Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat der früheren afghanischen Regierung die Schuld für die Niederlage gegen die radikalislamischen Taliban zugesprochen, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. „Das Versagen der afghanischen Führung hat zu der Tragödie geführt, die wir heute erleben“, sagte Stoltenberg am Dienstag in Brüssel nach einer Nato-Krisensitzung zur Lage in Afghanistan. „Letztendlich hat die politische Führung Afghanistans es nicht geschafft, den Taliban die Stirn zu bieten und die friedliche Lösung zu erreichen, die die Afghanen unbedingt wollten“, sagte der Nato-Generalsekretär.
Das Bündnis arbeite nun daran, die Sicherheit des verbleibenden zivilen Nato-Personals und der örtlichen Mitarbeiter zu gewährleisten. „Die Nato hat rund um die Uhr daran gearbeitet, den Betrieb des internationalen Flughafens von Kabul aufrechtzuerhalten“, sagte Stoltenberg. Rund 800 zivile Nato-Mitarbeiter seien vor Ort geblieben, „um unter sehr schwierigen Bedingungen wichtige Funktionen zu erfüllen, darunter Flugsicherung, Treibstoff und Kommunikation“. Der Nato-Generalsekretär dankte den Streitkräften insbesondere der Türkei, der USA und Großbritanniens „für ihre entscheidende Rolle bei der Sicherung des Flughafens“.
Stoltenberg sagte weiter, der ranghöchste zivile Vertreter der Nato in Afghanistan, Botschafter Stefano Pontecorvo, werde auf dem Flughafen bleiben, um die Evakuierung des Nato-Personals und der afghanischen Mitarbeiter „zu koordinieren und zu erleichtern“. An die Taliban appellierte der Nato-Generalsekretär, die sichere Ausreise zu ermöglichen sowie die Straßen und Grenzübergänge offen zu halten.