Kipppunkt – der F.A.Z. Klimablog

Kipppunkt – der F.A.Z. Klimablog Live

  • 2/21/2022 9:28:49 AM   Lilly Bittner
    Historische Emissionen und Verantwortung: Politiker und Aktivisten stellen immer häufiger die Frage, welches Land wie sehr für den Klimawandel verantwortlich ist. Manche Politiker erhoffen sich, die Verantwortung auf andere Länder abwälzen zu können. Aktivsten wiederum stellen die Frage, weil sie Klimagerechtigkeit fordern. Ihnen zufolge fällt die größte Verantwortung, den Klimawandel einzudämmen, auf die Länder, die am meisten zum Klimawandel beigetragen haben. Wer hat historisch am meisten Kohlenstoffdioxid emittiert? Die britische Organisation Carbon Brief berechnet, dass die Menschheit zwischen 1850 und 2021 insgesamt 2500 Milliarden Gigatonnen CO2 ausgestoßen hat. In die Berechnung fließen Emissionen von fossilen Brennstoffen ein, aber auch jene aus der Land- und Forstwirtschaft. Während sich Erstere im vergangenen Jahrhundert verzwölffachten, blieben Letztere über die Jahre relativ konstant. Um zu berechnen, welche Länder wie viel emittieren, gibt es drei Möglichkeiten:
           
    1. Territoriale Emissionen: Man berechnet, wie viel CO2 im jeweiligen Land emittiert wurde. Nach dieser Berechnung belegen die Vereinigten Staaten den ersten Platz. Auf ihrem Territorium wurden 20 Prozent des weltweiten CO2 ausgestoßen. Danach folgt China mit elf Prozent und Russland mit sieben Prozent. Auf dem dritten und vierten Platz landen Brasilien und Indonesien – primär, weil Siedler Regenwälder rodeten. In Deutschland wurden 3,5 Prozent des weltweiten Kohlenstoffdioxids emittiert. Das Land belegt damit den sechsten Platz.
    2. Konsumorientierte Emissionen: Hierfür betrachten die Forscher, wie viel CO2 durch die Güter freigesetzt wird, die in einem Land konsumiert werden. Diese Emissionen gehen dann nicht auf die Rechnung des Landes, in dem das Gut produziert wurde, sondern des Landes, in dem das Gut konsumiert wird. Dafür klammert man das CO2 mit ein, das durch Importe freigesetzt wurde. Exporte werden ausgeklammert. Die Rangfolge der zehn emissionsstärksten Nationen bleibt so unverändert. Die Vereinigten Staaten sind nach dieser Berechnung allerdings für weitere 0,3 Prozent der globalen Gesamtemissionen verantwortlich. Auch auf Deutschland sind so weitere 0,2 Prozent der Emissionen zurückzuführen. Chinas Emissionen sinken hingegen um 1,1 Prozent der globalen Gesamtsumme. Hier ist aber anzumerken, dass Daten für den weltweiten Handel erst seit 1990 verfügbar sind. Gerade Großbritannien hat im 19. Jahrhundert sehr viele emissionsintensive Güter exportiert. 
    3. Pro-Kopf-Emissionen: Wenn man die Pro-Kopf-Emissionen jedes Jahres seit 1850 zusammenzählt, dann landet Neuseeland auf dem ersten Platz. Das liegt daran, dass hier wenige Menschen leben, im 19. Jahrhundert allerdings sehr viele Bäume gerodet wurden. Es folgen Kanada auf dem zweiten und Australien auf dem dritten Platz. Deutschland kommt in den Top 20 nicht vor. Länder unter einer Million Einwohner wurden nicht betrachtet. „Die aufsummierten Pro-Kopf-Emissionen sind zwar interessant, sollten aber nicht als Anteil der Länder an der Verantwortung interpretiert werden, da sie für das Klima nicht direkt relevant sind“, gibt der Professor Pierre Friedlingstein der Universität Exeter zu bedenken.
       
    Es gibt also verschiedene Wege, zu berechnen, welches Land wie viel Verantwortung im Kampf gegen die Klimakrise trifft. Allerdings sind Emissionen unter kolonialer Herrschaft hier nicht einberechnet. Westliche Staaten dürften also für noch mehr Emissionen verantwortlich sein. Zudem rodeten Siedler gerade um 1900 in den Regenwaldstaaten viel Wald – zunächst für Kautschuk und Tabak, später für Viehzucht und Palmölplantagen. In dieser Berechnung gehen die Emissionen dafür allerdings auf das Konto der Regenwaldstaaten.

  • 2/16/2022 12:58:26 PM   Johanna Christner

    Fortschreitende Klimakrise: US-Behörden prognostizieren starken Anstieg des Meeresspiegels

    Es bestehe dringender Handlungsbedarf: Entlang der US-Küsten könnte der Meeresspiegel in den kommenden drei Jahrzehnten um bis zu 30 Zentimeter steigen. Dies geht aus jüngst vorgelegten Bericht hervor, an dem auch die Nasa beteiligt war.
  • 2/16/2022 9:30:27 AM   Lilly Bittner
  • 2/13/2022 7:16:11 PM   Lilly Bittner
  • 2/7/2022 12:34:27 PM   Lilly Bittner
  • 2/7/2022 12:33:29 PM   Lilly Bittner
    Könnte es bald nicht mehr genug Kaffee geben? Kaffeeplantagen haben in ihren Anbauländern eine hohe sozioökonomische Bedeutung. Viele Kleinbauern sind finanziell von ihnen abhängig. Ähnliches gilt für Avocado- und Cashewkern-Plantagen. Auch wenn die meist wasserintensiven Monokultur-Plantagen eher schlecht für die Umwelt sind. Die klimatischen Bedingungen werden in den Anbauregionen allerdings immer ungünstiger. Das gilt gerade für Kaffee. Es wird zu warm und Dürren sowie Überschwemmungen werden wahrscheinlicher. Das zeigt eine Studie, die kürzlich im Fachmagazin PLOS ONE erschienen ist. Darin untersuchen die Autoren, ob und wie sich Anbauregionen, die geeignet sind für Arabica-Kaffee, Cashews und Avocados, 2050 weltweit verschieben werden. Geeignete Anbaugebiete werden eher in höhere Breitengrade und in höhere Bergregionen wandern. Die drei Pflanzen haben eine ähnliche ökologische Nische. Sie mögen ein mildes trockenes Klima mit gelegentlichem Niederschlag. Cashewbäume kommen mit witterungsbedingten Schwankungen besser zurecht. Kaffee hingegen ist ziemlich anfällig für verändernde Witterungsbedingungen. 
        
    Rund zwei Drittel des Arabica-Kaffees werden in Brasilien, Vietnam, Indonesien und Kolumbien angebaut. Dort sorgen steigende Temperaturen dafür, dass die aktuell sehr gut geeigneten Regionen 2050 für den Kaffeeanbau nur noch mäßig geeignet sein werden. Auf der anderen Seite wird Kaffee dann in Regionen angebaut werden können, in denen es zuvor nicht gut möglich war. Dazu gehören nördliche und südliche Grenzgebiete der aktuellen Anbauregionen, wie die USA, China und Südafrika. Unterm Strich wird die Fläche, auf der Kaffee gut angebaut werden kann, knapper. Jene Flächen, die sich sehr gut zum Kaffeeanbau eignen, werden 2050 mindestens halbiert sein. Mäßig geeignete Flächen verkleinern sich um knapp ein Drittel.
           
    Beim Anbau von Avocados und Cashews sieht das etwas anders aus. Knapp drei Viertel der Cashews stammen aus Vietnam, Indien, der Elfenbeinküste und Benin. Im Norden Vietnams und Indiens werden ab 2050 Cashewbäume angepflanzt werden können. Aktuell ist es in diesen Regionen dafür noch zu kalt. Der Süden der beiden Länder wird allerdings zu warm und zu nass werden. Auch in der Elfenbeinküste und Benin wird es Cashewbäumen 2050 zu warm werden. Dafür kommen Länder hinzu, die günstige Bedingungen für den Cashewanbau liefern werden. Dazu gehören unter anderem die USA, Teile Südamerikas und Ostafrikas. Somit wird die Fläche, auf denen Bauern gut Cashewbäume anpflanzen können, um etwa 17 Prozent größer.
        
    Die Fläche, auf der Avocados angebaut werden können, wird 2050 um rund 14 Prozent kleiner sein. Auch hier sind Amerika und China Länder, die künftig geeignete klimatische Bedingungen hervorbringen werden. 58 Prozent der Avocados werden aktuell in Mexiko, der Dominikanischen Republik, in Peru und Indonesien angebaut. Mit Ausnahme von Mexiko verschlechtert der Klimawandel die Anbaubedingungen für Avocados in diesen Ländern.
        
    Auch andere Untersuchungen zeigen ähnliche Ergebnisse. Diese Studie ist allerdings die erste, die nicht nur eine Region untersucht. Zudem wird erstmals auch die Bodenbeschaffenheit analysiert, wie der ph-Wert, die Steigung und die Textur. Trotzdem sind vor allem steigende Temperaturen und sich ändernde Niederschlagsmengen wichtig. Die Studie untersucht allerdings nur natürliche Bedingungen für den Anbau der Pflanzen. So stehen auch Plantagen auf jenen Flächen, deren Bedienungen als ungeeignet bewertet wurden. Diese Felder werden dann beispielsweise künstlich bewässert. Wenn natürlich geeignete Anbauflächen künftig schrumpfen, dürften künstlich bewirtschaftete Plantagen wachsen – und damit auch der ökologische Fußabdruck von Kaffee, Avocados und Cashews.
  • 2/2/2022 11:31:10 AM   Lilly Bittner
    Korallenriffe werden selbst mit Pariser Klimazielen sterben: Korallenriffe könnten vom Klimawandel noch bedrohter sein, als bisher angenommen. Das zeigt eine Studie der Universität Leeds, die am Dienstag im Fachmagazin PLOS Climate erschienen ist. Die Forscher untersuchten anhand mehrerer Klimamodelle, wie thermische Refugien weiterbestehen, wenn sich die Erde erwärmt. Aktuell gibt es diese Refugien in allen zwölf Korallenriffregionen. Sie können geeignete Temperaturen aufrechterhalten, selbst, wenn die Meerestemperatur in umliegenden Gebieten steigt. Refugien befinden sich vor allem in Gebieten, in denen starke Meeresströmungen herrschen und kaltes Wasser auftreibt. So konnten sich in den vergangenen Jahrzehnten 84 Prozent der Korallenriffe von Hitzewellen erholen. Um sich zu regenerieren, brauchen sie durchschnittlich zehn Jahre. Selbst wenn sich die Erde um 1,5 Grad Celsius erwärmt, werden die meisten thermalen Refugien jedoch ausgelöscht. Lediglich in Polynesien und dem Korallendreieck im westlichen Pazifik werden kleine Refugien erhalten bleiben. Ab einer Erwärmung von zwei Grad Celsius wird es allerdings auch die nicht mehr geben. 
      
    Die Folge: Wenn sich die Erde um 1,5 Grad Celsius erwärmt, werden nur noch 0,2 Prozent der Riffe genügend Zeit haben, um sich nach einer Hitzewelle zu regenerieren. Zudem werden über 90 Prozent der Korallenriffe unter häufigem Hitzestress leiden – sie werden bleichen. Ab einer Erwärmung von zwei Grad Celsius werden 99,7 Prozent und ab einer Erwärmung von drei Grad Celsius werden alle Riffe betroffen sein. „Unsere Arbeit zeigt, dass die Korallen weltweit durch den Klimawandel noch stärker gefährdet sind, als wir zum Zeitpunkt des IPCC-Sonderberichts über 1,5°C angenommen haben“, sagt Ko-Studienautor Piers Foster. Der Weltklimarat (IPCC) sagte 2018 voraus, dass 70 bis 90 Prozent der Riffe sterben könnten, wenn sich die Erde um 1,5 Grad Celsius erwärmt. 
       
