verhagelte Ernte: Die deutschen Bauern rechnen abermals mit einer unterdurchschnittlichen Ernte. Beim Getreide werde in diesem Jahr eine Einfuhr von 42,4 Millionen Tonnen erwartet – rund eine Million Tonnen oder zwei Prozent weniger als im Vorjahr, wie der Deutsche Bauernverband (DBV) am Freitag mitteilte. Die Ernte bleibe damit 4,7 Prozent hinter dem Mittel der Jahre 2015 bis 2020. „Zahlreiche Hagel- und Starkregenereignisse haben uns gezeigt, dass die Landwirte die Auswirkungen des Klimawandels direkt zu spüren bekommen“, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied. Optimistisch äußerte sich der Bauernverband zu Kulturen wie Mais, Zuckerrüben und Gemüse – diese hätten von den Niederschlägen im Sommer profitiert. Die Zahlen des DBV sind erste Schätzungen. (AFP)

    Anspruch auf den Regenwald: Vor dem Kongress der Weltnaturschutzunion (IUCN) pochen indigene Gruppen aus Südamerika darauf, 80 Prozent des Amazonasgebiets bis 2025 unter Schutz zu stellen. Außerdem wollen sie die entsprechenden Gebiete selbst verwalten. „Unser Vorschlag kommt in einer Zeit, in der verzweifelt nach Lösungen gesucht wird, um die Zerstörung der Natur aufzuhalten“, sagte José Gregorio Diaz Mirabal, Koordinator des Dachverbands der indigenen Gruppen im Amazonasbecken (Coica), der die Delegation aus dem Amazonasgebiet bei dem Kongress in Marseille in der kommenden Woche leiten wird. Die Coica beruft sich auf Studien, die zuletzt gezeigt haben, dass Indigene die besten „Hüter des Waldes“ im Kampf gegen Umweltschäden und Klimawandel sind. Wo sie über Landtitel verfügen, wird wesentlich weniger abgeholzt als in anderen Regionen. (dpa)

    Mehr Starkregen: Überall in Deutschland muss in Zukunft mit Hochwasserkatastrophen wie Mitte Juli in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gerechnet werden. Davor warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) aufgrund der steigenden Temperaturen der Erdatmosphäre durch den Klimawandel. „Statt großflächigem Dauerregen wird es häufiger kleinräumigen Starkregen geben. Außerdem wird kurzer, extremer Starkregen noch intensiver werden, besonders in den dicht besiedelten Gebieten“, sagte der Leiter der Klima- und Umweltberatung im DWD, Tobias Fuchs, am Donnerstag auf der Pressekonferenz der Allianz „Anpassung an den Klimawandel“. Die Allianz stellte in Offenbach eine Studie vor, über die unser Kollege Kevin Hanschke berichtet. (F.A.Z.)

  • 8/27/2021 8:49:03 AM   Lilly Bittner
    Made with Flourish
  • 8/27/2021 8:48:58 AM   Lilly Bittner
    Der weltweite Kohlestromanteil steigt: Die Zeiten sind vorbei, in denen der Stromverbrauch aufgrund der Corona-Pandemie sinkt. In diesem ersten Halbjahr wurden im globalen Mittel wieder mehr CO2-Emissionen durch den Stromsektor ausgestoßen als vor Pandemieeinbruch. Das geht aus dem globalen Elektrizitätsbericht hervor, der am Mittwoch von der Denkfabrik Ember veröffentlicht wurde. Demnach stiegen die Emissionen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 um 12 Prozent und im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 um fünf Prozent an. Denn auch die Stromnachfrage liegt fünf Prozent über dem präpandemischen Niveau. Der Anstieg ist jedoch zu 90 Prozent auf China zurückzuführen. Auch wenn erneuerbare Energien weiter ausgebaut werden – als Stromquelle überholen sie erstmals die Atomkraft und sind damit Quelle für rund 10 Prozent des weltweit genutzten Stroms. Der Strombedarf nahm gerade in China so rasant zu, dass man nicht mehr hinterherkam. Deshalb musste man für die Stromdeckung zu über zwei Drittel auf Kohlestrom zurückgreifen. Damit stieg der Kohlestromanteil dortzulande um 15 Prozent. Wenn man China aus der Statistik lässt, zeigt sich ein globaler Rückgang von Kohlestrom. Insgesamt stieg der Kohleverstromung jedoch um 5,6 Prozent. Damit bleibt Kohle weltweit die Stromquelle Nummer Eins, gefolgt von Gas und Öl.
      
    Der Ausbau erneuerbarer Energie vollzieht sich also nicht schnell genug. Denn die NET Zero Road Map der IEA rechnete aus, dass die weltweite Stromnachfrage bis 2030 um 50 Prozent steigen wird. Gleichzeitig muss man die weltweiten CO2-Emissionen des Stromsektors im Vergleich zu 2019 um 57 Prozent senken, um das 1,5-Grad Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Der Hauptstudienautor Dave Jones von Ember bilanziert daher: „Die katapultartigen Emissionen im Jahr 2021 sollten weltweit die Alarmglocken schrillen lassen. Wir bauen nicht besser, sondern schlechter zurück. Eine superschnelle Umstellung der Stromversorgung in diesem Jahrzehnt ist entscheidend, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die Energiewende findet statt, aber mit geringer Dringlichkeit: Die Emissionen gehen in die falsche Richtung.“
       
