Eric ist nur aus Zufall auf der Party der Demokraten. Eigentlich ist er eher republikanisch eingestellt. Aber jeden Dienstag trifft sich eine Gruppe Couchsurfer hier. Und so ist er auch heute da. Vom demokratischen Versprechen, sich um jene Menschen zu kümmern, die nicht für sich selbst sorgen können, hält er nichts. Insgesamt ist er sehr pessimistisch. Die Politiker in Washington lösten keine wichtigen Probleme, weil sie ständig im Kampagnenmodus seien oder irgendwelchen Lobbyisten Gefallen schuldeten, sagt er. Die aktuelle Kongresswahl interessiert denn auch nicht wirklich. Das Ergebnis sei erwartbar gewesen.
Das Local Sixteen hat sich schlagartig geleert, nachdem klar ist, das die Demokraten die Mehrheit im Repräsentantenhaus übernehmen werden.
Auch darüber wurde abgestimmt: Die Kalifornier haben sich für eine Initiative ausgesprochen, die die Sommerzeit ("daylight-saving time") für das gesamte Jahr einführen will.
Die deutsche Politik reagiert verhalten auf die Kongresswahlen in Amerika. Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen macht sich keine Hoffnung auf einen Kurswechsel von Präsident Donald Trump. „Es wird nicht berechenbarer, konsensorientierter, normaler werden, was wir aus Washington in den nächsten zwei Jahren hören“, sagte Röttgen am Mittwoch im Deutschlandfunk. Er rechne eher mit dem Gegenteil und einem noch aggressiveren Trump. Auch die Spaltung der Gesellschaft werde weitergehen.
Röttgen erwartet auch keine Entspannung in der Handelspolitik, in der Trump zuletzt Sonderzölle gegen China und die EU verhängt hat. „Da wird es keine Kurskorrektur geben, eher eine Intensivierung, weitere Polarisierung.“ Mit dem Erfolg der Demokraten im Repräsentantenhaus sei das politische Spektrum zumindest breiter geworden. Generell gelte für die Vereinigten Staaten: „Ab jetzt ist Präsidentschaftswahlkampf.“ Das seien keine guten Rahmenbedingungen, um in einer international fragilen Lage mehr Verlässlichkeit und Stabilität zu schaffen.
Der Fraktionschef der konservativen EVP im Europaparlament, Manfred Weber (CSU), sieht in den Kongresswahlen ein „gemischtes Signal". Die Gesetzgebung werde für Präsident Donald Trump in seiner zweiten Amtshalbzeit „schwieriger und damit auch balancierter“, sagte er dem Bayerischen Rundfunk am Mittwoch. „Die beiden Lager müssen sich einen, sie müssen zusammenfinden. Das ist vielleicht die gute Botschaft des Tages.“
Weber forderte die EU-Staaten zu Selbstbewusstsein und Einigkeit auf. "Es liegt an uns, ob die Welt von morgen eher europäisch ist oder ob sie eher chinesisch oder amerikanisch ist", sagte er. Europa sei wirtschaftlich und politisch „eigentlich stärker und wirkmächtiger als die Vereinigten Staaten von Amerika“. Dafür müsse Europa geeint sein.