    Bisher versuchten Umweltschützer die Riffe zu retten, indem sie Refugien unterstützten. Die neuen Erkenntnisse zeigen allerdings, dass das die Korallenriffe nur noch kurzfristig retten kann. Stattdessen schlagen die Forscher als vor, insofern einzugreifen, dass bestimmte Korallenarten abwandern oder sich anpassen können. So könnten zwar die Ökosysteme nicht, aber immerhin einige Korallenarten gerettet werden. Trotzdem ist unklar, ob das schnell genug möglich sein wird. Außerdem bleibt offen, ob es weitere Mikrorefugien gibt. Die Forscher untersuchten lediglich Riffe, die über 100 Meter groß sind. Zudem könnten irgendwann tiefe oder trübe Riffe als Refugien dienen, weil die Bestrahlungsstärke niedriger ist. Das würde aber höchstens kleine Erfolge bringen.
  • 1/31/2022 9:27:41 AM   Lilly Bittner
  • 1/31/2022 9:27:06 AM   Lilly Bittner
    Die Winter werden wärmer: Die Winter der vergangenen Jahre waren überdurchschnittlich warm. So lag der vergangene Winter 1,8 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel 1961 bis 1990. Das vorige Jahr lag rund 1,1 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau. Und das, obwohl 2021 von La Niña geprägt war. Dieses alle paar Jahre auftretende Wetterphänomen drückt die globale Durchschnittstemperatur, weil sich dabei die oberen Wasserschichten des tropischen Ostpazifiks anomal stark abkühlen. 
           
    Auch dieser Winter ist geprägt von La Niña – obwohl das Phänomen meist nach einem El Niño auftritt, der mildere Temperaturen verursacht. El Niño ändert die Luftdruckverhältnisse im Pazifik, wodurch sich die Passatwinde drehen. Die Folgen sind extreme Dürren in den einen und heftige Niederschläge in anderen Regionen. Trotz La Niña war die erste meteorologische Winterhälfte vom ersten Dezember bis zu 15. Januar laut Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst überdurchschnittlich warm. Die Durchschnittstemperatur lag bei 2,7 Grad Celsius und damit 2,5 Grad Celsius über dem Mittel. „Gegenüber der aktuellen, wärmeren Referenzperiode 1991 – 2020 beträgt die Abweichung +1,2 Grad“, schreibt Friedrich auf Anfrage.
         
    Wie die zweite Winterhälfte verlaufen wird, könne man nicht eindeutig sagen. „Tagegenaue Prognosen sind wissenschaftlich seriös nur 7 bis maximal 10 Tage möglich“, schreibt Friedrich. Wetter.de prognostiziert für Ende Januar Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Der Februar soll dann aber wieder mild werden. Ähnlich prognostiziert es das Wettermodell des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage. Demnach sollen die Temperaturen im Januar und im Februar bis zu 1,5 Grad Celsius zu warm ausfallen. Das amerikanische Klimamodell der NOOA rechnet mit 0,5 bis ein Grad Celsius über dem langjährigen Mittel. 
  • 1/27/2022 5:08:21 PM   Lilly Bittner
  • 1/18/2022 7:47:18 AM   Lilly Bittner
    Das Klimaprofil Marokkos
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    Die weltweit größte Solaranlage in Ouarzazate. Quelle: AFP
     
         1. Welche Klimaziele verfolgt das Land?
         
    Marokko hat kein festgelegtes Datum, bis wann es klimaneutral sein möchte. Bis 2030 will das Land seine Emissionen jedoch um 45,5 Prozent senken. 18,3 Prozent der Emissionen möchte das Land eigenständig reduzieren, die restlichen 27,2 Prozent sind abhängig von internationalen Hilfen. Zudem sollen bis 2030 erneuerbare Energiequellen 52 Prozent des Stroms erzeugen, bis 2050 sogar 80 Prozent. Hinzu kommt, dass Marokko bis 2030 20 Prozent der derzeit genutzten Energie einsparen möchte. Das Land legte weitere Ziele für diverse Sektoren fest. So soll beispielsweise die Staatsflotte bis 2030 aus 30 Prozent mehr Elektro- oder Hybridautos bestehen. 
     
           2. Wie will es diese Klimaziele erreichen?
        
    2019 verabschiedete Marokko eine nationale Klimastrategie. Diese wurde im Juni 2021 erweitert. Das Paket umfasst 61 Maßnahmen, wovon 27 von internationaler Hilfe abhängig sind. Die Klimaziele sollen vor allem durch die Förderung erneuerbarer Energien erreicht werden. Auch die zwei größten Industriezweige Marokkos sollen klimafreundlicher werden. Mithilfe von Kohlenstoffspeicherung sollen der Phosphat- und der Zementsektor Emissionen einsparen. Weitere Maßnahmen sind für die Landwirtschaft, Stadt und Wohnen, Transport und Abfall geplant. Ob die Pläne eingehalten werden, prüft die Nationale Kommission für Klimawandel und biologische Vielfalt. Hinzu kommt eine Onlineplattform, auf der überwacht wird, welche Maßnahmen umgesetzt worden sind.
       
    Das Land hat nicht nur konkrete Pläne für den Klimaschutz gesetzt, sondern auch für die Klimaanapassung. Gerade sensible Ökosysteme an den Küsten, auf Bergen und in Oasen werden in Marokko stark vom Klimawandel betroffen sein. Um sich an Folgen wie Hochwasser und Dürren anzupassen, will Marokko rund 40 Milliarden US-Dollar investieren. Die Klimaschutzmaßnahmen belaufen sich auf 38,8 Milliarden US-Dollar, wovon 21,5 Milliarden US-Dollar von anderen Ländern und Institutionen finanziert werden sollen. Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung und der Grüne Klimafond der Europäischen Union sicherten bereits zu, der marokkanischen Bank für Handel und Industrie ein Darlehen in Höhe von 25 Millionen Euro zu leihen. 
     
           3. Wie sieht die Umsetzung aus?
     
    Obwohl Marokko wenig zu den globalen Treibhausgas-Emissionen beiträgt, zeigt es große Ambitionen im Klimaschutz – gerade bei der Förderung erneuerbarer Energien. So steht im Land die größte Solaranlage der Welt, das Leuchtturmprojekt Ouarzazate. Neun der 34 Maßnahmen, die das Land eigenständig umsetzen möchte, wurden zudem bereits durchgeführt. Auf dem Klimaschutzindex für das Jahr 2022 belegt Marokko den fünften Platz, 2021 landete es sogar auf Platz 4. Auch der Climate Action Tracker bewertet Marokkos Klimapolitik positiv. Die Maßnahmen und Handlungen sind 1,5 Grad-kompatibel. Wenn jedes Land handeln würde wie Marokko, könnte man die Erderwärmung also auf 1,5 Grad Celsius eindämmen. Trotzdem stammte 2019 noch über zwei Drittel des marokkanischen Stroms aus Kohlekraftwerken.
       
          4. Wie steht die Bevölkerung zum Klimaschutz?  
       
    Über zwei Drittel der Marokkaner glauben, dass der Klimawandel real ist. Das zeigt eine Umfrage des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen gemeinsam mit der Oxford Universität. Zudem sagen über die Hälfte der befragten Marokkaner, dass es notwendig sei, dringende Maßnahmen zu ergreifen. Vor allem unter 18-jährige Marokkaner sind klimabewusst. Damit belegt das Land den zehnten Platz, wenn es darum geht, wie besorgt die Bürger um den Klimawandel sind.
     
    Eine ausführliche Beschreibung der Klimapolitik Marokkos finden Sie hier.
  • 1/12/2022 10:43:11 AM   Lilly Bittner
    Das Klimaprofil Amerikas
       
    Fracking wird in Amerika vorerst weiterhin erlaubt sein. (Foto: AP)
               
          1. Welche Klimaziele verfolgt das Land?
           
    Amerika hat zum Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden. Der amerikanische Präsident Joe Biden kündigte vor Kurzem an, die Treibhausgas-Emissionen bis 2030 in seinem Land halbieren zu wollen. Zudem sollen bis dahin die Hälfte der neu zugelassenen Autos elektrisch fahren. Und von 2035 an sollen in Amerika keine fossilen Brennstoffe mehr verbrannt werden, um Strom zu produzieren. 
     
           2. Wie will es diese Klimaziele erreichen?
        
    Um diese Ziele zu erreichen, rief Biden die erste Nationale Klima-Arbeitsgruppe ins Leben. Ihre Aufgabe ist es, sämtliche Behörden zu mobilisieren, sodass der Kampf gegen den Klimawandel in der gesamten Regierung als Priorität gesehen wird. Zudem will die Regierung vor allem erneuerbare Energien ausbauen, Elektromobilität fördern sowie Gebäude effizienter machen. Dabei setzt sie auf Investitionen. Eine CO2-Steuer ist bislang nicht geplant, genauso wenig wie ein Fracking-Verbot. Eine zentrale Rolle in der amerikanischen Klimapolitik spielt das geplante Infrastrukturpaket. Im Rahmen dessen soll unter anderem der öffentliche Nahverkehr ausgebaut, Schulbusse elektrifiziert und ein Netz für E-Ladesäulen etabliert werden. Teil des Plans ist auch das 150 Milliarden US-Dollar schwere Clean Electricity Program. Das Programm soll Anreize schaffen, damit Energieversorger auf Solar-, Wind- und Atomenergie umstellen. Das Infrastrukturpaket hängt allerdings im Repräsentantenhaus fest. Mehrere Medienberichte gehen davon aus, dass gerade im Clean Electricity Program Abstriche zu erwarten sind. 
        
           3. Wie sieht die Umsetzung aus?
     
    Amerika ist nach China der zweitgrößte Emittent von Kohlenstoffdioxid. Im April 2021 machten erneuerbare Energien einen Anteil von 12 Prozent des amerikanischen Energiemixes aus, Atomkraft neun Prozent. Der Anteil neu zugelassener E-Autos betrug 2020 2,4 Prozent. Obwohl sich Joe Biden als Klima-Präsident deklariert und einige Bemühungen zeigt, bewertet der Climate Action Tracker die amerikanische Klimapolitik als nicht ausreichend. Allerdings hat die Vorgängerregierung unter Donald Trump keinerlei klimapolitische Aktivität gezeigt. Trump stieg sogar aus dem Pariser Klimaabkommen aus, dem Biden wieder beitrat. Wenn Amerika die neu gesetzten Ziele einhalten sollte, wird es zu einer Erderwärmung von über zwei, aber unter drei Grad Celsius beitragen. Unter aktuellen Maßnahmen und Handlungen würde das Land jedoch dazu beitragen, dass sich die Erde um über drei Grad Celsius erwärmt. Hier wurde der Infrastrukturplan allerdings nicht einberechnet, weil der Climate Action Tracker davon ausgeht, dass dieser nicht in seinem aktuellen Stand in Kraft treten wird. 
        
          4. Wie steht die Bevölkerung zum Klimaschutz?
          
    Laut einer Befragung des Yale-Programms für Klima-Kommunikation glauben weniger als drei Viertel der Amerikaner daran, dass sich die Erde erwärmt. Knapp zwei Drittel sind besorgt über den Klimawandel. Zudem denken 57 Prozent der Befragten, dass Menschen die Erderwärmung verursachen. Etwas mehr als ein Drittel diskutieren zumindest manchmal über den Klimawandel. Trotzdem wollen drei Viertel, dass die Regierung den CO2-Ausstoß reguliert. Weitere 70 Prozent meinen, dass Institutionen mehr gegen den Klimawandel tun sollten.
  • 1/6/2022 12:29:48 PM   Lilly Bittner
    Das Klimaprofil Schwedens
       
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    Schweden ist ein Vorreiter der Windenergie. Quelle: AFP 
     
            1. Welche Klimaziele verfolgt das Land? 
      
    In Schweden fußt die Klimapolitik auf drei Säulen: dem Klimaschutzgesetz, dem klimapolitischen Rahmen und dem Aktionsplan. Die Klimaziele sind im klimapolitischen Rahmen festgeschrieben. Schweden will bis 2045 klimaneutral sein, danach visiert das Land negative Emissionen an. Mithilfe von Waldschutz, im Ausland geförderten Projekten und neuen Technologien wie der Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) sollen unterm Strich mehr Treibhausgase gebunden als ausgestoßen werden. Bis 2045 will das Land zudem 85 Prozent weniger Treibhausgase ausstoßen als 1990. Bis 2030 sollen die Emissionen bereits um 55 Prozent reduziert sein. 
     