    In Deutschland ist das Bild folgendes: Laut europäischem Elektrizitätsbericht aus dem Juli diesen Jahres sank der Kohlestromanteil im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zu 2019 um knapp 15 Prozent. Auch der Anteil erneuerbarer Energien sank um 4 Prozent. Das liegt allerdings an schlechten Windbedingungen. Dieses Stromdefizit glich fossiles Erdgas aus – diese Stromquelle erfuhr einen Zuwachs von 12 Prozent. Trotzdem lag der Anteil erneuerbaren Stroms im Juli diesen Jahres bei 47,1 Prozent. 
  • 8/25/2021 4:15:29 PM   Joachim Müller-Jung
    Hitze, Tod und Leid-Statistiken: In einer mehrteiligen Artikelserie aus diesem Jahr hat das Medizin-Fachblatt Lancet die Gesundheitsrisiken durch extreme Temperaturen aufgearbeitet. Fazit: In den meisten Ländern gibt es noch immer keine Hitzeaktionspläne, die das Gesundheitssystem und die Bürger auf die sukzessive steigenden Klimarisiken vorbereiten. Die Erwärmung der Erde, die wegen der damit verbundenen Zirkulationsänderungen sowohl Hitze- als auch Kälteextreme zur Folge hat, kostete nach dieser Kalkulation allein seit 2019 mehr als 1,6 Millionen Menschen das Leben – 1,3 Millionen durch lange Kälteperioden und mindestens 356.000 wegen der Hitze-Extreme.
     
    Die Rechnung beruht auf den statistischen Methoden der Gobal Burden of Health. Dafür wurden die Gesundheitsdaten von neun Ländern mit guter Datenbasis zugrunde gelegt und mit Computermodellen hochgerechnet. Allerdings handelt es sich nach Auskunft der Autoren eher um eine vorsichtige Schätzung. Denn viele stark betroffene Regionen wie Südostasien und Teile Europas sowie der allergrößte Teil Afrikas wurden bei der Datenerhebung nicht erfasst. Der Trend allerdings ist eindeutig: Hitzewellen nehmen stärker zu als die Perioden mit extremer Kälte. Seit 1990 hat die Zahl der registrierten Kältetoten in den neun Ländern um 31 Prozent zugenommen, die der Hitzeopfer jedoch um 74 Prozent.
     
    Hitzewelle in den USA. Foto: dpa
  • 8/25/2021 11:58:20 AM   Martin Franke
    Drei Klima-Nachrichten von heute
      
    Deutschland will einen Klimaclub gründen: Das Bundeskabinett beschloss am Mittwoch die Gründung eines internationalen Klimaclubs. Er sei offen für alle Staaten, „die mit ambitionierten Zielen vorangehen“ und zusammenarbeiten wollen, wie Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz mitteilte. „Der Klimawandel lässt sich nicht national und auch nicht europäisch bewältigen.“ Ziel der Initiative ist demnach, die Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens zu beschleunigen und gleichzeitig die Wirtschaft jener Länder zu schützen, die ihre Unternehmen zu Klimaschutzauflagen verpflichten. Aktuell könnten sich Staaten, die sich nicht an Klimaschutzvorgaben hielten, einen Standortvorteil verschaffen, erklärte das Bundesfinanzministerium. Die im Klimaclub ausgehandelten gemeinsamen Standards sollen dies künftig erschweren. Die Initiative stelle sicher, dass „Klimaschutz international ein Standortvorteil ist“, erklärte Scholz. (AFP)
       
    Klimaneutrales Berlin: Nach dem Willen der Grünen soll Berlin so schnell wie möglich klimaneutral werden sowie autofreie Kieze, mehr Lehrkräfte und digitale Bürgerämter bekommen. Ein „Weiter so“ könne sich Berlin angesichts des Klimawandels, der Pandemiefolgen und der sozialen Probleme in der Stadt nicht leisten, sagte Grünen-Spitzenkandidatin Bettina Jarasch am Mittwoch in Berlin. In einem zehn Punkte umfassenden „Kurz-Regierungsprogramm“ mit dem Titel „Berlin zur Grünen Hauptstadt machen“ fordern Jarasch und der Landesvorstand unter anderem, Berlin müsse alles unternehmen, um bis spätestens 2035 klimaneutral zu sein. Dafür soll unter anderem künftig ein Viertel des Energiebedarfs durch Solaranlagen auf Berliner Dächern produziert werden. (dpa)
    Berlin vor elf Jahren: Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Roten Rathauses in Berlin. Foto: dpa
           
    Deutschland und Namibia streben Wasserstoff-Partnerschaft an: Deutschland und Namibia haben den Start einer Wasserstoff-Partnerschaft verkündet. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) und der Generaldirektor der Nationalen Planungskommission Namibias, Obeth M. Kandjoze, unterzeichneten eine entsprechende Absichtserklärung, wie das Bildungsministerium am Mittwoch mitteilte. Den Angaben zufolge sollen im Rahmen der Partnerschaft eine Machbarkeitsstudie erstellt und Pilotprojekte gestartet werden. Wasserstoff gilt als nachhaltiger Energieträger, vor allem wenn er klimafreundlich hergestellt wird, etwa mit Solar- oder Windstrom. Erste Berechnungen zeigten, dass Namibia über optimale Bedingungen für die Produktion von grünem Wasserstoff verfüge, hieß es in der Mitteilung des Bildungsministeriums. Karliczek zufolge fördert das Ministerium die Partnerschaft mit bis zu 40 Millionen Euro. (epd)
  • 8/25/2021 9:10:45 AM   Martin Franke
    Können Duftstoffe den Wald vor Borkenkäfern retten? Die vergangenen heißen und trockenen Sommer waren ideal für die Ausbreitung und Massenentwicklung des Borkenkäfers. Durch die Trockenheit sind Bäume nur unzureichend in der Lage, Harz zu bilden, mit dem Borkenkäfer abgewehrt werden. Ein Projekt an der Technischen Universität Dresden unter Leitung von Professor Michael Müller hat zu Duftstoffen geforscht, um Borkenkäfer zu bekämpfen. Mit sogenannten Kairomonen warnen, locken oder halten Borkenkäfer ihre Konkurrenten fern. Die Forscher konnten nachweisen, dass die im Nadelholz sitzenden Borkenkäfer aufgrund der Duftstoffe wahrnahmen, dass das Holz bereits besetzt war und sie das behandelte Fichtenholz vermieden.
        
