Lage in Afghanistan

Lage in Afghanistan

  • 8/21/2021 3:05:07 PM   Anna-Lena Ripperger
    Wie war es möglich, dass die Taliban in Afghanistan so schnell die Macht übernehmen konnten? Friederike Böge und Thomas Gutschker haben westliche Offiziere gefragt – und einen Afghanen, der nicht kämpfen durfte:
  • 8/21/2021 3:17:13 PM   Anna-Lena Ripperger
    Vor dem Hintergrund der Lage in Afghanistan hat der amerikanische Präsident Joe Biden seine Wochenendpläne geändert. Der Präsident werde am Samstag nicht mehr in das Haus der Familie nach Wilmington im Bundesstaat Delaware reisen, teilte das Weiße Haus mit.
     
    Biden hatte bereits am Freitagnachmittag nach Wilmington fliegen wollen, das Weiße Haus hatte seine Abreise dann aber auf Samstag verschoben. In Abänderung seiner ursprünglichen Pläne hatte Biden sich am Freitag dann zur Situation in Afghanistan und den Evakuierungsbemühungen der amerikanischen Streitkräfte dort geäußert. Biden steht wegen des Chaos in Afghanistan unter massivem Druck.
  • 8/21/2021 3:20:53 PM   Anna-Lena Ripperger
    Bei ihrem Besuch eines spanischen Erstaufnahmelagers für vor den Taliban geflohene afghanische Ortskräfte hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen alle Mitgliedstaaten der EU zur Aufnahme schutzbedürftiger Afghanen aufgefordert. Die EU-Kommission werde finanzielle Unterstützung für die Länder zur Verfügung stellen, die den Flüchtenden eine neue Heimat böten.
     
    Die Kommissionspräsidentin besuchte zusammen mit EU-Ratspräsident Charles Michel und dem spanischen Regierungschef Pedro Sánchez die Militärbasis Torrejón de Ardoz nahe Madrid. Auf dem Stützpunkt hat die spanische Luftwaffe ein Lager eingerichtet, das laut Sánchez bis zu 800 Menschen aufnehmen kann.
     
    Nach Angaben der Regierung in Madrid soll es als „logistisches Zentrum Europas“ dienen, von dem aus „alle Afghanen, die für EU-Institutionen gearbeitet haben“, in andere Staaten verteilt werden sollen. Laut dem spanischen Außenminister José Manuel Albares haben sich „fast alle EU-Staaten“ bereit erklärt, Flüchtlinge aus dem Lager aufzunehmen – darunter auch Deutschland. Die Afghanen sollen zunächst eine „befristete Einreiseerlaubnis“ für Spanien erhalten, bevor ihnen von den verschiedenen Ländern, in denen sie sich niederlassen sollen, der Flüchtlingsstatus zuerkannt wird.
  • 8/21/2021 3:52:25 PM   Tobias Müller
    Auf ihrem offiziellen Twitter-Account zeigt die deutsche Luftwaffe die Ankunft der Bundeswehr-Hubschrauber, die nun im Rahmen der Evakuierungs-Mission zum Einsatz kommen:
     
  • 8/21/2021 4:23:48 PM   Tobias Müller
    Im Norden Afghanistans haben Taliban-Gegner nach eigenen Angaben das von ihnen kontrollierte Gebiet ausgedehnt. Verteidigungsminister Bismillah Mohammadi, der sich mit Teilen der Regierungstruppen in das Pandschir-Tal zurückgezogen hat, twittert, drei nahe gelegene Bezirke seien von den auf seiner Seite stehenden Kräften eingenommen worden.

    Die Taliban machen derweil einem ihrer Repräsentanten zufolge Fortschritte bei der Bildung einer Regierung und einer Verbesserung der Sicherheitslage im ganzen Land. Mit früheren Verwaltungsmitarbeitern liefen Gespräche über die finanzielle Krise und eine Wiedereröffnung der Banken, sagt er der Nachrichtenagentur Reuters. Es werde zudem versucht, über das Wochenende die Lage am Flughafen von Kabul zu verbessern.
  • 8/21/2021 4:39:37 PM   Martin Franke
    Laut einem Bericht der amerikanischen Nachrichtenagentur AP zwingen mutmaßliche Drohungen des „Islamischen Staats“ (IS) das amerikanische Militär, neue Wege für die Rettung von Menschen aus Kabul zu finden. Das schrieb die AP-Reporterin Darlene Superville, die aus dem Weißen Haus berichtet, am Samstag auf Twitter. Der IS ist seit mehreren Jahren auch in Afghanistan aktiv, spielte bei dem Vormarsch der Taliban bislang aber keine größere Rolle.
  • 8/21/2021 5:02:37 PM   Tobias Müller