            2. Wie will es diese Klimaziele erreichen?
      
    Damit die Ziele erreicht werden, trat am 1. Januar 2018 das Klimaschutzgesetz in Kraft. Dieses verpflichtet die Regierung dazu, gemäß der Klimaziele zu handeln. Sie muss einen jährlichen Klimabericht und alle vier Jahre einen Aktionsplan vorlegen. Schweden setzt besonders darauf, Emissionen zu bepreisen – vor allem durch die Energie- und CO2-Steuer. Hinzu kommen Steuern auf Flugreisen und die Deponiesteuer. Zudem sollen emissionsarme Fahrzeuge gefördert und steuerlich begünstigt werden. Von 2030 an dürfen keine Verbrenner mehr verkauft werden. Außerdem setzt Schweden auf den Ausbau von Wind- und Solarenergie.  
      
           3. Wie sieht die Umsetzung aus?
      
    Das Land belegte beim Klimaschutzindex fünf Jahre lang den ersten Platz. Für das Jahr 2022 löste Dänemark Schweden ab, das nun auf dem zweiten Platz steht. Trotzdem gilt das Land nach wie vor als klimapolitischer Vorreiter. Experten beurteilen den Anteil erneuerbarer Energien, die niedrigen Treibhausgas-Emissionen sowie die Klimapolitik des Landes als sehr gut. Der Anteil erneuerbarer Energien lag in dem Land 2019 bei mehr als 56 Prozent, weitere 34 Prozent macht Atomkraft aus. Zudem ist knapp jedes dritte neu zugelassene Auto elektrisch betrieben – ein hoher Wert im weltweiten Mittel. Allerdings verbrauchen die Schweden sehr viel Energie. Zudem steigen die Emissionen aus der Abfallverbrennung, die öffentlichen Verkehrsmittel sind sehr teuer, es gibt geringe Anforderungen an Gebäudeeffizienz und Schweden rodet viel Waldfläche. Trotzdem schätzen Experten, dass das Land die Klimaneutralität bis 2030 erreichen wird.  
      
         4. Wie steht die Bevölkerung zum Klimaschutz?
      
    Laut einer Umfrage der Europäischen Kommission von 2021 sehen 43 Prozent der Schweden den Klimawandel als wichtigstes und 79 Prozent als sehr ernstes Problem an. Zudem geben über drei Viertel der Befragten an, die Regierung sei in der Verantwortung zu handeln, mehr als die Hälfte empfindet sich selbst als verantwortlich. Und: Drei Viertel geben an, im vorigen halben Jahr etwas gegen den Klimawandel getan zu haben. Damit sind die Schweden im Vergleich zu anderen EU-Ländern sehr klimabewusst. Eine Umfrage der europäischen Investmentbank zeichnet ein noch umweltfreundlicheres Bild der Schweden. Demnach empfinden drei Viertel der Schweden den Klimawandel als größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Zudem fordern drei Viertel strengere politische Maßnahmen. 
     
    Einen detaillierten Bericht zu den klimapolitischen Instrumenten Schwedens finden Sie hier.
  • 1/4/2022 3:12:11 PM   Lilly Bittner
    Die Speicherung von CO2 in Erdöllagern: Im Kampf gegen den Klimawandel setzen immer mehr Länder und Wissenschafter auf Carbon Capture and Storage (CCS). Dabei scheiden Energieproduzenten CO2 direkt ab, wenn fossile Brennstoffe verbrannt werden. Oder aber man fängt CO2 aus der Atmosphäre ein und speichert es im Meeresuntergrund, in salinen Aquiferen (in tiefliegenden, salzwasserführenden Gesteinsschichten) und in Gas- oder Erdöllagerstätten. In einige Erdöllager wird schon seit langem CO2 gepumpt, wenn auch nicht aus Klimaschutzgründen. Denn durch das Gas wird Erdöl weniger zähflüssig und treibt durch den erhöhten Druck nach oben. Das CO2 verbleibt in den Lagerstätten. Dieses Verfahren nutzt der Ölgigant Exxon in den Vereinigten Staaten bereits seit den 1970er Jahren. Er gilt als einer der Vorreiter beim CO2-Speichern.
      
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    In der Realität stammt das injizierte CO2 meist aus dem Boden. Quelle: IEA
        
    Eine Studie der Oxford Universität hat untersucht, wie viel CO2 in solchen Erdöllagern gespeichert wird. Drei der neun Forscher arbeiteten zum Untersuchungszeitpunkt bei Exxon. Auch die Analyse wurde in einer Einrichtung des Ölkonzerns durchgeführt. Die Studie erschien am 22. Dezember im Fachmagazin Nature. Die Forscher verglichen das mit CO2 angereicherte Olla-Feld in Louisiana mit dem angrenzenden Ölfeld Nebo-Hemphill, das nicht mit CO2 angereichert wurde. Beide Lager sind mittlerweile stillgelegt. Betrachtet wurden verschiedene Stoffe und Prozesse, weshalb die Ergebnisse aussagekräftig sind. Knapp drei Viertel des injizierten Kohlenstoffdioxids wurden im Grundwasser gelöst – ein Prozess, der bereits bekannt ist. Die Forscher fanden auch heraus, dass weitere 13 bis 19 Prozent des CO2 in Methan umgewandelt wurden. Das passiert durch die sogenannte Methanogenese. Dabei bilden Mikroorganismen Methan aus CO2 und meist Wasserstoff. Die Forscher nehmen an, dass dieser Prozess auch in anderen stillgelegten Erdöl- und Erdgaslagern stattfindet. Bisherige Laborexperimente schätzten den Einfluss dieser CO2-Speicherung geringer ein.
        
    Auch wenn die Methanogenese nur einen kleinen Teil des CO2 bindet, sind die neuen Erkenntnisse nützlich. „Jetzt, da dieser Prozess identifiziert wurde, können wir ihn bei der zukünftigen CCS-Standortauswahl berücksichtigen“, sagt Chris Ballentine von der Universität Oxford. Die Mikroorganismen leben nur in geologischen Strukturen, die eher flach gelegen und kälter sind. Stillgelegte Erdöl- und Erdgaslager könnten also geeigneter sein als bisher angenommen. Wenn Methan allerdings im Boden gespeichert wird, ist das auch mit Risiken verbunden. Das Gas ist weniger löslich und mobiler als CO2, weshalb Gasaustritte wahrscheinlicher werden. Wie das Methan genutzt werden kann, wird in der Studie nicht erwähnt. Mit der Power-To-Gas Technologie kann Methan als Biogas dienen.
              
    Die Prozesse finden aber auch in aktiven Erdöllagern statt, in die CO2 zugefügt wird. So bindet beispielweise Exxon jedes Jahr über neun Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid beim Fördern von Öl und Gas – und legitimiert so den Fortbestand dieser fossilen Energien. Allerdings legte die Internationale Energieagentur (IEA) 2019 offen, dass das meiste injizierte CO2 aus natürlichen unterirdischen Quellen stammt. Es wird also kein Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre gebunden. „Die Verwendung natürlicher Quellen bietet eindeutig keinen Nutzen in Bezug auf die Emissionsintensität des produzierten Öls“, schreibt die IEA. Die Idee von emissionsfreiem Erdöl ist also trotz dieser Erkenntnisse fern. 
  • 12/28/2021 9:52:05 AM   Lilly Bittner
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    Die Verfügbarkeit von Erdöl, Stand: 2018. Quelle: IEA
          
    Wie lange wird das Erdöl noch halten? Erdöl ist eine begrenzte Ressource. Die weltweit 800 größten Ölfelder haben bereits vor einigen Jahren ihr Ölfördermaximum erreicht. Das bedeutet, dass immer weniger Öl aus diesen Feldern gepumpt werden kann. Sie laufen leer. Das sagt Professor Maximilian Fichtner des Helmholtz-Instituts auf Basis von Daten der internationalen Energieagentur IEA auf einem Vortrag Ende 2019. Ein Bericht der IEA aus dem Jahr 2018 schlussfolgert, dass konventionelles Erdöl bis 2025 nur noch ein Fünftel und bis 2030 nur noch ein Fünftel des Ölbedarfs decken kann. Konventionelles Öl wird flüssig aus Gesteinsschichten abgepumpt. So wird das meiste Öl gewonnen.
      
    Die IEA verlangt deshalb seit Jahren, wie auch in ihrem aktuellen Bericht, dass neue Ölfelder erforscht werden müssten. Dass das Erdöl bald ausgehen könnte, wird nicht explizit beschrieben. Allerdings wird erwähnt, dass es nur im Falle von Klimaneutralität ab 2050 nicht notwendig sei, neue Ölfelder zu erschließen. Dann reiche es aus, bestehende Ölfelder effizienter zu machen. Unter aktuellen klimapolitischen Maßnahmen braucht es jedoch neue Quellen. Geologinnen und Geologen seien sich jedoch seit Jahren einig, dass man praktisch alle Ölfelder kenne, meint Maximilian Fichtner. Hin und da würden neue Vorkommen erschlossen werden, diese seien aber marginal. So war der Jubel um den neuen Ölfund in Texas im November 2018 groß. Es ist das größte Ölfeld, das in den vergangenen Jahren entdeckt worden ist. Aber auch das deckt den aktuellen Ölbedarf nur für zwei bis drei Monate.
       
    Eine weitere Möglichkeit, die Lebensdauer von Erdöl zu verlängern, ist unkonventionelles Öl. Es wird unter anderem aus Schiefergasen (Fracking) gewonnen. Das ist mittlerweile besonders in den Vereinigten Staaten üblich und hat einen immer höheren Einfluss. Laut aktuellem IEA-Bericht deckelt US-amerikanisches Schieferöl rund 20 Prozent des globalen Ölbedarfs. Beim Fracking kann allerdings das Grundwasser verseucht und Methan unkontrolliert ausgestoßen werden. Weitere unkonventionelle Öle werden aus Teersanden, der Tiefsee und der Arktis gewonnen. Man hofft beispielsweise, an mehr Ölfelder zu gelangen, wenn das Eis an der Arktis schmilzt. Aber auch unkonventionelle Erdöle halten nicht ewig. Fichtner berechnet, dass sie weitere 13,5 Jahre des präpandemischen Ölbedarfs deckeln. Zwar sank der Bedarf während der Covid19-Pandemie. Sowohl IEA und die OPEC gehen aber davon aus, dass sich der Ölbedarf nach Ende der Pandemie wieder auf präpandemischem Level einpendeln wird. 
       
    Nun gibt es Stimmen schon lange, die behaupten, das Erdöl gehe aus. Ungefähr seit 1945 prognostiziert man, das Öl noch zwischen 20 und 50 Jahren bestehen wird. Grund hierfür ist, dass immer wieder neue Ölfelder gefunden werden und die Technik effizienter wird. So berechnete die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) 2019, dass Reserven zwar stagnieren, die Ressourcen im Vergleich zum Vorjahr aber um 12 Prozent gestiegen sind. Reserven sind jene Vorkommen, die bereits wirtschaftlich erschlossen sind. Ressourcen sind zwar vorhanden oder man geht davon aus, dass sie bald entdeckt werden. Sie werden aber noch nicht abgebaut, etwa weil es sich wirtschaftlich nicht lohnt. Deshalb schlussfolgert die BGR, dass die Ölversorgung für die kommenden Jahre gewährleistet werden kann – auf Dauer aber nicht. Es gibt also verschiedene Szenarien, wann das Erdöl tatsächlich ausgehen wird.

  • 12/25/2021 1:23:12 PM   Lilly Bittner
  • 12/25/2021 1:23:01 PM   Lilly Bittner
    Wie die Nachfrageseite Emissionen einsparen kann: In Deutschland verursacht jeder durchschnittlich mehr als 11 Tonnen CO2*-Emissionen pro Jahr. Wenn Verbraucher ihren Lebensstil und ihren Konsum ändern, können sie diesen Beitrag verringern. In großem Stil funktioniert das nur, wenn Unternehmen und die Politik wettbewerbsfähige Alternativen zu klimaschädlichen Angeboten schaffen. Eine Studie, die Ende November im Fachmagazin Nature Climate Change erschien, zeigt, wie viele Treibhausgase so pro Jahr auf der Welt eingespart werden können. 
       