    Der Forscher Müller sagt auf F.A.Z.-Anfrage: „Ein Praxiseinsatz ist noch nicht absehbar, weil sich ja nun ein Unternehmen finden müsste, das die ableitbaren Präparate produziert und zu anwendungsbereiten Produkten aufbereitet. Zudem sind möglicherweise Zulassungsverfahren als Pflanzenschutzmittel erforderlich, die viel Zeit beanspruchen und vor allem sehr hohe Kosten verursachen können.“ Das Projekt „bioProtect“ wurde aus Mitteln des Waldklimafonds gefördert und bereits im März 2020 abgeschlossen. 
       
  • 8/24/2021 12:35:15 PM   Lilly Bittner
  • 8/24/2021 12:09:54 PM   Lilly Bittner
    Klimapolitik der Parteien: Mit Ausnahme der AfD fordern alle im Bundestag vertretenen Parteien Klimaneutralität. Bis wann sie diese anpeilen, variiert allerdings. Und wie wollen sie das erreichen? Es folgt eine Zusammenfassung der Klimapolitik, die die Parteien in ihren Wahlprogrammen für die folgende Bundestagswahl vorsehen.
    Die Grünen planen, dass Deutschland mit einem „Klimaschutz-Sofortprogramm“ in 20 Jahren klimaneutral ist. Um das zu erreichen, soll Energie von 2035 an ausschließlich durch Wind, Sonne und Wasserstoff gewonnen werden. Der Kohleausstieg soll bis 2030 vollzogen und der Atomausstieg im Grundgesetz verankert werden. Ein weiteres Ziel der Partei ist es, den absoluten Energieverbrauch zu senken – beispielsweise durch besser isolierte Gebäude. Der CO2-Preis soll 2023 auf 60 Euro erhöht werden, den Emissionshandel wollen die Grünen "deutlich reduzieren". Um die Mobilitätswende voranzutreiben, stehen im Wahlprogramm der Grünen einige Hebel. Die Partei möchte bis 2035 100 Milliarden Euro in den Bahnausbau investieren. Das soll Kurzstreckenflüge von 2030 an überflüssig machen. Zudem soll öffentlicher Nahverkehr ausgebaut und kostengünstiger werden. Auch die Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger soll verbessert werden. Die Grünen verfolgen das Ziel, von 2030 an nur noch emissionsfreie Autos zuzulassen. Zudem fordern sie ein Tempolimit: 30 km/h in Ortschaften und Tempo 130 auf Autobahnen. Im landwirtschaftlichen Sektor wollen die Grünen, dass bis 2030 in Deutschland 30 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtet wird. Außerdem sollen versiegelte Flächen und vertrocknete Moore renaturiert werden. Weitere Vorhaben sind das Verbot von Glyphosat, sowie eine Kreislaufwirtschaft durch ein EU-weites Pfandsystem, die Förderung von Mehrwegsystemen und Ausgleichszahlungen für schwächere Haushalte.
      
    Die Fraktion CDU/CSU plant Klimaneutralität bis 2045 – genau wie im Klimapaket verabschiedet. Das soll möglich werden durch einen europaweiten Emissionshandel sowie eine CO2-Bepreisung. Die Christdemokraten setzen auf einen erneuerbaren Energiemix aus Sonne, Wasserstoff und Wind  und bekennen sich zum vereinbarten Kohlekompromiss. Demnach sollen alle Kohlekraftwerke bis 2038 stillgfelegt werden. Sie wollen die Energieeffizienz fördern, indem beispielsweise Gebäude saniert werden. In Sachen Mobilität soll Deutschland Automobilstandort Nummer Eins bleiben. Es soll kein Nein zum Verbrennermotor und kein Ja zum Tempolimit geben. Beim Fliegen setzt die Fraktion auf synthetische Kraftstoffe. Zudem soll der Schienenverkehr ausgebaut werden. Außerdem plant die CDU/CSU 1,5 Milliarden Euro ein für die Wiederbewaldung. Weitere Vorhaben der Fraktion sind es, eine ökologische Landwirtschaft zu fördern sowie regionale Wasserkreisläufe und die Kreislaufwirtschaft zu fördern.
      
    Die SPD fordert wie die CDU/CSU Klimaneutralität bis 2045. Dafür sehen sie im Wahlprogramm vor, von 2040 an nur noch erneuerbare Energien zu nutzen. Dafür möchten die Sozialdemokraten verbindliche Ausbauziele festlegen, den Kohle- und Atomausstieg gesetzlich verankern, die Energieeffizienz steigern und Wasserstoff fördern. Sie fordern Solaranlagen auf allen geeigneten Dächern von öffentlichen Gebäuden, den Abbau klima- und umweltschädlicher Subventionen und eine CO2-Bepreisung. Die Mobilitätswende soll durch schadstofffreien Autoverkehr gelingen, Verbrennerfahrzeuge müssen bis 2030 „in relevantem Maße“ reduziert sein. Sie fordern ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen von 130 km/h. Außerdem setzt die Partei auf einen Schienenausbau – unter anderem durch einen Deutschland- und Europatakt. Mindestens 75 Prozent der Züge sollen bis 2030 elektrisch fahren. Um Müll zu reduzieren, setzt auch die SPD auf eine Kreislaufwirtschaft.
      