    Bei der Evakuierungs-Mission in Afghanistan fertigen die amerikanischen Streitkräfte am Flughafen Kabul an den verschiedenen Eingängen nach eigenen Angaben weiterhin Menschen ab. Eingangstore seien in den vergangenen 24 Stunden nur kurzfristig geschlossen worden, damit „die richtigen Leute“ passieren konnten, sagte US-Generalmajor William Taylor am Samstag im Pentagon. Nicht erklären konnten Taylor und Pentagon-Sprecher John Kirby, warum die US-Botschaft in Kabul US-Bürgern am Samstag geraten hatte, nicht zum Flughafen zu fahren. Kirby verwies aber darauf, dass die Lage rund um den Flughafen nicht stabil sei und sich ständig ändere.

    Kirby sagte, es gebe „eine geringe Anzahl“ von Amerikanern, die auf dem Weg zum Flughafen in den vergangenen Tagen von Taliban drangsaliert oder geschlagen worden seien. Das gelte auch für afghanische Unterstützer des US-Einsatzes. Die meisten Amerikaner würden aber durch die Checkpoints der Taliban gelassen. Die Zuständigen bei den Taliban seien über die Zwischenfälle informiert worden. Die militanten Islamisten haben nach Darstellung der US-Regierung zugesagt, Amerikaner passieren zu lassen. „Es hat den Anschein, dass nicht alle Taliban-Kämpfer die Botschaft verstanden haben oder sich entschlossen haben, sie zu befolgen“, sagte Kirby.

  • 8/21/2021 6:03:08 PM   Tobias Müller

    Sicherheitspolitik: Der Schutz Europas ist nicht genug

    Afghanistan bietet zwar einige Lektionen, sollte aber von den EU-Staaten nicht dazu genutzt werden, um fortan alle internationalen Interventionen abzulehnen. Die Union muss ein globaler Krisenmanager sein. Ein Gastbeitrag von Tobias Pietz.
  • 8/21/2021 7:39:36 PM   Tobias Müller
    Die amerikanische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben inzwischen rund 2300 Menschen aus Afghanistan nach Ramstein ausgeflogen. Seit Freitagabend seien im Rahmen des Einsatzes „Operation Allies Refuge“ 17 C-17-Maschinen auf dem Flugplatz gelandet, heißt es in einer Erklärung weiter.
  • 8/21/2021 7:45:27 PM   Tobias Müller

    Afghanistan-Krise: Die Taliban und die Frauen

    Im zweiten „Emirat“ scheint manches anders als im Jahr 1996. Doch so viel ist klar: Auf Rachemorde werden die Islamisten nicht verzichten.
  • 8/21/2021 8:03:10 PM   Tobias Müller

    Die Evakuierung von Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul durch die Bundeswehr ist inmitten chaotischer Verhältnisse am Flughafen ins Stocken geraten. Zwei am Samstag gestartete deutsche Flieger konnten zunächst nur sieben beziehungsweise acht Personen nach Usbekistan bringen, wie die Bundeswehr auf Twitter mitteilte.

    Bei einem späteren Bundeswehr-Transporter gingen dann wieder deutlich mehr Schutzbedürftige an Bord – er flog 205 Menschen aus dem von den militant-islamistischen Taliban eroberten Land aus. Der nächste Flieger am Abend hob allerdings mit gerade 20 Menschen ab. Die Lage in Kabul gestalte sich weiterhin schwierig, so die Bundeswehr.