    • Im Gebäudesektor können global bis zu 6,8 Gigatonnen CO2* jährlich eingespart werden. Das entspricht 78 Prozent der Gase, die dieser Sektor insgesamt freisetzt. Das funktioniert vor allem, indem Bewohner erneuerbare Energien nutzen. Aber auch, indem Haushalte in Wohnungen oder in Häusern leben, deren Größe angemessen ihrer Personenanzahl ist.
    • Im Verkehrssektor an Land können bis zu 5,8 Gigatonnen CO2* pro Jahr eingespart werden. Das sind 62 Prozent des freigesetzten CO2 des Sektors. Das wird vor allem möglich, indem man sich mit elektrischen Wagen fortbewegt und auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigt. Auch indem Städte kompakter gestaltet werden, lassen sich Abgase vermeiden. Denn die Strecken werden kürzer. 
    • Im Lebensmittelsektor werden weltweit zwischen 16 und 20 Gigatonnen CO2 pro Jahr ausgestoßen. Hier wird auch einberechnet, dass Wälder abgeholzt werden, um Tierfutter anzubauen. Rund 41 Prozent der Emissionen lassen sich einsparen, wenn sich die Nachfrage ändert. Das ist vor allem möglich, indem Menschen weniger Fleisch essen. Eine weitere wichtige Rolle spielt Lebensmittelverschwendung. Acht Prozent der weltweiten Treibhausgase werden freigesetzt, weil Lebensmittel produziert werden, die letztlich im Mülleimer landen. 
    • Auch im Industriesektor kann die Nachfrage Emissionen reduzieren – bis zu 6,5 Gigatonnen jährlich. Das sind 41 Prozent der Gase, die der Sektor freisetzt. Das ist möglich, indem man die Lebensspanne von gekauften Produkten verlängert, recycelt oder eine sogenannte sharing economy etabliert. Das kann gelingen, indem beispielsweise nicht jeder einen Rasenmäher besitzt, sondern ihn mit dem Nachbarn teilt. 
         
    In der Studie wurden Maßnahmen analysiert, die beeinflussen, wie Endverbraucher leben. Ob die Nachfrage- oder die Angebotsseite den Impuls dafür gab, bleibt offen. Es ist nicht trennscharf, welche Emissionen durch eine geänderte Nachfrage und welche durch ein geändertes Angebot eingespart werden. Sicher ist, dass sie sich gegenseitig bedingen. Was genau nachfrageorientierte Maßnahmen sind, wird im letzten Beitrag beschrieben. 
       
    * Die Zahlen werden in CO2-Äquivalente angeben. Äquivalente bedeutet, dass andere Treibhausgase in den Schädlichkeitswert von Kohlenstoffdioxid umgerechnet sind. Eine Tonne Methan ist beispielsweise 28-mal schädlicher als CO2.
  • 12/17/2021 10:36:45 AM   Lilly Bittner
  • 12/17/2021 10:36:36 AM   Lilly Bittner
    ​Der Einfluss von klimagerechten Maßnahmen auf das Wohlbefinden: Maßnahmen, die den Klimawandel eindämmen und die Umwelt schützen sollen, werden meistens anhand von Kostenanalysen bewertet. Oder es wird geschaut, wieviel Treibhausgase sie einsparen. Wie sie auf das Wohlbefinden von Menschen wirken, wurde bisher noch nicht untersucht. Dabei haben sogenannte nachfrageorientierte Maßnahmen direkte Auswirkungen auf Menschen. Angebotsorientierte Lösungen bemerken Menschen in ihrem Alltag nicht, sie haben keinen Einfluss auf ihr Wohlbefinden. Ob der Stromsektor etwa dekarbonisiert wird, sehen die Nutzer in ihrem Alltag nicht. Ob sie sich vegan ernähren, das Rad statt des Autos benutzen oder ein Elektroauto kaufen hingegen schon – all das sind nachfrageorientierte Ansätze, um das Klima zu schützen. 
        
    Wie sich die auf das menschliche Wohlbefinden auswirken, zeigt eine Studie, die Ende November im Fachmagazin Nature Climate Change erschien. Untersucht wurden 306 verschiedene Möglichkeiten, um die Umwelt zu schützen, in vier Sektoren: Im Verkehr, in der Industrie, im Gebäude- sowie im Lebensmittelsektor. Demnach wirken sich 79 Prozent der Maßnahmen positiv aus. Das liegt besonders daran, dass Klimaschutz sauberer Luft und gesundheitlichem Nutzen einhergeht. Dazu gehören etwa Radfahren oder zu Fuß gehen, aber auch, dass Städte kompakter und urbaner gestaltet werden. Die Wege werden kürzer, die Umgebung grüner und die Luft sauberer. Eine umfassende fleischfreie Ernährung würde die globale Sterblichkeit zudem um sechs bis zehn Prozent verringern. Es gibt also einen gesundheitlichen Nutzen, der sich auf das Wohlbefinden auswirkt. Auch effiziente Gebäude erhöhen das Wohlbefinden. Wenn Hausbewohner etwa Solarplatten auf ihren Dächern installieren, dann erfahren sie Selbstwirksamkeit. Drei Prozent der nachfrageorientierten Maßnahmen haben negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden. Von zu Hause aus zu arbeiten verringert zwar die Emissionen im Verkehrssektor, kann aber schlecht für das Gemüt sein. 
       
    Das Forscherteam fasste sämtliche Forschung zusammen. Wie glaubwürdig die Ergebnisse sind, ist abhängig von dem analysierten Bereich, auf den sie sich auswirken. Auf die Frage, wie sich Maßnahmen auf die Gesundheit oder die Luft auswirken, gibt es eine Vielzahl an Ergebnissen. Sie sind also sehr aussagekräftig. Die Auswirkung auf soziale Aspekte wurde bislang seltener erforscht. Diese Ergebnisse sind eher als Tendenzen zu behandeln. So wirkt sich Homeoffice eher negativ auf das Sozialleben aus. Und Saubere Kochherde verbessern in ärmeren Ländern tendenziell die die soziale Teilhabe von Frauen, weil sie weniger Zeit aufbringen müssen, um brennbare Biomasse zu sammeln. Die Studie zeigt, dass sich klimagerechte Optionen weitestgehend positiv auf das menschliche Wohlbefinden auswirken. So sind nachfrageorientierte Maßnahmen eher in Einklang mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen als angebotsorientierte. Diese 17 Bestreben beinhalten nicht nur Klimaschutz, sondern auch soziale Komponenten wie keine Armut und kein Hunger, Wohlbefinden und Gesundheit sowie Bildung. Es liegt in der Verantwortung der Politik, wettbewerbsgerechte Handlungsmöglichkeiten zu schaffen. Endnutzer müssen diese aber auch annehmen. Politische Maßnahmen sind beispielsweise das Bahnfahren oder fleischfreie Gerichte zu vergünstigen.
  • 12/14/2021 11:01:03 AM   Lilly Bittner
  • 12/14/2021 11:00:57 AM   Lilly Bittner
    Warum Windräder stillstehen: In Deutschland stehen rund 30.000 Windkraftanlagen an Land und weitere 1500 auf See (Stand: 2020). Sie haben eine installierte Leistung von 62.700 Megawatt. So viel Energie können die Anlagen in einem Moment maximal erzeugen. Das bedeutet aber nicht, dass so viel Energie auch tatsächlich produziert wird. 2020 flossen 131,9 Terrawattstunden Windstrom ins deutsche Netz. Dass die Wandkraftanlagen nicht so viel Strom produzieren, wie sie leisten könnten, hat viele Gründe. Immer mal wieder stehen Windräder still. Warum das so ist, hat die EnergieAgentur NRW zusammengetragen.
        
    • Windräder drehen sich erst, wenn der Wind elf km/h schnell ist. Zu geringe Windgeschwindigkeiten sind Ursache für knapp 15 Prozent der stillliegenden Windräder. 
    • Auch wenn der Wind zu schnell ist, drehen sich Windräder nicht. Sie schalten ab, um die Rotorenblätter zu schützen. Das passiert erst ab Windstärke neun und ist deshalb sehr selten. 
    • Windkraftanlagen schalten auch ab, wenn die Rotorenblätter zu viel Schatten werfen. Umliegende Häuser beispielsweise dürfen nur bis zu einer halben Stunde pro Tag im Schatten liegen. 
    • Außerdem kann es passieren, dass so viel Strom produziert wird, dass die Netze überlastet sind. Dann werden zunächst fossile Kraftwerke gedrosselt, aber auch Windkraftanlagen können abgeschaltet werden.
    • Ein weiterer Grund ist der Artenschutz, gerade von Fledermäusen. Während ihren Jagdzeiten oder unter besonderen Witterungsbedingungen können Windräder abgeschaltet werden, damit die Tiere nicht in die Rotorenblätter fliegen. „Insbesondere für viele neue Windkraftanlagen werden Fledermausabschaltungen immer wieder als eine der Hauptursachen für Ertragsverluste genannt“, sagt Sebatsian Pfaffel des Fraunhofer-Instituts für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik der Energieagentur NRW.
    • Zudem stehen Windräder meist nah zusammen. Wenn der Wind in die Rotoren der einen Anlage weht, bleibt für das Windrad dahinter kaum noch Energie übrig. Für die Hauptwindrichtung wird dieser Effekt einberechnet. Wenn der Wind aber ungünstig weht, dann werden einige Windräder abgeschaltet, damit sie nicht nahezu ertraglos arbeiten.
  • 12/5/2021 2:45:39 PM   Lilly Bittner
    In der Arktis wird es immer mehr regnen: Die Temperatur steigt in den Polarregionen so schnell wie nirgends auf der Welt. Seit 1971 hat es sich dort dreimal schneller erwärmt als auf dem restlichen Planeten. Das hat Folgen, auch für den Niederschlag. Ein Team um die Klimaforscherin Michelle McCrystall hat herausgefunden, dass es in der Arktis bald mehr regnen als schneien könnte. Die Ergebnisse wurden am Dienstag im Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht. Forscher wiesen bereits nach, dass es in der Polarregion seit 1979 weniger schneit. Das Forscherteam prognostiziert nun, dass bis Ende des 21. Jahrhunderts immer weniger Schnee und immer mehr Regen fallen wird. Zwar wird es im Winter und im Frühjahr weiterhin schneien, im Sommer und im Herbst jedoch kaum. Dafür wird es mehr regnen – im Jahr 2100 zwischen 260 und 422 Prozent mehr als im Jahr 2000. Die Zahlen variieren je nach Klimamodell. 
     
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                 Eisplatten schwimmen am Nordpol auf offenem Wasser. Quelle: dpa
         
    Das liegt daran, dass die Arktis schmilzt. In dem Gebiet ist also mehr offenes Wasser, weshalb mehr Feuchtigkeit verdunstet. Weil die Luft wärmer ist, fällt das Wasser eher als Regen statt als Schnee. Zudem transportiert warme Luft Wasser besser als kalte, weil Wassermoleküle in der Luft durch Druck zusammengehalten werden und dieser umso höher ist, je wärmer es wird. Dieser Effekt kann sich minimieren, wenn das 1,5 Grad-Ziel eingehalten wird. Dann bleiben die meisten Polarregionen schneefalldominiert. Bereits bei einer Erwärmung von drei Grad Celsius wird allerdings Regen die Polarregionen dominieren.
           
    Wenn es in der Arktis mehr regnet und weniger schneit, löst das eine Kettenreaktion aus. Die Eisdecke wird schmaler, weshalb noch mehr offenes Wasser im Polargebiet besteht. Die Folge: Es regnet noch mehr. Hinzukommt, dass der Meeresspiegel steigt und der Rückkopplungseffekt näher kommt. Auch die Tiere und Pflanzen könnten sich nicht so schnell anpassen.
  • 12/3/2021 12:35:38 PM   Lilly Bittner
    Die Umweltbilanz einer Jeans: Am vergangenen Freitag war Black Friday. Ein Tag, an dem Unternehmen ihre Produkte rabattieren, damit Kundinnen und Kunden mehr kaufen. Mittlerweile bieten einige große Läden eine ganze Black Week an, Amazon wirbt mit dem Cyber Monday. Die Folge ist mehr Konsum. Dieser hat gerade in der Modebranche verheerende Folgen für die Umwelt – besonders umweltschädlich sind blaue Jeans.
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                Eine Baumwollplantage in Kairo. Quelle: EPA
         
    Laut der Klimakonvention der Vereinten Nationen (UNFCC) ist die Modeindustrie verantwortlich für zehn Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen und für 20 Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs. Das liegt vor allem am Anbau von Baumwolle, der sehr wasserintensiv ist. Rund 35 Prozent der weltweiten Ernte gehen für Jeans drauf, wobei eine rund 10.000 Liter Wasser bedarf. Hinzukommt, dass die Pflanzen mit viel Pflanzenschutzmitteln und Insektiziden besprüht werden. Laut Pestizid-Aktionsnetzwerk PAN landen 25 Prozent aller weltweit eingesetzten Insektizide und elf Prozent aller Pestizide auf Baumwollfeldern. Dabei wird nur auf 2,4 Prozent der weltweiten Agrarfläche Baumwolle angepflanzt. 
         