    Die FDP plant Klimaneutralität für Deutschland etwas später – von 2050 an. Um das zu erreichen, setzen die Liberalen primär auf CO2-Emmissionshandel und einen einheitlichen CO2-Preis. Wenn die verfügbaren Zertifikate auf dem Markt weniger werden, steigt der Preis für diese an. Das soll Anreize für Unternehmen schaffen, in CO2-neutrale Technologien zu investieren. Außerdem möchte die Partei Projekte fördern, die Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre binden und entfernen. Zur Energiewende steht nicht viel im Wahlprogramm. Die FDP möchte lediglich die Stromsteuer senken und die EEG-Umlage abschaffen. Im Mobilitätssektor plant die Partei staatliche Investitionen in das Schienennetz, in den Bahnbetrieb soll staatlich aber nicht eingegriffen werden. Sie bevorzugen keine Antriebstechnologie, weshalb bestehende Maßnahmen zur CO2-Reduktion im Verkehr beendet werden sollen. Dazu zählen beispielsweise Subventionen, Dieselverbote, Tempolimits und Kaufprämien für E-Autos. Außerdem wollen die Liberalen die Luftverkehrssteuer abschaffen. Die FDP fördert hinzukommend die Aufforstung deutscher Wälder, grüne Gentechnik und eine eu-weite Kreislaufwirtschaft.
      
    Die Linken haben das Ziel, dass die deutsche Industrie und Infrastruktur bis 2035 klimaneutral ist. Der Kohleausstieg soll bis 2030 vollzogen sein, außerdem positioniert sich die Partei gegen Energiegewinnung durch fossiles Erdgas und Atom. Auf Dächern von Neubauten sollen verpflichtend Solarplatten installiert werden. Für eine erfolgreiche Energiewende fordern die Linken zudem, dass der absolute Energieverbrauch begrenzt wird. Die Partei möchte große Stromkonzerne entmachten. Als CO2-Bepreisung sehen die Linken die Lösung in einem europäischen Grenzausgleichmechanismus, der den Import CO2-intensiver Produkte bepreisen soll. Für die Mobilitätswende setzen die Linken auf ein 365-Euro-Jahresticket für den Nahverkehr. Auch das Bahnfahren soll günstiger werden, während die Schiene ausgebaut wird. Die Partei möchte zudem die Radinfrastruktur ausbauen, beispielsweise durch Radschnellwege. Die Linken wollen Flüge zu Zielen verbieten, die mit dem Zug innerhalb von fünf Stunden erreichbar wären und nicht weiter entfernt sind als 500 Kilometer. Im Wahlprogramm wird zudem ein Ausstieg aus dem fossilen Verbrennungsmotor bis 2030 angepeilt. Das Tempolimit soll eingeführt werden: 120 km/h auf Autobahnen, 80 km/h auf Landstraßen und Tempo 30 innerorts. Die Partei möchte außerdem, bis 2030 ein Viertel der landwirtschaftlich genutzten Felder ökologisch zu bewirten. Weitere Forderungen sind die Renaturierung von Böden und Mooren, mehr Naturschutzgebiete und eine Kreislaufwirtschaft.
       
    Die AfD peilt keine Klimaneutralität an und möchte aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen. CO2 soll nicht besteuert, erneuerbare Energien nicht präferiert und Wasserstoff nicht gefördert werden. Die Partei befürwortet Braun- und Steinkohle sowie Atom- und Gasenergie. In Sachen Mobilität soll der motorisierte Individualverkehr weiterhin gefördert werden – Fahrverbote und Tempolimits sieht die AfD nicht vor. Das Schienennetz soll ausgebaut werden. Außerdem möchte die Partei die Düngeverordnung lockern. Die AfD plant den Schutz deutscher Wälder und mehr Wiederverwertung bei Kunststoff.
  • 8/22/2021 5:55:06 PM   Martin Franke
    Drei Lese-Empfehlungen:
      
  • 8/22/2021 1:26:00 PM   Martin Franke
    Dürre auch in diesem Jahr: In einigen Regionen Deutschlands herrscht auch in diesem Sommer Dürre. In dem für die Landwirtschaft wichtigen Oberboden verzeichnen die Forscher des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig keine außergewöhnliche Trockenheit. Probleme gäbe es dagegen in Wäldern sowie den Grundwasserleitern, sogenannten Aquifern (Gesteinskörper mit Hohlräumen, der zur Leitung von Grundwasser geeignet ist). Aktuell ist vor allem der (Nord-)Osten Deutschlands – Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern – von Dürre im Gesamtboden (bis zu 1,8 Meter tief) betroffen. Andreas Marx vom UFZ nennt drei Aspekte:
     
    • In Dürrephasen beträgt das Wasserdefizit im Gesamtboden normalerweise >100 Liter/m² 
    • Es bräuchte mehrere Monate überdurchschnittlichen Niederschlag, aber abhängig von den Böden (in sandige Böden geht das Wasser schneller rein, es läuft in Trockenphasen aber auch schneller leer)
    • Dürre bleibt in der Regel erhalten, da 1. Vegetation Wasser aus den Böden zieht, 2. Verdunstung eine exponentielle Funktion der Temperatur ist und somit Wasser an die Atmosphäre verloren geht und 3. Gewitteranteil am Niederschlag höher ist und das Wasser schneller vom Himmel fällt, als es in den Boden versickern kann (läuft oberflächlich ab).
     
    Aufnahme des Dürremonitors am 21. August 2021. Quelle: Helmholtz-Zentrum Umweltforschung
     
    Weiterhin problematisch sind laut dem UFZ sinkende Grundwasserspiegel. Die Forscher haben beispielsweise im sachsen-anhaltinischen Bad Lauchstädt im Saalekreis im Jahr 2013 mehrere Grundwassermessstellen eingerichtet. Wie der Mitteldeutsche Rundfunk berichtet, stand das Wasser damals in zweieinhalb Metern Tiefe. Seitdem sinke es kontinuierlich ab. Inzwischen befinde sich das Wasser erst in sechs Metern Tiefe.
     

  • 8/21/2021 1:31:28 PM   Lilly Bittner
    Im Jahr 2020 so viele Amazonas-Waldbrände wie nie zuvor: Lateinamerika und die Karibik haben auch im Jahr 2020 mit klimatischen Veränderungen zu kämpfen, was verheerende Auswirkungen auf den Amazonas-Regenwald hat. Das geht aus dem Klimabericht in Lateinamerika und der Karibik der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hervor, der bereits am Dienstag veröffentlicht wurde.
       