  • 8/21/2021 8:07:38 PM   Tobias Müller
    Die Bundeswehr lässt auf Twitter den Technischen Ladungsmeister einer der Transport-Maschinen zu Wort kommen, mit denen derzeit die Evakuierungs-Flüge durchgeführt werden:
     
  • 8/21/2021 9:04:32 PM   Tobias Müller

    Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat eine massive Fehleinschätzung der Bundesregierung angesichts des Vormarschs der Taliban in Afghanistan eingeräumt. „Noch zu Beginn der letzten Woche hat niemand in der internationalen Gemeinschaft damit gerechnet, dass Kabul bereits am Ende der Woche kampflos fallen würde“, schrieb Kramp-Karrenbauer in einem der Nachrichtenagentur dpa vorliegenden Brief an Abgeordnete des Bundestags. Zuerst hatte das Magazin „Der Spiegel“ darüber berichtet.

    „Unsere Lageeinschätzung war falsch, unsere Annahmen über die Fähigkeiten und die Bereitschaft zum afghanischen Widerstand gegen die Taliban zu optimistisch.“ Ähnlich hatten sich Außenminister Heike Maas (SPD) und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am 16. August geäußert, dem Tag nach der Einnahme Kabuls durch die Taliban.

    Kramp-Karrenbauer schrieb, die Ausreise der Ortskräfte vor dem Abzug der Bundeswehr sei geplant gewesen, aber an Pass- und Visaanforderungen gescheitert. Der Generalinspekteur habe auf seinem letzten Flug nach Afghanistan vom 16. auf den 17. Juni Visa mitgenommen, so dass fast 2000 Ortskräfte der Bundeswehr mit ihren Familienangehörigen bis vergangenen Freitag einreisen konnten.

    Eine Ausreise weiterer Ortskräfte sei dadurch behindert worden, dass die vom Auswärtigen Amt beauftragte Internationale Organisation für Migration (IOM) ihre Leistung vor Ort nicht habe erbringen können und dass die afghanische Regierung bis zuletzt auf Reisepässen bestanden habe. Anders als bei Ortskräften der Bundeswehr habe zudem die Tätigkeit von Ortskräften des Auswärtigen Amts und des Entwicklungsministeriums nicht mit dem Abzug der Bundeswehr geendet, so Kramp-Karrenbauer.

  • 8/21/2021 9:41:13 PM   Tobias Müller
    Die Bundeswehr hat mittlerweile mehr als 2130 Menschen aus Kabul evakuiert. Insgesamt seien bislang 2134 schutzbedürftige Personen von der Bundeswehr aus Afghanistan ausgeflogen worden, twitterte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr am späten Samstagabend.
     
  • 8/21/2021 11:34:19 PM   Ulrike Putz
    Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hält es für unmöglich, bis Ende August alle Ortskräfte der USA und anderer Nato-Staaten aus Afghanistan auszufliegen. „Die Amerikaner wollen bis Ende des Monats 60.000 Menschen ausfliegen. Das ist mathematisch unmöglich“, sagte Borrel am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Er machte die strengen Kontroll- und Sicherheitsmaßnahmen des US-Militärs am Kabuler Flughafen mitverantwortlich für die schleppende Evakuierung.
     
    „Das Problem ist der Zugang zum Flughafen“, sagte Borrell. „Die Kontroll- und Sicherheitsmaßnahmen der Amerikaner sind sehr streng.“ Die EU habe sich bei der US-Regierung bereits darüber „beschwert“, berichtete der EU-Chefdiplomat. „Wir haben sie gebeten, mehr Flexibilität zu zeigen.“ Afghanische Ortskräfte der EU, die das Land verlassen wollten, hätten Schwierigkeiten auf das Flughafengelände zu gelangen.
     
    Borrell schloss sich zugleich den Forderungen mehrerer Nato-Staaten an, den Evakuierungseinsatz des US-Militärs am Kabuler Flughafen über Ende August hinaus zu verlängern. „Wenn die Amerikaner am 31. August abziehen, haben die Europäer nicht die militärische Kapazität, den Militärflughafen zu besetzen und zu sichern, und die Taliban werden die Kontrolle übernehmen“, warnte Borrell.
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    Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell fordert die Verlängerung des Rettungseinsatz in Afghanistan über Ende August hinaus. (Foto: dpa)

  • 8/22/2021 12:09:04 AM   Ulrike Putz
    Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan fordern die Christdemokraten im Euopaparlament eine Aufnahme von Geflüchteten in der Region. „Wer möglichen Flüchtlingen helfen will, der muss den Nachbarländern rasch und unkompliziert helfen“, sagte der EVP-Vorsitzende Manfred Weber am Wochenende den Funke-Zeitungen. Dazu sei die EU bereit.
     
