Würde man die Dekarbonisierung der Energieerzeugung aufgeben oder lange verzögern, landet das Modell bei Emissionen, die zu 3,5 Grad Erderwärmung führen im Vergleich zum vorindustriellen Niveau.
Setzen sich aber Trends fort, die es derzeit bei der Verbreitung von klimaschonender Technologie wie Solarenergie und Elektroautos gibt, führt das zu 2,6 Grad Erwärmung. Auch ohne zusätzliche Klimapolitik vollzieht sich in der Modellierung eine Energiewende. Photovoltaik wird demnach weltweit die billigste Energiequelle in den nächsten 5 bis 10 Jahren, danach folgen Biogas und Wind.
Wenn zumindest Europa und Südostasien – Japan, Südkorea, China – ihre Ziele der Klimaneutralität einhalten, dann wäre dem Modell zufolge zumindest die Begrenzung auf 2 Grad Erderwärmung gerade noch erreichbar. Denn diese Länder haben als größte Importeure von fossiler Energie einen starken Hebel. Sinkt dort die Nachfrage, wird vielerorts Öl- und Gasförderung nicht mehr profitabel.
Treibhauseffekt kurz erklärt: Das Ziel der meisten Länder ist seit längerem festgelegt: Der Ausstoß von CO2, CH4 (Methan) und anderen klimaschädlichen Treibhausgasen muss reduziert werden. Trotz aller Forderungen und Warnungen ist nur wenige Tage vor Glasgow gewiss: Noch nie seit Beginn der Industrialisierung (laut WMO das Jahr 1750) wurde so viel Kohlendioxid in der Atmosphäre nachgewiesen wie im Jahr 2020, berichtete vor wenigen Tagen die Weltorganisation für Meteorologie (WMO). Der neue Höchstwert des Treibhausgases lag bei 413,2 ppm (Teilchen pro Million Teilchen).
Wie genau wirken sich CO2 und andere Treibhausgase auf die Erderwärmung aus?
Die Atmosphäre unseres Planeten besteht aus verschiedenen Gasen, die über vielfältige Funktionen und Prozesse zu einem komplexen chemischen System verknüpft sind. Einfach erklärt: Die Sonne treibt das Klimasystem der Erde an: Ein Großteil der Energie wird durch Land und Ozeane absorbiert, ein kleinerer Teil wird vorher schon von der Atmosphäre aufgenommen. Etwa 30 Prozent werden als langwellige Wärmestrahlung reflektiert. Das Problem dabei: Die höhere Konzentration an Treibhausgasen in der Atmosphäre – die auf anthropogene Emissionen zurückgehen – hat zur Folge, dass die reflektierte Strahlenwärme in der Atmosphäre aufgenommen wird und die Moleküle in Schwingungen versetzt. Dadurch setzt sich Energie frei, die teilweise wieder in Richtung Erdoberfläche abgegeben wird anstatt vollständig in den Weltraum zu entweichen. Das beschreibt den anthropogenen Treibhauseffekt. Ohne Spurengase wiederum wäre auf der Erde kein Leben möglich.
Laut dem Kyoto-Protokoll gibt es sechs Treibhausgase: Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), und Lachgas (N2O) sowie die fluorierten Treibhausgase (F-Gase): wasserstoffhaltige Fluorkohlenwasserstoffe (HFKW), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (FKW), und Schwefelhexafluorid (SF6). Seit 2015 wird zusätzlich Stickstofftrifluorid (NF3) dazugezählt. Treibhausgase setzen sich aus mindestens drei Atomen zusammen – anders als Sauerstoff oder Stickstoff (zwei Atome).
In Deutschland entfallen 87,1 Prozent der Freisetzung von Treibhausgasen auf Kohlendioxid (weltweit etwa 66 Prozent), 6,5 Prozent auf Methan, 4,6 Prozent auf Lachgas und rund 1,7 Prozent auf die F-Gase (im Jahr 2020). Die verschiedenen Gase haben unterschiedliche Lebensdauern und Wirkungsweisen, auch Global Warming Potential genannt.