    Die vier größten Baumwollproduzenten sind Indien, China, die USA und Brasilien. Wenn die Baumwolle geerntet ist, wird sie meist in ein anderes Land geschifft, um zu Garn verarbeitet zu werden. Danach steht eine weitere Reise an, damit das Garn für die Jeans blau gefärbt wird. Das wird mit künstlichem Indigo gemacht, das Chemikalien und Schwermetalle beinhaltet. Das gefärbte Garn wird oftmals in ein weiteres Land verschifft, um dort zu einer Jeans genäht zu werden. Hier wird die Hose zudem behandelt, damit sie benutzter aussieht – durch Steinwaschung, Sandstrahlen oder Bleichen. Das ist nicht nur gesundheitsschädlich für die Fabrikarbeiter, sondern auch für die Umwelt. Die eingesetzten Chemikalien fließen oft in die nahegelegenen Flüsse, wie eine Studie für Bangladesch belegt. Die Reise einer Jeans endet mit dem Weg zum Verbraucher. Jährlich werden rund zwei Milliarden Jeans gekauft. 85 Prozent der Textilien werden verbrannt oder landen auf der Mülldeponie statt recycled zu werden. Jeans im Used-Look sind wohl beliebter, wenn sie aus erster statt aus zweiter Hand stammen. 
     
    Einen Vergleich zur Klimabilanz zwischen konventioneller und Bio-Baumwolle finden Sie hier ab Seite 45. 

  • 11/30/2021 4:05:50 PM   Joachim Müller-Jung
    24 Klimaschutz-Vorreiter auf der Welt: Ein genauer Blick auf die nationalen Emissionsreduktionen der fast zweihundert Vertragsstaaten des Pariser Klimavertrags zeigt, dass die globale Trendwende noch lange nicht geschafft ist. Lediglich zwei Dutzend Staaten – darunter 22 europäische Länder sowie USA und Jamaika – haben bisher eine anhaltende Senkung des Treibhausgas-Ausstoßes erreicht. Das berichten vier Forscher des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC in einer aktuellen Publikation in dem Journal „Climate Policy. Berücksichtigt wurden dabei Daten bis zum Jahr 2018. Demnach lassen selbst bei der kleinen Gruppe der „Besten“ die Klimaschutzambitionen zu wünschen übrig: Obwohl sie mindestens schon zehn Jahre lang sinkende Werte verzeichnen, reicht es auch bei ihnen nicht, um die Emissionen jährlich um mindestens vier Prozent zu senken – das ist das Reduktionstempo, das nach Annahme der MCC-Forscher global gesehen ausreichen würde, um die Erhitzung der Erdtemperatur auf unter zwei Grad zu begrenzen. Vielmehr haben die 24 Vorreiterstaaten ihren Jahresausstoß seit ihrer nationalen Trendwende um 3,2 Milliarden Tonnen jährlich reduziert. Das entspricht neun Prozent der globalen Emissionen von 2018.
    Ölfeld in Bakersfield, Kalifornien. Foto AP
       
    Deutschland liegt mit einer Senkung um 37 Prozent seit 1979 zwar deutlich vor dem „Spätstarter“ USA mit minus 12 Prozent seit 2005, aber auch deutlich hinter Großbritannien (minus 46 Prozent seit 1973) oder Dänemark (minus 56 Prozent seit 1996). Spitzenreiter bei den Emissionseinsparungen ist die Ukraine (minus 77 Prozent seit 1988) als einer der zahlreichen osteuropäischen „Vorreiter“, die die Emissionsrückgänge vor allem dem Zusammenbruch des sowjetischen Wirtschaftsraums zu „verdanken“ habe. Die bei weitem größten Fortschritte im Klimaschutz wurden überall in den zwei Dutzend Ländern durch Einsparungen bei der Strom- und Wärmeproduktion gemacht, dagegen stagniert der Klimaschutz im Verkehrssektor – dem zweitgrößten Verursachersektor – bis in die jüngste Zeit. Am anderen Ende der Skala rangieren einige emissionsstarke Länder, die seit 2008 nach wie vor steigende Emissionen verzeichnen: Türkei (plus 5,2 Prozent), Kanada (plus 1,2 Prozent), Russland (plus 0,9 Prozent), Japan (plus 0,5 Prozent) und Australien (plus 0,3 Prozent).
  • 11/25/2021 10:09:02 PM   Lilly Bittner
    Schlechte Klimabilanz von Cannabis: Die Ampelregierung plant „die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genuss-Zwecken“. Um die bestmögliche Wirkung der Cannabispflanzen zu erzielen, werden sie häufig in Indoor-Plantagen angebaut. Die Pflanzen werden zwischen 12 und 24 Stunden pro Tag beleuchtet, je nach Stadium. Hinzukommt, dass die Temperatur und Luftfeuchtigkeit konstant bleiben muss – je nach Phase fühlen sich die Pflanzen zwischen 18 und 29 Grad Celsius wohl. Wie grün ist Grünes also?
     
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         Im schleswig-holsteinischen Neumünster wird medizinisches Cannabis angebaut. Quelle: dpa
       
    Nutzhanf ist bekannt ist für seine gute Klimabilanz – es wächst schnell und hat keine hohen Anforderungen. Aus ihm werden Rucksäcke und Kleidung produziert. Wenn man Hanf allerdings als Rauschmittel züchten möchte, dann braucht es einen hohen THC-Gehalt. Dafür sind optimale Bedingungen nötig, weshalb Cannabis oft in Indoor-Plantagen wächst. Eine Studie, die im Juli im Fachmagazin Nature erschien, zeigt, dass Indoor-Cannabis keine gute Klimabilanz aufweisen. Pro Kilogramm Gras werden zwischen 2,2 und 5,2 Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen. Zum Vergleich: Ein Jahr Autofahren (angesetzt mit 12.000 Kilometern) stößt rund zwei Tonnen CO2 aus. Ein Flug von Berlin nach Los Angeles setzt rund 4,5 Tonnen CO2 frei. Die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit müssen reguliert werden, die Beleuchtung frisst am meisten Energie. Zudem wird häufig künstlich CO2 zugeführt, damit die Photosynthese der Pflanzen angeregt wird und sie schneller geerntet werden können. Eine weitere Studie aus dem Jahr 2012 kommt zu einem ganz ähnlichen Ergebnis. Sie berechnete 4 Tonnen CO2 pro Kilogramm Cannabis. 
           
    Das beziffern zumindest die Daten für die USA. Studien für den Cannabisanbau in Deutschland gibt es noch keine. Georg Wurth vom Deutschen Hanfverband sagt der Wochenzeitung Die Zeit, dass Cannabis auch draußen angebaut werden könne, wenn es als Rauschmittel genutzt wird. Dann schwanke zwar die Wirkung, bei einer Weinlese sei das aber ähnlich. Lediglich bei medizinischem Cannabis muss die Wirkung immer gleich sein. Konkrete Maßnahmen, wie die Klimabilanz von Cannabis verbessert werden kann, sind im Koalitionsvertrag der Ampel nicht zu finden. Energiesparende LED-Lampen, die durch die Beleuchtung produzierte Wärme rückgewinnen oder erneuerbare Energien nutzen, sind immerhin Möglichkeiten, um den Indoor-Anbau klimafreundlicher zu gestalten.
  • 11/23/2021 9:33:53 AM   Lilly Bittner
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    Der Flächenverbrauch in Hektar pro Tag (Stand: April 2021). Quelle: Statistisches Bundesamt.              
          
    Wie viel Fläche geht in Deutschland verloren? Hierzulande werden täglich rund 52 Hektar Fläche neu in Anspruch genommen. Das entspricht ungefähr 73 Fußballfeldern. Damit sind rund 14 Prozent des Landes Siedlungs- oder Verkehrsfläche (Stand: 2020). 1992 lag der Anteil noch bei 11,5 Prozent. Die meisten Flächen werden neu besiedelt, um Platz zu schaffen fürs Wohnen, für die Industrie, das Gewerbe und öffentliche Einrichtungen. Etwas mehr als die Hälfte der Siedlungs- und Verkehrsfläche ist unversiegelt – beispielsweise Parks und Sportplätze. Die versiegelten Flächen decken den Boden wasserdicht ab, weil dieser bebaut, betoniert, asphaltiert, gepflastert oder anderweitig befestigt wird. 
           
    So kann einerseits kein Regenwasser versickern. Die Grundwasservorräte werden langsamer aufgefüllt und es kann bei heftigem Niederschlag zu Überschwemmungen kommen. Andererseits kann aus dem Boden kein Wasser verdunsten und somit gerade im Sommer die Luft nicht kühlen. Zudem findet zwischen versiegeltem Boden und der Atmosphäre auch kein Gasaustausch statt. Die Bodenfauna braucht aber Sauerstoff und Wasser, weshalb sie unter versiegelter Fläche abstirbt. Auch Pflanzen können nicht wachsen. Wegen der negativen Auswirkungen auf die Umwelt soll in Deutschland bis 2030 der Flächenverbrauch auf unter 30 Hektar pro Tag verringert werden. Bis 2050 strebt das Umweltministerium die Netto-Null an – eine Flächenkreislaufwirtschaft. Bestehende Flächen sollen „recycelt“, leer stehende Gebäude beispielsweise saniert werden. So sollen keine neuen Flächen mehr in Anspruch genommen werden.

  • 11/19/2021 11:33:44 AM   Lilly Bittner
    Der Kohlenstoffspeicher Boden: Mineralböden enthalten mehr als zwei Drittel des weltweiten Kohlenstoffdioxid (CO2)-Bestandes. Das sind Böden, die aus viel Ton, Lehm oder Sand bestehen, also jene, die keine Moore sind. In Mineralböden ist mehr Kohlenstoff gespeichert, als in der Atmosphäre und in allen Bäumen zusammen, meint der Biologe Iain Hartley der Exeter Universtität in England. Lange Zeit war allerdings unklar, wie der Klimawandel diesen unterirdischen Speicher beeinflusst.
     
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                     Nicht nur Moore können Kohlenstoff speichern. Foto: dpa
          
    Eine Studie, die ein Forscherteam um Hartley am Donnerstag im Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht hat, soll darauf nun eine Antwort liefern. Dafür werteten die Wissenschaftler über 9000 Bodenproben aus der ganzen Welt aus. Je wärmer der Boden wird, desto weniger CO2 kann er speichern. Wenn die Temperatur um zehn Grad Celsius ansteigt, kann der Boden mehr als ein Viertel weniger CO2 speichern. Nun wird die Temperatur selbst in den pessimistischsten Szenarien nicht so stark ansteigen. Weil in den Böden aber so viel CO2 gespeichert ist, „könnte die Freisetzung selbst eines kleinen Prozentsatzes erhebliche Auswirkungen auf unser Klima haben“, sagt Hartley. 
         