    Zugleich nahm der CSU-Politiker die Regierung in Ankara in die Pflicht. „Die Türkei muss ihren Verpflichtungen zur Grenzsicherung nachkommen“, forderte er. Das sei Voraussetzung für die Erneuerung der Finanzzusagen der EU.
     
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) telefonierte am Samstagnachmittag mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Dabei sei es um die Lage in Afghanistan gegangen, teilte das Bundespresseamt mit. Zudem hätten sie zudem eine enge Zusammenarbeit bei der Unterstützung der Arbeit internationaler Organisationen in Afghanistan und seinen Nachbarstaaten vereinbart, insbesondere des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen.
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    Für Menschen, die wie diese Frauen aus Afghanistan ausgeflogen wurden, fordert der EVP-Vorsitzende Manfred Weber unkomplizierte Hilfe. (Foto: dpa)
  • 8/22/2021 12:10:50 AM   Ulrike Putz
    Die Europäische Kommission hat die EU-Länder aufgerufen, sich auf mögliche Fluchtbewegungen aus Afghanistan vorzubereiten. „Wir müssen auf verschiedene Szenarien vorbereitet sein“, sagte EU-Innenkommissarin Ylva Johansson der Zeitung Welt am Sonntag. Die Situation in Afghanistan sei instabil. Johansson fügte hinzu: „Wir sollten nicht die gleichen Fehler wie 2015 machen. Wir sollten nicht warten, bis die Menschen an den EU-Außengrenzen stehen.“
     
    Dies bedeute, dass man die Afghanen innerhalb des Landes und in den Nachbarländern unterstützen müsse. Dazu gehöre auch die Türkei, so die Politikerin aus Schweden. Sie rief die EU-Staaten auf, mehr Flüchtlinge aus Afghanistan auf sicherem Weg aufzunehmen. Brüssel sei bereit, die Umsiedlungsprogramme stärker zu unterstützen: „Wir möchten nicht, dass sich Menschen aufmachen zu gefährlichen Reisen, bei denen Menschenschmuggler die Not der Menschen ausnutzen.“
  • 8/22/2021 1:40:20 AM   Ulrike Putz
    Die US-Regierung warnt amerikanische Fluglinien, sie könnten angewiesen werden, sich an der Evakuierung der Flüchtenden aus Afghanistan zu beteiligen. Zwei Offizielle, die anonym bleiben wollten, sagten Reuters am Samstag, man habe den Fluglinien am Freitag eine Warnung geschickt. Die Maschinen der Fluglinien würden jedoch nicht nach Afghanistan fliegen, sondern die Evakuierten von Stützpunkten im Nahen Osten und in Deutschland abholen.
  • 8/22/2021 2:52:45 AM   Ulrike Putz
    Die Bundesregierung hat seit Beginn des internationalen Militäreinsatzes in Afghanistan vor knapp 20 Jahren den Export von Kriegswaffen und anderen Rüstungsgütern für mehr als 400 Millionen Euro in das Land genehmigt. Der weitaus größte Teil wurde an die Streitkräfte der Nato-Verbündeten, an Botschaften oder an die Vereinten Nationen geliefert, darunter Panzer, gepanzerte Fahrzeuge sowie Handfeuerwaffen wie Gewehre und Maschinenpistolen. An afghanische Sicherheitskräfte ging nur ein geringer Teil. Das geht aus den jährlichen Rüstungsexportberichten der Regierung und einer aktuellen Aufstellung des Bundeswirtschaftsministeriums hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
     
    Der ab 2003 von der Nato geführte Einsatz internationaler Truppen in Afghanistan hatte Ende 2001 nach der verheerenden Anschlagsserie mit mehr als 3000 Toten am 11. September desselben Jahres begonnen. Von Anfang an waren Bundeswehrsoldaten dabei.
     