    In Zentralamerika war es im Jahr 2020 laut WMO-Bericht im Vergleich zu den Jahren 1981 bis 2010 einen Grad Celsius und in der Karibik 0,8 Grad wärmer. Damit war das vergangene Jahr eines der drei wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Für Südamerika zeigt der Bericht einen Anstieg von 0,6 Grad Celsius im Jahr 2020 – das damit zweitwärmste Jahr seit jeher. Zudem zeigt die WMO, dass es in vielen Teilen Südamerikas, wie im Amazonasgebiet und den Anden, weniger regnete als im Durchschnitt der vorherigen Jahre. Mit 30 tropischen Stürmen war im vorherigen Jahr ein weiterer Rekord zu verzeichnen. Infolgedessen schmolzen auch 2020 die Gletscher in den Tropen und den Anden schneller als im Vergleich zu den Vorjahren. Auch der Meeresspiegel (3,6mm pro Jahr) und die Wasseroberflächentemperatur stiegen schneller – in der Karibik war die Wasseroberfläche so warm wie noch nie. Zudem herrschte auf dem Kontinent eine intensive Dürre. In der Pantanal-Region in Brasilien, Paraguay und Bolivien war es so trocken wie in den vergangenen 50 Jahren nicht mehr. Ende September litt knapp ein Drittel Mexikos unter extremer Trockenheit.
    In Brasilien steht ein Waldstück im Amazonas-Gebiet in Flammen. Foto: dpa
       
    Die veränderten Klimabedingungen und die zunehmende Abholzung führen dazu, dass es 2020 im tropischen Amazonas-Regenwald so viele Brände gab wie seit 2012 nicht mehr. Am stärksten betroffen ist das südliche Amazonasgebiet und das Pantanal, eines der größten Binnen-Feuchtgebiete der Welt. Die WMO zählte im südlichen Amazonasgebiet 574.000 Feuer. Das sind knapp 70.000 mehr als noch im Vorjahr. Der Hauptautor des Berichts, José Marengo, sagte, dass alleine im Süden des brasilianischen Amazonas die Waldbrände um knapp ein Viertel im Vergleich zu 2019 zugenommen hätten. Im Pantanal wurden im vorigen Jahr 4,5 Millionen Hektar Fläche zerstört.
       
    Die Amazonas-Region ist eine wichtige Kohlenstoffsenke. Eine Studie, die im April im Fachmagazin Nature erschienen ist, kommt zu dem Schluss, dass der Amazonas-Regenwald in den vergangenen zehn Jahren 20 Prozent mehr Kohlestoffdioxid abgegeben als absorbiert hat.

  • 8/20/2021 6:23:19 PM   Martin Franke
    Blick auf den Helheim-Gletscher. Foto: dpa
       
    Regen über dem grönländischen Eisschild: Am höchsten Punkt des grönländischen Eisschildes hat es am vergangenen Wochenende (14. August) über mehrere Stunden geregnet. Das sei das erste Mal seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, teilte das National Snow and Ice Data Center in Boulder (USA) mit. Der Gipfel befindet sich auf einer Höhe von 3216 Metern über dem Meeresspiegel. Gewöhnlich fällt hier der Niederschlag als Schnee.
         
    Der Mitteilung zufolge lagen die Temperaturen etwa neun Stunden lang über dem Gefrierpunkt, gewaltige Mengen Eis und Schnee schmolzen weg. Erst im Juli hatte es demnach einen Einstrom von warmer Luft gegeben, der zu einer großen Eisschmelze führte. Die Wissenschaftler sehen den Klimawandel als Ursache des Wärmeeinbruchs, große Schmelzereignisse häufen sich. Instrumentellen Aufzeichnungen zufolge gab es ähnliche Ereignisse 1995, 2012 und 2019, davor nach Bohrkernanalysen vermutlich im später 19. Jahrhundert. (dpa)
       
  • 8/20/2021 11:44:25 AM   Joachim Müller-Jung
  • 8/19/2021 3:00:23 PM   Lilly Bittner

    Bericht des Bundesumweltamts – Deutschland wird Klimaziele verfehlen: Deutschland wird seine Klimaziele ohne zusätzliche Anstrengungen sowohl für das Jahr 2030 wie auch für 2040 deutlich verfehlen. Zu diesem Schluss kommt der Projektionsbericht 2021, dessen Entwurf das Bundesumweltministerium am Donnerstag veröffentlichte. Dem Bericht zufolge würden die Emissionen bis 2030 um 49 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken. Vorgeschrieben sind nach dem geltenden Klimaschutzgesetz minus 65 Prozent. Für 2040 wird eine Minderung um lediglich 67 Prozent vorhergesagt, weit unter der Emissionsminderung um 88 Prozent, die das Klimaschutzgesetz vorschreibt.

    Für die Projektion wurden alle Maßnahmen berücksichtigt, die bislang Ende August 2020 beschlossen wurden, also auch das Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung sowie Maßnahmen aus dem Konjunkturpaket von 2020. Das Umweltministerium wies jedoch darauf hin, dass etwa das Klimapaket der Regierung aus dem laufenden Jahr nicht berücksichtigt sei, auch nicht der deutliche Anstieg der Zertifikatspreise im Europäischen Emissionshandelssystem ETS seit Jahresbeginn.

    Allerdings wird in dem Bericht bereits davon ausgegangen, dass 2030 in Deutschland 8,4 Millionen Elektroautos zugelassen sein werden. Die installierte Windkraftleistung an Land werde sich von derzeit rund 54 Gigawatt bis dahin auf 71 Gigawatt erhöht haben, die installierte Photovoltaik-Leistung von derzeit 54 Gigawatt auf 100 Gigawatt. Die Expertinnen und Experten gehen auch davon aus, dass der CO2-Preis in den Sektoren Verkehr und Gebäude 2030 bei 125 Euro liegen wird und bis 2040 auf 275 Euro pro ausgestoßener Tonne Kohlendioxid ansteigt. Derzeit beträgt der Preis 25 Euro pro Tonne. Erstellt wurde der Projektionsbericht 2021 im Auftrag des Umweltbundesamts (UBA) für die Bundesregierung vom Öko-Institut, dem Fraunhofer-Institut für System und Innovationsforschung (ISI), dem Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien (IREES) sowie dem Thünen-Institut.

