Das US-Verteidigungsministerium ist Befürchtungen entgegengetreten, die Evakuierungsflüge der USA am Flughafen in Kabul könnten bereits mehrere Tage vor dem geplanten Abzug der amerikanischen Truppen enden. „Die Evakuierungsoperationen in Kabul werden nicht in 36 Stunden abgeschlossen sein“, schrieb Pentagon-Sprecher John Kirby am Donnerstag auf Twitter. Die USA wollten bis zum Ende der Mission weiter „so viele Menschen wie möglich evakuieren“. Bis zum Monatsende am kommenden Dienstag wollen die USA ihre Truppen aus Kabul abziehen.
Am Flughafen der afghanischen Hauptstadt spitzt sich die Lage dramatisch zu. Unter Warnungen vor Terroranschlägen steuern die militärischen Rettungsflüge von dort auf ein Ende zu. Die Bundeswehr flog am Donnerstag mit einem ihrer letzten Evakuierungsflüge 150 weitere Menschen aus. Kanada, Belgien, Dänemark und Polen stellten die Evakuierungen bereits ein, die Niederlande planten das noch für Donnerstag, Frankreich für Freitag. Der Andrang am Flughafen stieg noch einmal. Verzweifelte Menschen dort hoffen nach der Machtübernahme der Taliban auf eine Chance, außer Landes und in Sicherheit gebracht zu werden.
Das US-Militär kontrolliert den Flughafen in Kabul und hat dort mehrere Tausend Soldaten stationiert, die den Evakuierungseinsatz absichern. Nach dem Abzug der amerikanischen Truppen sehen sich die anderen westlichen Staaten nicht in der Lage, ihre Evakuierungsmissionen fortzusetzen.
Ungeachtet der Anschläge in Kabul will Frankreich seine Evakuierungsflüge nach Möglichkeit fortsetzen. Präsident Emmanuel Macron sagte am Donnerstag bei einem Besuch in Dublin, sein Land werde alles versuchen, um noch „mehrere hundert Menschen“ aus Afghanistan zu retten.
Macron sagte, es warteten noch 20 Busse mit Afghanen und binationalen Staatsangehörigen in der Nähe des Kabuler Militärflughafens, die Frankreich über die Vereinigten Arabischen Emirate ausfliegen wolle. Es gebe aber keine Garantie, dass dies gelinge, „denn wir haben die Sicherheitslage nicht unter Kontrolle“.
Macron gestand ein: „Wir können nicht alle afghanischen Menschen schützen, die wir schützen wollten.“ Kritik an der Abzugsentscheidung von US-Präsident Joe Biden wies der französische Staatschef zurück: „Niemand hat so schnell eine so brutale Situation in Kabul erwartet“, betonte er.
Der französische Botschafter in Kabul, David Martinon, soll Afghanistan nach den Worten Macrons in Kürze verlassen. Er hatte die Evakuierungsflüge nach Paris mit koordiniert.