    Seit Anfang 2002 bis heute wurden Rüstungsexporte für 418,8 Millionen Euro in das zentralasiatische Land genehmigt. Die letzten Ausfuhrerlaubnisse wurden noch in diesem Jahr erteilt: Es ging um besonders geschützte Geländewagen für die Nato und den Internationalen Währungsfonds (IWF) im Wert von zusammen 2,8 Millionen Euro. Nach einer Antwort des Wirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Sevim Dagdelen war Afghanistan noch in dieser Legislaturperiode mit 29,8 Millionen Euro unter den zehn größten Empfängern deutscher Rüstungsgüter unter den Entwicklungsländern.
     
    Nur ein kleiner Teil der Exporte ging an afghanische Sicherheitskräfte oder andere staatliche Stellen, vor allem besonders geschützte Fahrzeuge, Minenräumgeräte, Container, Schutzausrüstung wie Westen oder Helme oder Kommunikationsgeräte. Genau beziffert wird der Anteil vom Bundeswirtschaftsministerium allerdings nicht. Völlig unklar ist, in welchem Umfang deutsche Rüstungsgüter in die Hände der Taliban gefallen sind.
     
    Die Linken-Außenpolitikerin Dagdelen forderte die Bundesregierung zu Konsequenzen auf. „Eine Lehre aus dem Fiasko in Afghanistan muss sein, die Waffenexporte in den Vorderen und Mittleren Osten sofort zu stoppen“, sagte sie. Nur so könne verhindert werden, dass Waffen in die Hände von Islamisten gerieten.

  • 8/22/2021 2:53:23 AM   Ulrike Putz
    Australien fliegt in der Nacht zum Sonntag mehr als 300 Personen aus Kabul aus. Darunter seien nicht nur Australier und Afghanen mit Visa, sondern auch Neuseeländer, Amerikaner und Briten, sagte Premierminister Scott Morrison im Fernsehen.
  • 8/22/2021 3:11:43 AM   Ulrike Putz
    Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat den Rückzug der US-Streitkräfte aus Afghanistan als die größte außenpolitische Demütigung in der Geschichte der Vereinigten Staaten bezeichnet. „Dies ist kein Rückzug. Das war eine totale Kapitulation“, rief Trump vor Anhängern in Cullman im Bundesstaat Alabama.
     
    Trump machte erneut US-Präsident Joe Biden für den Fall Afghanistans an die radikal-islamischen Taliban verantwortlich. Der Abzug der USA, der den Zusammenbruch auslöste, war allerdings noch von seiner eigenen Regierung mit den Taliban ausgehandelt worden. „Bidens verpfuschter Abzug aus Afghanistan ist die erstaunlichste Zurschaustellung grober Inkompetenz durch den Führer einer Nation, vielleicht aller Zeiten“, sagte Trump auf der Veranstaltung.
     
    Die Taliban, mit denen er verhandelt habe, hätten ihn respektiert. Wäre er noch im Amt gewesen, hätte die schnelle Übernahme Afghanistan durch die Taliban nicht stattgefunden. „Wir hätten das Land mit Ehre verlassen können. Stattdessen verlassen wir es nun mit dem Gegenteil von Ehre.“
     
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    Ex-Präsident Donald Trump macht US-Präsident Joe Biden für die Machtübernahme der radikalislamischen Taliban verantwortlich. (Foto: dpa)
  • 8/22/2021 3:13:57 AM   Ulrike Putz
    Der frühere britische Premierminister Tony Blair hat dem Westen vorgeworfen, Afghanistan im Stich gelassen zu haben. „Das Imstichlassen von Afghanistan und seines Volkes ist tragisch, gefährlich, unnötig, nicht in ihrem Interesse und nicht in unserem“, schrieb Blair in einem am Samstag auf der Website seines Instituts veröffentlichten Beitrag.
     
    Die US-Motive für den Truppenabzug aus dem Land bezeichnete der Ex-Premier, während dessen Amtszeit Großbritannien an der Seite der USA in den Afghanistan-Krieg gezogen war, als „idiotisch“: „Wir taten das in Gefolgschaft eines idiotischen politischen Slogans über ein Ende der „Forever Wars“ – als ob unser Einsatz 2021 auch nur entfernt mit unserem Einsatz vor 20 oder zehn Jahren vergleichbar gewesen wäre.“ US-Präsident Joe Biden hatte den Begriff „Forever Wars“ (etwa: Ewige Kriege) im vergangenen Jahr mehrfach während des Wahlkampfs genutzt.
     
