„Wir sind uns dessen bewusst und arbeiten schnell daran, die Situation zu verbessern, und wir wollen natürlich, dass die Menschen, die evakuiert werden, mit Respekt behandelt werden.“
„Seelische Belastungen, Traumata aus dem Einsatz – das muss ganz intensiv nachbereitet werden. Wir brauchen mehr und gezielte Angebote für Soldatinnen und Soldaten, damit sie die schrecklichen Erfahrungen loswerden können.“
Zwei amerikanische Kongressabgeordnete haben mit ihrem eigenmächtigen Flug nach Kabul Irritationen und Kritik ausgelöst. Weder das amerikanische Außenministerium noch das Militär wurden von Seth Moulton, Demokrat aus Massachusetts, und Peter Meijer, Republikaner aus Michigan, vorab eingeweiht, wie die britische Zeitung Guardian auf ihrer Webseite berichtet. Wie es aus nicht namentlich genannten offiziellen Quellen hieß, beanspruchten beide unnötig Ressourcen.
Moulton und Meijer reisten per Charterflug nach Kabul und hielten sich dort am Flughafen für einige Stunden auf, um sich, wie sie sagten, ein eigenes Bild von der aktuellen Lage zu machen: „Als Kongressabgeordnete sind wir verpflichtet, die Exekutive zu beaufsichtigen“, teilten beide in einer gemeinsamen Erklärung mit. Sie hätten nicht, wie von Regierungsseite kritisiert, Afghanen oder Amerikanern den Sitzplatz auf dem Rückflug weggenommen. Es habe sich um frei verfügbare Plätze gehandelt.
„Wir haben unseren Flug geheim gehalten und ihn erst nach unserem Abflug öffentlich gemacht, um die Menschen vor Ort nicht zu gefährden. Wir wollten nicht im Rampenlicht stehen, sondern waren dort, um uns zu informieren“, so die Erklärung der beiden Abgeordneten.Wie es von Regierungsseite aus anonymen Quellen hieß, hätten Moulton und Meijer mit ihrem eigenmächtigen Handeln, das weder mit Diplomaten noch mit den militärischen Befehlshabern abgesprochen war, das Außen- und das Verteidigungsministerium sowie das Weiße Haus mehr als verärgert. Die Aktion wurde in der aktuellen Situation, in der sich die US-Soldaten auf dem Kabuler Flughafen um die schnelle Rettung von Menschen kümmerten, als wenig hilfreich und störend empfunden.
Das US-Militär erhielt den zitierten Quellen zufolge erst Kenntnis von der Reise der beiden Abgeordneten, als sie bereits auf dem Flug nach Kabul waren.
Das Verteidigungsministerium wollte am Mittwoch Berichte nicht bestätigen, wonach die Bundeswehr ihre Evakuierungsflüge bereits in dieser Woche beenden könnte. Mehrere Medien hatten zuvor über ein Ende der Luftbrücke am Freitag oder Samstag berichtet. Berichte über einen möglichen Zeitpunkt könne er „weder bestätigen noch dementieren“, sagte ein Ministeriumssprecher.
Die Bundeswehr flog bis zum Mittwochmorgen nach Angaben des Verteidigungsministeriums insgesamt 4654 Menschen aus Afghanistan aus. Am Dienstag wurden demnach in fünf Flügen 983 Menschen ausgeflogen. Am Mittwoch wurden die Evakuierungsflüge fortgesetzt.
Warum der Druck auf die Bundeswehr mit dem Festhalten der Amerikaner am 31. August als Abzugstermin immer größer wird, berichtet unser Korrespondent Peter Carstens:
„Deutschland ist ja keinen Sonderweg gegangen.“
Merkel drückt allen, die an der derzeit laufenden Rettungsmission in Afghanistan beteiligt sind, Dank und Anerkennung aus und kündigt das Ende der Luftbrücke „in einigen Tagen“ an. Bislang seien mehr als 4600 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen worden. Es seien Personen aus insgesamt 45 Nationen. Fast die Hälfte der Evakuierten seien Frauen.
„Klar ist, die Taliban sind jetzt Realität in Afghanistan“, sagt Merkel.
„Die aktuelle Situation in Afghanistan ist eine Katastrophe, aber sie kommt nicht aus dem Nichts.“
„Die letzten Wochen sind unentschuldbar. Die Folgen Ihrer Fehler gefährden Menschenleben. Sie sind in Ihren Ämtern gescheitert.“
In Kabul halten sich nach Angaben des Auswärtigen Amts noch mehr als 200 deutsche Staatsbürger auf. Die Zahl liege höher als noch am Vortag, „weil sich weiterhin Menschen bei uns melden“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. 540 Deutsche seien bereits ausgeflogen worden. Am Dienstag hatte Außenminister Heiko Maas (SPD) von rund 100 Deutschen vor Ort und ihren Familien gesprochen.
Es gebe eine „gewisse Unschärfe“ bei den Zahlen, weil teils auch Angehörige deutsche Staatsbürger seien, sagte der Sprecher. Wie viele der Betroffenen neben der deutschen auch die afghanische Staatsbürgerschaft haben, werde nicht erfasst, weil es für die Frage, ob jemand berechtigt sei zur Teilnahme an der Evakuierungsmission, keinen Unterschied mache. Er gestand aber ein, dass es für die Bewegungsfreiheit der Betroffenen im von den Taliban kontrollierten Kabul relevant sein könne. „Das ist ein Faktor, den man berücksichtigen muss.“
Das Auswärtige Amt geht davon aus, dass sich in Kabul insgesamt noch eine „hohe vierstellige oder niedrige fünfstellige Zahl“ schutzbedürftiger Menschen befindet, die grundsätzlich für eine Evakuierung in Frage kämen.