    Wie viel CO2 Böden freisetzen, wenn sie wärmer werden, ist abhängig von ihrem Tongehalt. Grob strukturierte Böden, die weiter vom Äquator entfernt sind, verlieren dreimal so viel CO2 wie fein strukturierte Böden, die häufig in den Tropen vorkommen. Das liegt daran, dass feinere Böden mehr mineralische Oberflächen haben, an die sich das CO2 binden kann. An Orten, die weiter entfernt sind vom Äquator, steigt die Temperatur allerdings besonders rasch an. Die Böden werden also weniger CO2 speichern können. Aber auch die Böden nahe des Äquators sind als Kohlenstoffspeicher vom Klimawandel betroffen. Sie sind zwar weniger anfällig für wärmere Temperaturen, werden aber dafür durch Dürren bedroht. Mit dieser Erkenntnis können Modelle, die Rückkopplungseffekte und den Klimawandel simulieren, verbessert werden.
  • 11/17/2021 8:14:23 AM   Lilly Bittner
  • 11/17/2021 8:14:21 AM   Lilly Bittner
    Welche Staaten auf Atomkraft setzen – und welche nicht. Fast 200 Staaten beschlossen auf der Klimakonferenz in Glasgow den Kohleausstieg. Die Staaten sind gespaltener Meinung, ob Atomkraft eine Alternative ist. So plant der französische Präsident Emmanuel Macron, sogenannte Mini-Atomkraftwerke bauen zu lassen. Sie sollen im Vergleich zu traditionellen AKWs das Unfallrisiko breiter streuen und die Entsorgung vom Atommüll erleichtern. Viele der 56 französischen Reaktoren sind alt und sollen durch diese Mini-Kraftwerke ersetzt werden. 2020 produzierten AKWs rund 70 Prozent des Stroms in Frankreich – der höchste Anteil innerhalb der EU. Auch in den Vereinigten Staaten werden aktuell zwei neue Reaktoren gebaut. Es ist das Land mit den meisten Atomkraftwerken weltweit: 93. Sie produzierten im vergangenen Jahr knapp 20 Prozent des amerikanischen Stroms. Die USA führen auch, wenn es darum geht, wer bereits die meisten Reaktoren lahmlegte. Das sind dortzulande 40. Nur eine Liste führen die Vereinigten Staaten nicht an – wer aktuell die meisten neuen Kernkraftwerke baut. Das ist nämlich China, mit 14 Reaktoren in Bau. Auch in anderen Ländern, wie Russland, Indien und der Türkei werden neue Kernkraftwerke gebaut. Für die Türkei sind das die ersten Kernkraftwerke. Aktuell sind dort drei in Bau. Das Argument für den Bau neuer Atomkraftwerke ist, dass diese nahezu klimaneutrale Energie produzieren. Hinzukommt, dass Atomkraft nicht abhängig ist von Witterungsbedingungen – wie Solar- und Windenergie –, sondern konstant Strom produziert. Noch gibt es kein Land, dass Energie vollständig erneuerbar produziert. Lediglich Norwegen produziert seinen Strom zu 98 Prozent erneuerbar. Deshalb soll Atomkraft den Erneuerbaren zur Seite stehen.
           
    Trotzdem plant nicht nur Deutschland, aus der Atomkraft auszusteigen. Aktuell sind hierzulande noch 6 Reaktoren in Betrieb, 30 sind bereits abgeschaltet. Der letzte soll Ende nächsten Jahres vom Netz gehen. Auch die Schweiz, Belgien und Spanien wollen keine Atomenergie mehr produzieren. Kasachstan und Litauen haben den Atomausstieg bereits vollzogen. Italien schaltete schon 1990 seine letzten beiden Werke ab. Österreich bezog gar nicht erst Atomkraft. Dort wurde zwar ein erstes Kraftwerk in Zwentendorf an der Donau gebaut. Allerdings bekam zu dieser Zeit die Anti-Atomkraft-Bewegung Wind in die Segel. Deshalb stimmten 1978 letztlich etwas mehr als die Hälfte der Österreicher dagegen, das Kraftwerk in Betrieb zu nehmen. Das Argument jener, die Atomkraft skeptisch gegenüberstehen, ist vor allem, dass Reaktorexplosionen Umweltkatastrophen hervorrufen. Man erinnert sich an Fukushima oder Tschernobyl. Und: Noch immer gibt es weltweit kein Endlager für Atommüll. Außerdem ist erneuerbarer Strom günstiger als Atomstrom – drei bis acht Cent gegen 13 bis 20 Cent pro Kilowattstunde. Zudem ist es zwar relativ leicht, bereits bestehende Atomkraftwerke nicht vom Netz zu nehmen. Die sind allerdings nicht selten in die Jahre gekommen. Neue Atomkraftwerke zu bauen benötigt viel Zeit für Planung und Umsetzung.
  • 11/12/2021 7:32:02 AM   Lilly Bittner
    Meerestiere tauchen wegen steigenden Wassertemperaturen ab: Die Erwärmung des Planeten ist im Mittelmeer besonders ausgeprägt. Die durchschnittliche Wassertemperatur steigt dort alle dreißig Jahre um ein Grad Celsius an. In letzter Zeit erwärmte sich das Mittelmeer noch rasanter. Lange war unklar, wie Meerestiere mit den steigenden Temperaturen umgehen. Können sie in tiefere Meeresschichten abwandern, in denen das Wasser kühler ist? 
     
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               Sardinen schwimmen am Meeresboden. Foto: Rex Features
       
    Ein Forscherteam der Universität in Tel Aviv fand nun heraus, dass Fische, Weich- und Krebstiere durchaus ihre Lebensräume ändern. Je wärmer das Wasser wird, desto tiefer wandern die Meerestiere. Aktuell leben Tiere im Mittelmeer bereits rund zehn Meter tiefer. Die Forscher untersuchten in ihrer Studie, die jüngst im Fachmagazin Global Ecology and Biogeography erschien, auch, welche Arten abtauchen. Besonders Kaltwasserarten und jene, die in mehreren Temperaturbereichen überleben können, fliehen in tiefere Meeresschichten. 
        
    Die Meerestiere können allerdings nicht unendlich tief wandern, um steigenden Temperaturen zu entkommen. Die Forscher fanden heraus, dass zwar die Mindesttiefe des Bereichs steigt, in der Meerestiere leben – nicht aber die Maximaltiefe. Und dann gibt es da noch den Meeresboden. „Selbst wenn sich die Arten vertiefen, um dem warmen Wasser zu entkommen, und diese schnelle Anpassung ihnen hilft, gibt es immer noch eine Grenze – und diese Grenze ist der Meeresboden. Wir sehen bereits Tiefseefische wie Kabeljau, deren Zahl sinkt, wahrscheinlich weil sie nirgendwo tiefer hingehen konnten“, sagt Jonathan Belmaker, einer der Studienautoren. Weitere Konsequenzen aus den geänderten Lebensräumen ergeben sich für die Fischerei und künftige Meeresschutzgebiete.  „Wenn wir über die Zukunft nachdenken, müssen sich die Entscheidungsträger im Voraus auf die Vertiefung von Arten vorbereiten. Zum Beispiel müssen zukünftige Meeresnaturreservate definiert werden, damit sie auch Arten Schutz bieten können, die in größere Tiefen ausgewandert sind. Und andererseits wird die Fischerei in Zukunft bedeuten, denselben Fisch in größeren Tiefen zu fischen, was bedeutet, weiter ins Meer zu segeln und mehr Kraftstoff zu verbrennen“, sagt Studienautor Shahar Chaikin. 
  • 11/9/2021 10:40:48 AM   Lilly Bittner
    Klimaschädliche Subventionen: Im Jahr 2018 gab die deutsche Regierung 65,4 Milliarden Euro aus für klimaschädliche Subventionen. Das zeigt ein Bericht, den das Umweltbundesamt im Oktober veröffentlicht hat. Demnach fließen 47 Prozent dieser Gelder in den Verkehrssektor, 39 Prozent in den Energiesektor, neun Prozent in die Land- und Forstwirtschaft (inklusive Fischerei) und fünf Prozent in das Bau- und Wohnungswesen. Im Verkehrssektor wird vor allem der Flugverkehr subventioniert. Die kostspieligste Subvention ist, dass der Staat Kerosin von der Energiesteuer befreit. Im Jahr 2018 kostete das den Staat knapp 8,4 Milliarden Euro. Im Energiesektor entlastet der Staat vor allem Unternehmen von Energie- und Stromsteuern. So wurden 2018 5,4 Milliarden Euro in Ausgleichsregelungen investiert, sodass stromintensive Unternehmen und der Schienenbau weniger Steuern für die EEG-Umlage ausgeben müssen. Der Staat subventioniert zudem die Kohlewirtschaft. Mit mindestens 287 Millionen Euro wurde 2018 die Braunkohleindustrie begünstigt und knapp 1,3 Milliarden Euro flossen in Steinkohlesubventionen. Die sind mittlerweile zwar abgeschafft, allerdings werden bis voraussichtlich 2027 noch Ausgleichsgelder gezahlt. 
      
    Nicht alle Neubauten sind klimaschädlich. Foto: dpa
     
    Während andere Subventionen besonders Unternehmen und einkommensstärkere Haushalte entlasten, haben viele Gelder im Bau- und Wohnungswesen einen sozialausgleichenden Effekt, wie beispielsweise die soziale Wohnraumförderung. Am meisten Subventionen fließen in diesem Sektor in das KfW-Wohneigentumsprogramm, 2018 waren es rund 1,7 Milliarden Euro. Das Programm bietet zinsgünstige Darlehen, um selbst genutzte Eigentumswohnungen oder Eigenheime zu erwerben oder zu bauen. Natürlich ist nicht das gesamte Programm klimaschädlich. Allerdings werden auch Neubauten gefördert, die Flächen in Anspruch nehmen. Dabei wird nicht unterschieden, ob diese Flächen bereits genutzt wurden oder ob sie Grünflächen waren. Im Sektor der Land- und Forstwirtschaft ist auf nationaler Ebene am teuersten, dass die Mehrwertsteuer für tierische Produkte ermäßigt ist. Das kostete den Staat 2018 über 5,2 Milliarden Euro. Die Autoren des UBA-Berichts argumentieren, dass man auf tierische Produkte wegen ihrer negativen Umweltauswirkungen 19 Prozent Mehrwertsteuer erheben sollte. Die meisten klimaschädlichen Subventionen fallen in diesem Sektor allerdings auf EU-Ebene im Rahmen der gemeinsamen Agrarpolitik an. Diese, wie auch Subventionen auf kommunaler und Landes-Ebene, sind im Bericht jedoch nicht berücksichtigt. Die tatsächlichen Ausgaben für klimaschädliche Subventionen dürften also in Wahrheit noch höher sein.
  • 11/5/2021 9:53:22 AM   Lilly Bittner
    Wie viel Waldfläche wurde weltweit gerodet?: Auf der Weltklimakonferenz in Glasgow verpflichteten sich am Dienstag 100 Staaten dazu, von 2030 an keine Wälder mehr abzuholzen. Über 85 Prozent der Wälder wachsen in den Ländern, die zugesagt haben – darunter auch Deutschland und Brasilien. Die Direktorin der Umweltorganisation Greenpeace in Brasilien kritisiert das Abkommen, da sich die Länder nur selbst verpflichteten und das Abkommen somit nicht bindend sei. Tatsächlich sagten die Teilnehmer des Klimatreffens der Vereinigten Staaten bereits 2014 in New York zu, die Abholzung bis 2020 zu halbieren und bis 2030 zu stoppen. Das ist allerdings nicht geschehen. Wie viel Wald wurde eigentlich weltweit bisher abgeholzt?
      
    Eine Studie der Umweltschutzorganisation WWF aus dem Jahr 2021 zeigt, dass knapp zwei Drittel der gerodeten Waldgebiete zwischen 2004 und 2017 tropische und subtropische Wälder sind. Am meisten betroffen ist der Amazonas-Regenwald in Südamerika, wie auch Waldgebiete in der afrikanischen Subsahara und im Osten Australiens. Der Hauptgrund für die Abholzung ist die Landwirtschaft, die immer mehr Fläche beansprucht. Gerade in Südamerika und in Australien führt die Rinderzucht dazu, dass Bäume gerodet werden. Eine Folge der Abholzung ist, dass die Wälder fragmentiert sind, also kleinere Waldgebiete freier stehen. So sind sie anfälliger für Brände und menschliche Eingriffe.  
       
    Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zeigt in einem Bericht aus dem Jahr 2020, dass seit 1990 420 Millionen Hektar Land gerodet worden sind. Weil sich aber viele Wälder natürlich regeneriert und auch Bäume neu gepflanzt werden, rechnete die FAO unterm Strich einen Verlust von 178 Millionen Hektar Waldfläche seit 1990 aus – eine Fläche, so groß wie ganz Libyen. Zwischen 2010 und 2020 wurden die meisten Bäume in Afrika und in Südamerika abgeholzt. So schwinden in Afrika jährlich rund 3,9 Millionen und in Südamerika rund 2,6 Millionen Hektar Wald. Das Tempo, in dem Wälder abgeholt werden, verlangsamt sich aber.
        