    Der Abzug aus Afghanistan lasse „jede Dschihadistengruppe auf der ganzen Welt jubeln“, schrieb Blair weiter. Russland, China und der Iran würden ihre Vorteile aus dem Schritt ziehen. „Jeder, dem von westlichen Führern Zusicherungen gemacht werden, wird diese verständlicherweise als unsichere Währung ansehen.“
  • 8/22/2021 4:47:23 AM   Ulrike Putz
    Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz ist gegen die Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan in seinem Land. Dazu werde es in seiner Amtszeit nicht kommen, sagt er dem TV-Sender Puls 24. Österreich habe bereits früher einen unverhältnismäßig großen Beitrag zur Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan geleistet. In einer Statistik des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR werden Österreich mehr als 40.000 afghanische Flüchtlinge zugerechnet. Das ist die zweithöchste Zahl in Europa nach Deutschland mit 148.000. Kurz fordert laut vorab veröffentlichten Interview-Auszügen, dass die aus Afghanistan fliehenden Menschen in der Region bleiben sollten. So hätten Turkmenistan und Usbekistan bislang nur ganz wenige aufgenommen.
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    Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz hat sich gegen die Aufnahme von afghanischen Flüchtlingen ausgesprochen. (Foto: dpa)
  • 8/22/2021 5:06:41 AM   Ulrike Putz
    Der Großteil der humanitären Helfer will seine Arbeit in Afghanistan auch nach der Machtübernahme der Taliban fortsetzen. Alle Organisationen der Vereinten Nationen (UN), wie etwa das Flüchtlingshilfswerk (UNHCR), wollen nach Informationen der Zeitung Welt am Sonntag weiter in dem krisengebeutelten Land bleiben. Nach Angaben des UN-Informationsbüros in Genf handle es sich dabei um etwa 300 ausländische und rund 3000 einheimische Mitarbeiter. „In vielen Provinzen wurden wir von den Taliban gebeten, dass wir bleiben und unsere nachweislich erfolgreiche Arbeit für Kinder fortsetzen“, so das Kinderhilfswerk Unicef gegenüber der Zeitung.
     
    Laut Einschätzung des UN-Büros in Kabul in dem Bericht wollen auch die meisten der über 150 nichtstaatlichen Hilfsorganisationen (NGOs) vor Ort bleiben. Dies betreffe mehrere Tausend Mitarbeiter.
     
    Nach Angaben von Unicef würden – unabhängig von den politischen Entwicklungen – bereits fast zehn Millionen Mädchen und Jungen in Afghanistan humanitäre Hilfe benötigen. Das Welternährungsprogramm (WFP) habe alleine in dieser Woche 80.000 Menschen mit Essen versorgen können. Insgesamt konnten 400.000 Flüchtlinge innerhalb des Landes verpflegt werden, so die Organisation gegenüber der dpa. Aktivitäten der Organisation mussten in einigen Gegenden kurzzeitig wegen Kämpfen und Gewalt unterbrochen werden. Die Hilfslieferungen sollen nach Angaben einer Sprecherin kommende Woche wieder fortgesetzt werden.
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    Das Kinderhilfswerk Unicef sagt, dass die Taliban es in vielen Provinzen gebeten habe, seine Arbeit weiterzumachen. (Foto: dpa)
  • 8/22/2021 5:35:56 AM   Ulrike Putz
    Augenzeugen berichten, die Taliban hätten eine Art Ordnung rund um den Flughafen von Kabul hergestellt. Sie verhinderten Menschenansammlungen rund um den Flughafen und sorgten für ordentliche Warteschlangen außerhalb der Flughafentore. Am frühen Sonntagmorgen gebe es zwar lange Menschenschlangen, aber kein Durcheinander oder Gewalt. Seit dem vergangenen Sonntag sind nach Aussagen von NATO-Offiziellen und der Taliban am Flughafen 12 Menschen erschossen oder zu Tode getrampelt worden.
  • 8/22/2021 6:56:27 AM   Anna-Lena Ripperger

    Die Afghanistan-Direktorin des Welternährungsprogramms (WFP) der Vereinten Nationen warnt angesichts der Entwicklung in dem Land vor einer „humanitären Katastrophe“. Mary-Ellen McGroarty forderte nach der Machtübernahme der Taliban eine enge Abstimmung innerhalb der internationalen Gemeinschaft. „Andernfalls wird sich eine ohnehin schon schreckliche Situation zu einer absoluten Katastrophe entwickeln“, sagte sie der britischen Sonntagszeitung The Observer.