    Der Klimaschutz-Projektionsbericht muss laut Klimaschutzgesetz alle zwei Jahre vorgelegt werden. Eigentlich hätte er bereits im März dem Bundestag zugeleitet werden müssen, die Veröffentlichung verzögert sich jedoch seit Monaten. Das Umweltministerium wies Vorwürfe zurück, der Bericht werde bewusst zurückgehalten  möglicherweise wegen der anstehenden Bundestagswahl. (AFP)

  • 8/19/2021 8:25:25 AM   Martin Franke
    ÖPNV-Klimaticket mit kleinem Haken: Österreich führt ein sogenanntes Klimaticket im Öffentlichen Personennahverkehr ein, um Menschen den Umstieg vom Auto auf emissionsärmere, öffentliche Verkehrsmittel zu erleichtern. „Es ermöglicht uns auch, gemeinsam die Pariser Klimaziele für unsere Zukunft zu erreichen“, heißt es auf der Homepage. Laut dem Umweltbundesamt in Wien ist Verkehr für ein Drittel aller Emissionen in Österreich verantwortlich. Das „Klimaticket Now“ starte zum 26. Oktober, kündigte Umwelt- und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler von den Grünen am Mittwoch an. „Es wird ein guter Tag für das Klima“, sagte sie. Das Ticket kann für alle Züge der ÖBB und Westbahn in ganz Österreich genutzt werden. Es kostet als Sonderpreis 949 Euro; für Rentner und Personen bis 26 Jahre sowie Menschen mit Behinderungen beträgt der Preis 699 Euro. Eine Kritik an dem Ticket wurde nach Bekanntgabe laut: Von den neun Bundesländern beteiligen sich sechs und damit nicht alle; die Wiener Linien, die Wiener Lokalbahnen, die Raaberbahn, die NÖVOG sowie die Regionalbusse der VOR-Region sind ausgenommen.

  • 8/18/2021 11:50:30 AM   Martin Franke
    Frisch gefangener Dorsch. Foto: dpa
      
    Kipppunkt erreicht: Der Dorschbestand der westlichen Ostsee ist einer Studie zufolge derart zusammengebrochen, dass eine absehbare Erholung aus Expertensicht unwahrscheinlich ist. Forschende unter Leitung von Christian Möllmann vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit der Universität Hamburg kamen zum Ergebnis, dass der Kipppunkt für diese Population überschritten ist. Das Team habe jahrzehntelange Fischereidaten der Region mit Hilfe statistischer Modelle analysiert, teilte die Universität am Dienstag mit. Beteiligt waren auch Wissenschaftler der Universität Kiel und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig. Gründe für die Entwicklung seien Klimawandel und Überfischung. Die Studie wurde im Fachblatt Scientific Reports veröffentlicht. „Aufgrund von hohen Fangquoten und bisher nicht beachteten Umweltfaktoren ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich der Bestand des Dorsches an der deutschen Ostseeküste in näherer Zukunft erholen wird“, heißt es in der Mitteilung. Im Fischereimanagement werde zwar jährlich eine nachhaltige Gesamtbiomasse für bestimmte Fischarten festgelegt, die gefangen werden darf. So könne sich deren Bestand erholen. (dpa)
     
  • 8/18/2021 10:48:37 AM   Lilly Bittner
    Verlangsamte Ozeanströmung: Die atlantische meridionale Umwälzzirkulation (AMOC) ist eines der wichtigsten Ozeanströmungssysteme der Welt. Der Forscher Niklas Boers des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung zeigt in einer neuen Studie im Fachmagazin Nature, dass die Zirkulation droht, in nächster Zukunft zusammenzubrechen. Die AMOC spielt eine entscheidende Rolle bei der Umverteilung der Wärme und der Regulierung der Wettermuster auf der ganzen Welt.
       
    Niklas Boers weist in seiner Studie darauf hin, dass sich die Strömung bereits verlangsamt hat. Schätzungen, wann es zum Stillstand kommen könnte, bleiben indes unsicher. Das hat auch der Weltklimarat IPCC in seinem neuen, sechsten Sachstandsbericht nach Auswertung vieler AMOC-Studien herausgearbeitet. Boers untersucht in seiner Studie zahlreiche Klimamodelle und historische Temperaturdaten, die Auskunft über die Strömungsverhältnisse in der entscheidenden Meeresregion in der Nähe Grönlands geben. Wenn die Zirkulation zusammenbricht, könnte dies Europa und Teile Nordamerikas mit extremer Kälte überziehen, den Meeresspiegel an der Ostküste der USA ansteigen lassen und den saisonalen Monsun, der einen Großteil der Welt mit Wasser versorgt, unterbrechen.
       
    Das liegt daran, dass die AMOC warmes Wasser mit hohem Salzgehalt aus den Tropen nach Europa transportiert. Weil warmes Wasser weniger dicht ist als kälteres, fließt es an der Meeresoberfläche bis in die Labradorsee. Durch die Strömung in Richtung Nordosten kühlt es ab und fällt zum Meeresboden. Das kalte Wasser wird wiederum in der Tiefsee aus dem Norden in Richtung Süden transportiert. Es entsteht ein Kreislauf, der durch den Klimawandel droht, zum Stillstand zu kommen.
    Für den AMOC-Index wird die globale mit der subpolaren Temperatur der Meeresoberfläche (SST) verglichen. Grafik: Boers
      
    Schmelzende Gletscher erhöhen den Zufluss an Süßwasser in der Region, sie verdünnen den Salzgehalt des Nordatlantiks und damit zusätzlich die Dichte des Wassers. Wenn das Wasser nicht mehr schwer genug ist, um abzusinken, könnte sich die gesamte AMOC verlangsamen, bis hin zum Erliegen. Das passierte mutmaßlich schon während der Eiszeit. „Die neue Analyse deutet darauf hin, dass die kritische Schwelle sehr wahrscheinlich viel näher liegt, als wir erwartet hätten“, sagt Boers der Washington Post.
    Viele aktuelle Klimamodelle zeigen zwar lediglich einen Rückgang der Stabilität, also der natürlichen Schwankung zwischen stabilerer und schwächerer Strömung. Das könnte laut Boers Studie jedoch auch an einem Konstruktionsfehler liegen, der die destabilisierende Wirkung des Süßwasserexports unterschätzt.