    Am meisten Waldfläche hinzu kam in Asien: Im Zeitraum von 2010 bis 2020 rund 1,2 Millionen Hektar jährlich. Europas Waldfläche nahm jährlich um rund 0,3 Millionen Hektar zu. Über 90 Prozent der hinzugekommenen Waldfläche ist darauf zurückzuführen, dass sich Wälder natürlich regenerierten. Neu gepflanzte Bäume machten weitere zehn Prozent aus. Davon wurden knapp die Hälfte in Plantagen angepflanzt, also in Wäldern, die nur aus ein oder zwei Arten bestehen. Die Europäische Union möchte im Rahmen ihrer Waldstrategie-Initiative bis 2030 mindestens drei Milliarden zusätzliche Bäume pflanzen. In Deutschland blieb die Größe der Waldfläche laut Statistischem Bundesamt in den letzten Jahren relativ konstant. 
  • 11/5/2021 9:53:17 AM   Lilly Bittner
  • 11/4/2021 4:56:52 PM   Hans Christoph Böhringer
    Das kürzere Ende des Trittbretts: Klimaschutz – teuer aber notwendig, so lautet eine gängige Vorstellung. Das führt zur Sorge, manche Länder könnten von den Treibhausgas-Einsparungen der anderen profitieren, sich selbst aber die Kosten des Umbaus der Wirtschaft sparen. Vor diesem Problem der Trittbrettfahrer warnte unter anderem der Wirtschaftsnobelpreisträger William Nordhaus.
     
    Eine aktuelle Studie im Journal Nature Energy widerspricht dieser Sorge zumindest teilweise. Die Autoren haben für die nächsten fünfzig Jahre globale Energieerzeugung und Verbreitung von klimaschonenden Technologien modelliert, und zwar in den großen Sektoren wie Stromversorgung, Transport und Stahlherstellung. Neben dem optimistischen Szenario der weltweiten Klimaneutralität im Jahr 2050 betrachten die Forscher drei weitere Möglichkeiten:
    • Würde man die Dekarbonisierung der Energieerzeugung aufgeben oder lange verzögern, landet das Modell bei Emissionen, die zu 3,5 Grad Erderwärmung führen im Vergleich zum vorindustriellen Niveau.

    • Setzen sich aber Trends fort, die es derzeit bei der Verbreitung von klimaschonender Technologie wie Solarenergie und Elektroautos gibt, führt das zu 2,6 Grad Erwärmung. Auch ohne zusätzliche Klimapolitik vollzieht sich in der Modellierung eine Energiewende. Photovoltaik wird demnach weltweit die billigste Energiequelle in den nächsten 5 bis 10 Jahren, danach folgen Biogas und Wind.

    • Wenn zumindest Europa und Südostasien – Japan, Südkorea, China – ihre Ziele der Klimaneutralität einhalten, dann wäre dem Modell zufolge zumindest die Begrenzung auf 2 Grad Erderwärmung gerade noch erreichbar. Denn diese Länder haben als größte Importeure von fossiler Energie einen starken Hebel. Sinkt dort die Nachfrage, wird vielerorts Öl- und Gasförderung nicht mehr profitabel.

    Von diesem Wandel würden einerseits die derzeitigen Importeure von fossiler Energie profitieren, also zum Beispiel einige Länder der Europäischen Union. Überraschenderweise können in den Modellrechnungen auch ölfördernde Länder wie Saudi-Arabien einen Vorteil herausschlagen, sofern sie ihre Produktion hochfahren und diejenigen Länder unterbieten, in denen die Förderung teurer ist. Relative Verlierer bei der Energieproduktion wären dann zum Beispiel die USA und Russland.
     
    Photovoltaikanlage in Baden-Württemberg. Foto: dpa
     
    Die Verschiebung von Profiten und Machtverhältnissen, argumentieren die Forscher, gebe neue Anreize für die Energiewende, gerade für die Importeure von fossiler Energie, aber auch für die besonders wettbewerbsfähigen Ölnationen. Dekarbonisierung lohne sich demnach, auch wenn nicht alle Länder mitmachen.
     
    Ein Kernelement der Modellierung ist die Verbreitung und zunehmende Wettbewerbsfähigkeit von klimaschonender Technologie – besonders für die Stromerzeugung. Laut der Datenerhebung der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energie (IRENA) fielen die Kosten für großflächige Photovoltaikanlagen zwischen 2010 und 2020 um 85 Prozent. Fast zwei Drittel der 2020 neugebauten erneuerbaren Energie seien billiger gewesen als die billigste fossile Alternative. Für die Fortsetzung dieser Trends gibt es allerdings unterschiedliche Prognosen. Die Autoren einer früheren Studie in Nature Energy merken an, dass Entwicklungsländer zwar von der vorangegangenen Erfahrung mit Erneuerbaren in den Industrieländern profitieren würden, dass aber der Ausbau durch finanzielle und politische Umstände gehemmt sei. Auch in Europa seien es nicht mehr wirtschaftliche Gründe sondern eher gesellschaftliche, die dem weiteren Ausbau entgegenstünden.
  • 11/3/2021 9:31:47 AM   Martin Franke
    Fast jeder Zehnte in Deutschland leugnet Klimawandel: Die überwiegende Mehrheit der Deutschen (85 Prozent) ist davon überzeugt, dass der Klimawandel real ist. 8 Prozent bestreiten dies. Das geht aus einer neuen, repräsentativen Umfrage mit weltweit 12.000 Befragten hervor, die das Institut dynata erhoben hat. Demnach geben 72 Prozent der Deutschen, die den Klimawandel nicht verneinen, zu, dass sie in der Vergangenheit die Dringlichkeit des Problems Klimawandel unterschätzt hätten. Die Mehrheit wiederum glaubt, dass sie nicht vom Klimawandel persönlich betroffen sei. Nur rund jeder Dritte sagt laut der Umfrage, dass er oder sie nicht persönlich vom Klimawandel betroffen sei. Mehr als die Hälfte findet hingegen, dass Deutschland auch die Folgen der Erderwärmung zu spüren bekomme, wohingegen die Mehrheit der Befragten (76 Prozent) glaubt, dass es andere Orte außerhalb Deutschlands treffe. Den höchsten Wert in der Selbstwahrnehmung nimmt Indien ein: Dort gaben 66 Prozent der Befragten an, dass sie persönlich vom Klimawandel betroffen seien. In Europa stechen Italien und Spanien etwas hervor: Die Befragten in den Ländern sagten jeweils zu 75 Prozent, dass ihr Land die Folgen spüre.
     
    Methodik: in 12 Ländern wurden je repräsentativ 1000 Menschen befragt; die Fehlermarge (bei einem Konfidenzniveau von 95 %) beträgt +/- 3 % auf Länderebene – also auch für Deutschland und +/-1 % auf Gesamtebene
      
  • 11/3/2021 9:31:43 AM   Martin Franke
  • 11/1/2021 4:13:04 PM   Lilly Bittner
    Das Programm in Glasgow: An diesem Montag begrüßte der britische Premierminister Boris Johnson in Glasgow die Staats-und Regierungschefs der Länder, die 1992 dem Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen zustimmten. Ihr Ziel ist es, Maßnahmen zu erarbeiten, wie globale Klimaneutralität und das 1,5 Grad-Ziel erreicht werden und sich die Welt an die Auswirkungen des Klimawandels anpassen können. Aber was genau passiert eigentlich in den kommenden zwölf Tagen auf dem Weltklimagipfel der Vereinten Nationen?
       
    Die COP26 beginnt mit dem Weltgipfel der Staats- und Regierungschefs, welche am Montag und am Dienstag ihre Klimaschutzpläne vortragen. Dann wird diskutiert, wie man die Ziele von Paris noch einhalten kann. Dabei kommen auch Wissenschaftler, Unternehmensvertreter, Aktivisten und Organisationen zu Wort. Neben den Verhandlungen wird es täglich zu je einem Thema verschiedene Veranstaltungen geben. So wird am Mittwoch besprochen, wie öffentliche und private Gelder bereitgestellt werden können, um die Klimaschutz-Maßnahmen zu finanzieren. Hinter geschlossenen Türen kommen dann die Finanzminister zusammen, um gemeinsame Antworten zu finden. Am folgenden Tag diskutieren Minister und nichtstaatliche Akteure, wie man die globale Energiewende meistern kann. Am 05. November erklärt unter anderem die Kinder- und Jugendvertretung der UNFCCC YOUNGO die Rolle der Jugend in Sachen Klimaschutz. Darüber diskutieren dann Bildungsminister gemeinsam mit jungen Aktivisten. Am Tag darauf besprechen Minister und weitere Akteure die Rolle der Natur und die Landnutzung, beispielsweise die Wiederbewaldung und den Schutz der Meere.
      
    Nach einem Ruhetag am Sonntag wird besprochen, wie sich die Staaten an die Folgen des Klimawandels anpassen können. Im Rahmen dessen findet der erste des alle zwei Jahre stattfindenden Ministerdialogs zur Klimafinanzierung statt. In den letzten Tagen vor den Abschlussverhandlungen am 12. November folgen die Themen Geschlecht, Wissenschaft und Innovation, Verkehr sowie Städte, Regionen und bebaute Umgebung. Bei letzteren besprechen vor allem Ministerpräsidenten und Bürgermeister, wie man die besprochenen Maßnahmen lokal umsetzen kann. 
        
    Link zum detaillierten Programmplan. Neben den Hauptverhandlungen gibt es auch öffentlich zugängliche Veranstaltungen in der sogenannten Green Zone und Weitere im Präsidentschaftspavillion.
  • 11/1/2021 4:09:04 PM   Lilly Bittner
  • 10/30/2021 8:54:14 AM   Martin Franke

    Treibhauseffekt kurz erklärt: Das Ziel der meisten Länder ist seit längerem festgelegt: Der Ausstoß von CO2, CH4 (Methan) und anderen klimaschädlichen Treibhausgasen muss reduziert werden. Trotz aller Forderungen und Warnungen ist nur wenige Tage vor Glasgow gewiss: Noch nie seit Beginn der Industrialisierung (laut WMO das Jahr 1750) wurde so viel Kohlendioxid in der Atmosphäre nachgewiesen wie im Jahr 2020, berichtete vor wenigen Tagen die Weltorganisation für Meteorologie (WMO). Der neue Höchstwert des Treibhausgases lag bei 413,2 ppm (Teilchen pro Million Teilchen).

    Wie genau wirken sich CO2 und andere Treibhausgase auf die Erderwärmung aus?

    Die Atmosphäre unseres Planeten besteht aus verschiedenen Gasen, die über vielfältige Funktionen und Prozesse zu einem komplexen chemischen System verknüpft sind. Einfach erklärt: Die Sonne treibt das Klimasystem der Erde an: Ein Großteil der Energie wird durch Land und Ozeane absorbiert, ein kleinerer Teil wird vorher schon von der Atmosphäre aufgenommen. Etwa 30 Prozent werden als langwellige Wärmestrahlung reflektiert. Das Problem dabei: Die höhere Konzentration an Treibhausgasen in der Atmosphäre – die auf anthropogene Emissionen zurückgehen – hat zur Folge, dass die reflektierte Strahlenwärme in der Atmosphäre aufgenommen wird und die Moleküle in Schwingungen versetzt. Dadurch setzt sich Energie frei, die teilweise wieder in Richtung Erdoberfläche abgegeben wird anstatt vollständig in den Weltraum zu entweichen. Das beschreibt den anthropogenen Treibhauseffekt. Ohne Spurengase wiederum wäre auf der Erde kein Leben möglich.

    Laut dem Kyoto-Protokoll gibt es sechs Treibhausgase: Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), und Lachgas (N2O) sowie die fluorierten Treibhausgase (F-Gase): wasserstoffhaltige Fluorkohlenwasserstoffe (HFKW), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (FKW), und Schwefelhexafluorid (SF6). Seit 2015 wird zusätzlich Stickstofftrifluorid (NF3) dazugezählt. Treibhausgase setzen sich aus mindestens drei Atomen zusammen – anders als Sauerstoff oder Stickstoff (zwei Atome).

    In Deutschland entfallen 87,1 Prozent der Freisetzung von Treibhausgasen auf Kohlendioxid (weltweit etwa 66 Prozent), 6,5 Prozent auf Methan, 4,6 Prozent auf Lachgas und rund 1,7 Prozent auf die F-Gase (im Jahr 2020). Die verschiedenen Gase haben unterschiedliche Lebensdauern und Wirkungsweisen, auch Global Warming Potential genannt.