    Das WFP schätzt, dass von den etwa 38 Millionen Menschen in Afghanistan heute schon 14 Millionen nicht genug zu essen haben. Das Land wird auch von einer schweren Dürre geplagt. „Wir müssen Unterstützung ins Land bringen – nicht nur Nahrung, auch medizinische Unterstützung und Schutz. Wir brauchen Geld, und wir brauchen es jetzt", äußerte McGroarty. Falls nicht innerhalb von sechs oder sieben Wochen Hilfe eintreffe, werde es zu spät sein – viele Straßen seien dann durch Schnee nicht mehr passierbar.

  • 8/22/2021 7:14:33 AM   Anna-Lena Ripperger

    In Kabul sind im Gedränge rund um den Flughafen nach Angaben der britischen Regierung sieben Menschen ums Leben gekommen. „Unsere Gedanken sind bei den Familien von sieben afghanischen Zivilisten, die tragischerweise in der Menge in Kabul gestorben sind“, hieß es in einem Statement des Verteidigungsministeriums.

    Zuvor hatte bereits ein Korrespondent des britischen Senders Sky News von chaotischen Szenen vor den Toren des Flughafens berichtet, bei denen Menschen am Samstag „gequetscht“ worden seien. Viele seien dehydriert und verzweifelt gewesen. Seinem Bericht zufolge konnten Sanitäter bei mehreren Menschen keine Lebenszeichen mehr feststellen, woraufhin diese in weiße Tücher gehüllt worden seien.

    Seit der Machtübernahme der Taliban versuchen täglich zahlreiche Afghanen und ausländische Staatsbürger, sich Zutritt zum Flughafen der Hauptstadt zu verschaffen, um mit einem der Evakuierungsflüge dem Land zu entkommen. Die deutsche und die amerikanische Botschaft in Kabul rieten ihren Staatsbürgern am Samstag von Versuchen ab, den Flughafen zu erreichen.

  • 8/22/2021 8:12:06 AM   Anna-Lena Ripperger
    Obwohl es Donald Trump war, der mit den Taliban verhandelte und den Truppenabzug versprach, sehen die Republikaner den neuen amerikanischen Präsidenten Joe Biden als Schuldigen an. Die Gelegenheit ist günstig, berichtet Frauke Steffens aus New York:
  • 8/22/2021 8:25:11 AM   Anna-Lena Ripperger
    Spanien stellt zwei Militärstützpunkte im Süden des Landes zur Erstaufnahme von Afghanen zur Verfügung, die für die amerikanische Regierung gearbeitet haben. Das vereinbarten der amerikanische Präsident Joe Biden und der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez in einem Telefonat, wie die Regierung in Madrid mitteilte. Die Afghanen sollen dann von den Stützpunkten Moron de la Frontera nahe Sevilla sowie Rota nahe Cadiz in andere Länder gebracht werden.
  • 8/22/2021 9:40:21 AM   Anna-Lena Ripperger

    Den Menschen in Kabul geht zunehmend das Bargeld aus. Einwohner berichteten der Deutschen Presse-Agentur, die Geldautomaten in der Stadt seien praktisch leer. Banken und auch der Geldwechslermarkt seien seit einer Woche geschlossen. „Alle in der Stadt beschweren sich mittlerweile, dass sie kein Geld abheben können“, sagte ein Bewohner.

    Ein Mann sagte dem lokalen TV-Sender Tolo News, seine Bank habe zudem eine Obergrenze für Abhebungen eingeführt. Wenn denn ein Geldautomat doch noch befüllt sei, könne man nur 10.000 Afghani (rund 100 Euro) abheben. Viele fürchteten, dass sie angesichts der aktuellen Krise überhaupt nicht mehr an ihr Geld kommen.