  • 8/17/2021 12:00:34 PM   Martin Franke
    CO2-Speicher Moore: Mit einem groß angelegten Programm will die Stiftung Naturschutz in Schleswig-Holstein viele weitere trockene Moore vernässen und so von Klimakillern zu Kohlendioxid-Speichern machen. Moore seien die effektivsten Kohlenstoffspeicher der Welt, erläuterte die Stiftung am Dienstag bei der Vorstellung ihrer Pläne in Vaalermoor (Kreis Steinburg). So könne ein Hektar Moor bis zu sechsmal so viel Kohlenstoff speichern wie ein Hektar Wald. Das funktioniere aber nur, wenn die Moorböden nass sind, so dass die Torfmoose wachsen und CO2 aus der Luft binden können.
     
    Ziel sei es, bis 2030 auf 20.000 Hektar entwässerten Moorböden wieder den optimalen Wasserstand herzustellen. Das stoppe die Emissionen von CO2 und lasse nach wenigen Jahren die Torfschicht wieder wachsen, so dass CO2 aus der Luft gefiltert werden könne. Heute sind nach Stiftungsangaben rund 90 Prozent der deutschen Moore entwässert, um die Flächen nutzen zu können. Trockengelegte Moorböden würden von Kohlenstoffspeichern zu Klimakillern und gäben laufend CO2 ab. Fast sieben Prozent aller deutschen Treibhausgasemissionen kämen aus entwässerten Moorböden. In Schleswig-Holstein gäben Moore jedes Jahr 2,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente in die Atmosphäre ab – so viel wie der Pkw-Verkehr im Land. Mit der Vernässung entstünden zugleich Lebensräume für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten, erläuterte der Leiter des Kompetenzteams Biologischer Klimaschutz, Gerrit Werhahn.
    Ahrensfelder Moor im niedersächsischen Osterholz-Scharmbeck. Foto: dpa
      
    Zusammen mit bereits renaturierten Flächen will die Stiftung künftig die Emissionen aus Moorböden um 700.000 Tonnen CO2 pro Jahr senken. Dies sei etwa so viel, wie alle 90.000 Einwohner von Flensburg jährlich verursachen. Um den natürlichen Wasserhaushalt im Moor wieder herzustellen, werden künstliche Entwässerungssysteme verändert. Gräben und Drainagen werden so angestaut oder zurückgebaut, dass der Boden möglichst ganzjährig bis zur Oberfläche nass wird. (dpa)
  • 8/16/2021 7:45:33 AM   Joachim Müller-Jung
    Kostenträchtige Kippelemente: Wenn Teile des Klimasystems kritische Schwellenwerte überschreiten und sich das Klima plötzlich großräumig ändert, steigen die Klimawandel-Folgekosten besonders hoch. Zum ersten Mal hat das ein internationales Ökonomen-Team um Simon Dietz von der London School of Economics and Political Science für solche Kippelemente abgeschätzt. Um etwa 25 Prozent könnten demnach die globalen Aufwendungen steigen, verglichen mit bisherigen Kostenkalkulationen zum globalen Klimawandel, die etwa Sir Nicolas Stern von der London School schon früher vorgelegt hatte. Unter den acht Kippelementen des Klimasystems – vom Golfstrom-Kollaps bis zum Abschmelzen der Poleiskappen – dürften kurzfristig das Auftauen der Permafrostböden und der Methanhydrat-Vorkommen vor den Küsten besonders teuer werden, weil das dann ausströmende Methan eine besonders hohe, schnelle Klimawirksamkeit hätte.
    Tauende Permafrostflächen in Nordsibirien. Foto Reuters
    Tauende Permafrostflächen in Nordsibirien. Foto: Reuters
    Die Folgekosten würden aber keineswegs auf die betreffenden Länder begrenzt, sondern weltweit zu spüren sein, wie die Ökonomen in den „Proceedings“ der amerikanischen Nationalen Akademie der Wissenschaften schreiben. Sie halten ihre Abschätzungen für sehr vorsichtig. Es bestehe eine zehnprozentige Wahrscheinlichkeit, dass sich die Klimawandel-Kosten beim Überschreiten eines Kippelementes insgesamt sogar verdoppeln könnten.
  • 8/15/2021 8:45:49 AM   Joachim Müller-Jung
    Erwärmung mit X-Faktor: Erdhistorisch gesehen fällt der gegenwärtige Klimawandel in die Kategorie „mit Überraschungspotential“. Zwei Paläoforscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben bei Sedimentanalysen der vergangenen 66 Millionen Jahre und damit der Zeitspanne seit dem Aussterben der Dinosaurier einen „Multiplikator-Effekt“ in den Wärmephasen ausgemacht. Starke, lang andauernde Erwärmungen, auf die sich die Forschung bisher fast ausschließlich konzentriert hat, stoßen offenbar fast regelhaft Verstärkungsprozesse an, die im Rauschen der Klimaschwankungen bisher untergegangen waren. Wärme erzeugt zusätzliche Wärme – diese als positive Rückkoppelung bekannten Mechanismen werden schon länger auch für die aktuelle, stark beschleunigte Erderhitzung befürchtet.
     