  • 10/29/2021 7:57:07 AM   Lilly Bittner
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                          Die globale Verteilung der Solaranlagen. Grafik: Kruitwagen et al.
       
    Mehr Solaranlagen als bisher angenommen: Viele Regierungen haben keine zentrale Datenbank, in der die Standorte und Größen der Photovoltaikanlagen ihres Landes aufgelistet sind. Ein Forschungsteam um Lucas Kruitwagen der Oxford Universität hat nun ein Verfahren erarbeitet, in dem computerbasiert Satellitenbilder ausgewertet wurden. Sie erfassten kommerzielle, industrielle und öffentliche Photovoltaikanlagen – also all jene, die nicht auf Wohngebäuden installiert sind. Sie lokalisierten mehr als 68.000 Anlagen in 131 Ländern. Damit erweitern sie den öffentlich zugänglichen Datensatz um über 60.000 Anlagen und um 91 Länder. Die meisten stehen in China und Japan. In Deutschland zählen die Studienautoren rund 4700 kommerzielle, industrielle und öffentliche Photovoltaikanlagen. 
     
    Die Anlagen haben damit weltweit eine Stromleistung von 423 Gigawatt. Zum Vergleich: Die Stromleistung aller Kohlekraftwerke in Deutschland beträgt laut Bundesnetzagentur 2019 knapp 45 Gigawatt. Am häufigsten werden Solaranlagen laut der Studie, die am Mittwoch im Fachmagazin Science erschien, auf Ackerflächen installiert, gefolgt von Wüsten und Grasland. Die Autoren sehen es als politische Aufgabe, Solarstrom weiterhin auszubauen, die Nahrungsmittelversorgung aber nicht zu gefährden. In Deutschland findet man PV-Anlagen vor allem auf bebauten Flächen. 
  • 10/28/2021 7:02:30 AM   Lilly Bittner
  • 10/28/2021 7:02:24 AM   Lilly Bittner
    Die Klimaziele der Staaten: Kurz vor dem Weltklimagipfel im schottischen Glasgow beschließt nun auch Australien Kimaneutralität bis 2050. Der Staat hatte lange gezögert, ein konkretes Enddatum festzulegen. Auch der saudische Kronzprinz Mohammad Bin Salman teilte in der vergangenen Woche mit, Saudi-Arabien würde bis 2060 klimaneutral werden. Dasselbe sicherte Wladimir Putin jüngst auf dem Energieforum in Moskau für Russland zu. Welcher Staat möchte bis wann klimaneutral werden? 
     
    Die meisten der 134 Staaten, die klimaneutral werden wollen, haben ihre Frist bis 2050 gesetzt. Auch die Europäische Union verfolgt dieses Ziel. Das trug der Net Zero Tracker zusammen. Einige Staaten planen erst bis 2060 klimaneutral zu werden, darunter China. Andere haben ambitioniertere Ziele und setzen ihre Frist bis 2030. So will Indien seine Emissionen von 2030 an senken, ein konkretes Jahr, bis wann der Staat klimaneutral sein möchte, wurde jedoch noch nicht festgelegt. Bis 2030 soll der Anteil nicht-fossiler Energien dortzulande aber um 40 Prozent steigen und auf 21 Millionen Hektar Fläche aufgeforstet werden. Schweden – laut Klimaschutz-Index 2021 der Vorreiter in Sachen Klimapolitik – und Deutschland wollen bis 2045 klimaneutral sein. In den meisten Ländern wird das Ziel aktuell noch diskutiert, ist also bislang nicht gesetzlich verankert. Weitere Staaten haben Klimaneutralität in einem Richtlinienpapier, in einem Gesetzesentwurf oder sogar gesetzlich festgeschrieben. 
        
    Ob schon konkrete Maßnahmen vereinbart wurden, wie Klimaneutralität erreicht werden soll, variiert stark von Land zu Land. Viele Staaten haben eine Frist für den Kohleausstieg festgelegt, Deutschland möchte beispielsweise von 2038 an keine Kohle mehr verstromen. Damit liegt Deutschland im europaweiten Vergleich eher hinten. Zwar planen acht Länder – darunter Polen, Ungarn und Griechenland – aktuell nicht aus der Kohle auszusteigen. Neun weitere Länder, wie Belgien, Österreich und Schweden, sind bereits kohlefrei, betreiben also weder Kohlekraftwerke, noch planen sie welche zu bauen. Alle anderen Staaten wollen spätestens von 2030 an keine Kohle mehr verstromen. Frankreich will den Kohleausstieg schon bis 2022 vollzogen haben. 
      
    Eine weitere gängige Maßnahme ist das Verbot von Verbrennungsmotoren. In dem Richtlinienpaket Fit for 55, das die Europäische Kommission vorlegte, sollen Verbrennermotoren von 2035 an verboten werden. Ein solches Verbot setzte Spanien bereits durch. Dort dürfen von 2040 an keine neuen Diesel- und Benzinautos zugelassen werden, von 2050 an werden sie auf öffentlichen Straßen verboten sein. Norwegen will bereits von 2025 an keine Verbrennermotoren auf seinen Straßen – allerdings nicht durch ein Verbot, sondern durch hohe staatliche Subventionen von Elektroautos. Schottland legte ein Verbot von Verbrennermotoren von 2032 an fest, Kanada von 2040 an. 
  • 10/23/2021 9:11:09 PM   Martin Franke
    Glasgow schwieriger als Einigung von Paris: Der britische Gastgeber der Weltklimakonferenz COP26 hält das bevorstehende Ringen um eine ehrgeizigere Klimapolitik in Glasgow für schwieriger als die Einigung auf das Pariser Abkommen. „Was wir in Glasgow schaffen wollen, ist wirklich schwierig“, sagte der designierte COP-Präsident, Alok Sharma, der britischen Zeitung Guardian. „Es ist brillant, was in Paris geschafft wurde, es war ein Rahmenabkommen, aber viele der Details wurden offen gelassen.“ In Paris einigten sich 2015 mehr als 190 Staaten auf das Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad, zu begrenzen. Dazu sollten alle Länder Aktionspläne auflegen.
     
    Auf dem richtigen Pfad sind bislang nur wenige. „Das ist auf vielen Ebenen definitiv schwieriger als Paris“, sagte Sharma. „Es ist, als sei man in einer Prüfung am Ende bei den schwierigsten Fragen angekommen und gleichzeitig hat man kaum noch Zeit.“ Eine der wichtigsten Aufgaben in Glasgow werde es sein, die bislang eingereichten Pläne der Staaten am 1,5 Grad-Ziel zu messen. Mit den aktuellen Plänen steuert die Welt einem UN-Bericht zufolge auf 2,7 Grad Erderwärmung mit katastrophalen Folgen zu. Von China etwa warte er noch auf einen verschärften Klimaplan, sagte Sharma. Chinas Präsident Xi Jinping wird aller Voraussicht nach nicht nach Glasgow reisen, obwohl sein Land absolut – aber nicht pro Kopf – weltweit die meisten klimaschädlichen Emissionen ausstößt. Pro Kopf liegen Länder wie die USA, Kanada oder Deutschland vor China. (dpa)
  • 10/23/2021 6:18:42 PM   Martin Franke
  • 10/20/2021 6:06:03 PM   Joachim Müller-Jung
    Wenige Lichtblicke bei Gesundheitstrends: Soeben ist die sechste Ausgabe des „Lancet Countdown“ veröffentlicht worden, eine vom britischen Medizin-Journal Lancet organisierte Kollaboration von 38 weltweiten Institutionen, die regelmäßig 44 Indikatoren für klimabedingte Gesundheitsrisiken auswerten. Dazu erscheint ein als „Policy Brief“ bezeichneter Situationsbericht mit Empfehlungen für Deutschland, der von Bundesärztekammer, Charité - Universitätsmedizin Berlin, dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und dem Helmholtz Zentrum München ausgearbeitet wurde.
     
    Mit Blick auf Deutschland hat man drei der 2019 formulierten Handlungsziele überprüft: 1. Hitzeaktionspläne: Den Experten zufolge „haben nur wenige Kommunen umfassende und integrierte Hitzeaktionspläne umgesetzt – das zeigen auch neuere bundesweite Umfragen“. Dabei sei es in den meisten Fällen nicht gelungen, Akteure aus dem Gesundheitssektor, wie Ärzteschaft und Pflege, Rettungsdienste und Kliniken, in die Entwicklung der Pläne umfassend einzubinden. 2. Verringerung des CO2-Fußabdrucks: Fünf Prozent trägt der Gesundheitssektor zu den nationalen Emissionen bei – und es passiert immer noch zu wenig, heißt es: „Dringlichkeit und die Verantwortung für Klimaschutzmaßnahmen in Gesundheitseinrichtungen sind von den Selbstverwaltungsstrukturen, der Legislative und Exekutive auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene noch nicht allgemein akzeptiert.“ Beispiel: Nur zehn Prozent der medizinischen Einrichtungen hätten freiwillig „Klimamanager“ berufen. 3. Umweltschutz in Gesundheitsberufen: Ein Lichtblick, denn in den Lehrplänen finden die Experten das Thema Klimawandel und „Planetary Health“ immer öfter, die Lehrenden und Ausbilder seien sensibilisiert, und auf Kongressen spiele das Thema eine immer größere Rolle.
     
    Extremwetter wird immer mehr zum Problem. Foto dpa
        
    Was den internationalen Klimaschutz angeht, fordern die Gesundheitsexperten im Review des Lancet Countdown ehrgeizigere Klimaschutzpläne als bisher: „Die gesundheitlichen Folgen durch den Klimawandel nehmen unvermindert zu.“ Eine riesige Chance werde derzeit vertan: Viele aktuelle COVID-19-Wiederaufbaupläne etwa seien nicht mit dem Pariser Abkommen vereinbar und würden daher langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit nach sich ziehen. Im Jahr 2020 waren Erwachsene über 65 Jahre an 3,1 Milliarden mehr Tagen gegenüber Hitzewellen exponiert als während der durchschnittlichen Referenzperiode 1986 – 2005. Am stärksten betroffen waren dabei chinesische, indische, amerikanische, japanische und indonesische Senioren. „Die Gesundheitssysteme sind auf aktuelle und zukünftige klimabedingte Gesundheitsschocks schlecht vorbereitet. Nur 45 (49 %) von 91 Ländern im Jahr 2021 gaben an, eine Bewertung der Anfälligkeit für den Klimawandel und die Gesundheit sowie der Anpassung daran vorgenommen zu haben.“
     
    Weitere wichtige Ergebnisse des Berichts:
     
    • Der Klimawandel droht die Ernährungsunsicherheit, von der 2019 2 Milliarden Menschen betroffen waren, zu beschleunigen. Aufgrund der steigenden Temperaturen verkürzt sich die Zeit, in der Pflanzen heranreifen, was zu geringeren Erträgen und einer stärkeren Belastung unserer Nahrungsmittelsysteme führt. Bei Mais sank das Ertragspotential um 6 %, bei Weizen um 3 % und bei Reis um 1,8 % im Vergleich zu den Werten von 1981 bis 2010.
     
    • In den Hoheitsgewässern von fast 70 % (95 von 136) der untersuchten Küstenländer konnte ein Anstieg der durchschnittlichen Meeresoberflächentemperatur gegenüber 2003 – 2005 festgestellt werden. Dies spiegelt eine zunehmende Bedrohung der marinen Ernährungssicherheit dieser Länder wider. Weltweit sind 3,3 Milliarden Menschen auf Meeresfrüchte angewiesen.
       
    • Im Jahr 2021 stellte die Weltgesundheitsorganisation fest, dass nur etwas mehr als die Hälfte der Länder, die an der globalen Umfrage zu Gesundheit und Klimawandel teilnahmen (37 von 70), über eine dahingehende nationale Strategie verfügten, ein ähnlicher Anteil wie 2018. Fast drei Viertel der befragten Länder gaben an, dass die Entwicklung einer solchen Strategie durch finanzielle Aspekte verhindert würde, während andere einen Mangel an qualifizierten Mitarbeitern, Einschränkungen durch COVID und fehlende Forschung und Beweise anführten.
       
    • Weltweit machen die Gelder zur Anpassung an den Klimawandel, die für Gesundheitssysteme bereitgestellt werden, nur 0,3 % der gesamten Mittel für Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel aus.
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