    Die beiden Wissenschaftler haben die umfangreichen Datenbanken zu den Foraminiferen in Meeressedimenten ausgewertet – winzige Schalentiere, deren chemische Zusammensetzung als Näherungswert für Ozeantemperaturen etabliert ist. Bei der in der Zeitschrift „Science Advances“ veröffentlichten Analyse konnten sie zeigen, dass in den starken Erwärmungsphasen – nicht aber in kälteren Perioden – die Verstärkung einem Rhythmus folgen, der in der Mathematik der Multiplikativen Zahlentheorie beschrieben ist. Was diese biologischen oder chemischen Rückkoppelungen im Einzelnen waren, ist noch ungeklärt.
    Foraminiferen liefern einige der wichtigsten Daten für Klimarekonstruktion und -prognose. Hier unter dem Mikroskop im Normallicht (links) und Infrarotlicht. Fotos: Alfred-Wegener-Institut
       

  • 8/12/2021 4:42:13 PM   Martin Franke
    Johnson soll neues Ölbohrfeld überdenken: Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon hat angesichts der Klimakrise Premierminister Boris Johnson aufgefordert, Pläne für ein neues Ölfeld zu überdenken. „Ich fordere die britische Regierung auf, bereits ausgestellte Lizenzen im Lichte der Klimakrise, der wir uns gegenüber sehen, neu zu prüfen“, schrieb Sturgeon in einem Brief an Johnson, den sie am Donnerstag auf Twitter veröffentlichte. Das betreffe auch das geplante Ölfeld Cambo, das vor der schottischen Küste entstehen könnte und das bereits viel Kritik auf sich gezogen hatte. 
      
    Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon. Foto: dpa
      
    Was ist passiert? Johnson hatte bei einem Besuch auf einer Windfarm in Schottland kürzlich gesagt, man müsse zwar so schnell wie möglich von Öl und Gas loskommen, bestehende Verträge sollten aber nicht „auseinander gerissen“ werden. Als Gastgeber der bevorstehenden UN-Weltklimakonferenz COP26 setzt sich der britische Premier immer wieder als Pionier des Klimaschutzes in Szene, der die internationale Gemeinschaft zu mehr Anstrengungen aufruft. Ein aktueller Bericht der Organisation WWF, über den die BBC am Donnerstag berichtete, stellt Großbritannien hingegen ein mangelhaftes Zeugnis aus: Der aktuelle Haushalt sehe nur 0,01 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Klimaschutzmaßnahmen vor. Laut eigenen Beratern der Regierung sei jedoch mindestens ein Prozent notwendig, um die gesetzten Klimaziele erreichen zu können. Die schottische Regierungschefin meldete sich der BBC zufolge zum ersten Mal zu dem Ölfeld zu Wort, über das letztlich London das letzte Wort haben wird. Der in dieser Woche veröffentlichte Bericht des Weltklimarats habe die „Alarmstufe Rot“ für den Planeten ausgerufen und stelle eine Verpflichtung dar, notwendige schwierige Entscheidungen zu treffen, erklärte Sturgeon. (dpa)
  • 8/12/2021 10:26:44 AM   Martin Franke
  • 8/11/2021 7:19:34 PM   Martin Franke
    Am Montag hat der Weltklima (IPCC) den ersten Teil des mittlerweile sechsten Sachstandsberichts vorgestellt. Darüber haben wir hier und hier berichtet. Die wichtigsten Punkte noch einmal zusammengefasst:
     
    • Es ist eindeutig, dass der Einfluss des Menschen die Atmosphäre, den Ozean und die Landflächen erwärmt hat. Es haben weitverbreitete und schnelle Veränderungen in der Atmosphäre, dem Ozean, der Kryosphäre und der Biosphäre stattgefunden.
    • Das Ausmaß der jüngsten Veränderungen im gesamten Klimasystem und der gegenwärtige Zustand vieler Aspekte des Klimasystems sind seit vielen Jahrhunderten bis Jahrtausenden beispiellos.
    • Der vom Menschen verursachte Klimawandel wirkt sich bereits auf viele Wetter- und Klimaextreme in allen Regionen der Welt aus. Seit dem Fünften Sachstandsbericht (AR5) gibt es stärkere Belege für beobachtete Veränderungen von Extremen wie Hitzewellen, Starkniederschlägen, Dürren und tropischen Wirbelstürmen sowie insbesondere für deren Zuordnung zum Einfluss des Menschen.
    • Auf Basis von verbesserten Kenntnissen über Klimaprozesse, Nachweise aus der Erdgeschichte und die Reaktionen des Klimasystems auf zunehmenden Strahlungsantrieb lässt sich die Gleichgewichtsklimasensitivität am besten mit 3 °C beziffern, wobei die Bandbreite im Vergleich zum AR5 eingegrenzt wurde.
     
    Den Bericht, für den mehr als 230 Fachleute über 14.000 Fachveröffentlichungen ausgewertet haben, können Sie hier herunterladen [Originalfassung in Englisch]. Eine deutsche Zusammenfassung der Hauptaussagen finden Sie hier.
  • 8/11/2021 1:19:31 PM   FAZ Admin
    Der Klimawandel ist in den Mittelpunkt unserer politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Debatten im Land gerückt, das Fortschreiten des menschlichen Einflusses auf die Erderwärmung ist auf der ganzen Welt zu spüren und zu sehen – auch hierzulande. Die F.A.Z. startet einen Klimablog, der über alle wichtigen Entwicklungen, Studien und Klimaphänomene berichten wird. Wir wollen zu einem besseren Grundverständnis beitragen, wie sich der Klimawandel auf Mensch und Natur auswirkt. Darüber hinaus sollen Akteure, Organisationen und Staaten betrachtet werden sowie hier und da Anregungen zu finden sein, wie man selbst zu einem besseren Klima beitragen kann.

Gesponsert von Platform for Live Reporting, Events, and Social Engagement