    Auf der Facebook-Seite des Finanzministeriums hieß es in der Nacht zu Sonntag, die Zentralbank, private Banken und andere Finanzinstitutionen nähmen bald wieder ihren Betrieb auf. Gleichzeitig wurde das „technische Personal“ des Ministeriums aufgerufen, zur Arbeit zurückzukehren. Andere Ministeriumsmitarbeiter sollten eine Entscheidung der Finanzkommission der Taliban abwarten. Es hieß zudem, alle zivilen Staatsangestellten würden ab dem Beginn der „neuen islamischen Regierung“ wieder wie früher bezahlt werden.

  • 8/22/2021 12:18:24 PM   Tobias Schrörs
    Die Taliban haben eigenen Angaben zufolge eine „Arbeitsbeziehung“ mit den Vereinigten Staaten bezüglich der Sicherheitsvorkehrungen am Flughafen in Kabul. Das sagte ein Mitglied der Kulturkommission der Taliban, Abdul Kahar Balchi, dem Fernsehsender Al-Dschasira am Sonntag. Demnach seien die Posten außerhalb des Flughafengeländes, wo sich seit Tagen Tausende Menschen drängen, unter Kontrolle der Islamisten, jene innerhalb kontrollierten die amerikanischen Streitkräfte. „Sie stehen in ständigem Kontakt miteinander“, sagte der Sprecher weiter.
     
    Es sei sehr „bedauerlich“, dass die Menschen nun derart zum Flughafen eilen, sagte er. Die Angst vor den Taliban und möglichen Repressionen sei unbegründet, weil die Islamisten eine Generalamnestie erlassen hätten, auch für die Sicherheitskräfte. Allerdings hieß es jüngst in einem für die Vereinten Nationen erstellten Bericht, dass die Taliban gezielt auf der Suche nach bestimmten Personen seien, vor allem jenen, die wichtige Positionen im Militär, der Polizei oder anderen Ermittlungsbehörden hatten. Sie drohten offen auch mit Repressalien gegen deren Familien.
     
    Balchi sagte weiter, die Taliban hätten nicht vorgehabt, Kabul zu betreten. Sie hatten vielmehr geplant, davor eine politische Lösung zu finden und eine Regierung auch mit anderen Kräften aufzustellen. Er sagte zudem, alle Menschen seien von dem Tempo der Entwicklungen überrascht gewesen.
  • 8/22/2021 1:09:45 PM   Anna-Lena Ripperger

    Der angekündigte Sondergipfel der G-7-Staaten zur brisanten Lage in Afghanistan soll an diesem Dienstag stattfinden. „Ich werde die Staats- und Regierungschefs der G7 am Dienstag zu dringenden Gesprächen über die Lage in Afghanistan einberufen“, twitterte der britische Premierminister Boris Johnson. Großbritannien hat derzeit den Vorsitz in der Runde der führenden westlichen Industrienationen inne. Neben Deutschland und Großbritannien gehören auch Frankreich, Italien, Kanada, Japan und die Vereinigten Staaten dazu.

    Angesichts der Machtübernahme der Taliban wollen die Staats- und Regierungschefs der G-7-Staaten in der kommenden Woche bei einer Videokonferenz über das weitere Vorgehen beraten. Es sei entscheidend, dass die internationale Gemeinschaft zusammenarbeite, um sichere Evakuierungen zu gewährleisten und eine humanitäre Katastrophe zu verhindern, schrieb Johnson.

    Premierminister Boris Johnson (Foto: AP)

  • 8/22/2021 1:38:28 PM   Tobias Schrörs
    Der britische Evakuierungseinsatz in Kabul geht nach Angaben der britischen Regierung voran. In den vergangenen 24 Stunden seien 1721 Menschen in acht Maschinen der Royal Air Force ausgeflogen worden, teilte ein Staatssekretär des Verteidigungsministeriums am Sonntag mit. Anders als am Vortag gelinge es nun besser, geordnete Schlangen zu bilden, die Wartenden auf den Flughafen zu bringen und die Flüge zu koordinieren. Das liege auch daran, dass die Taliban dies nicht blockierten.

    Die Regierung rief daher am Sonntag berechtigte britische Staatsbürger und Ortskräfte wieder auf, zum Flughafen zu kommen. Die Lage könne sich zwar wieder ändern, aber wenn sie bleibe wie aktuell, könne man eine große Anzahl an Menschen ausfliegen.
  • 8/22/2021 1:41:08 PM   Tobias Schrörs
    Hunderte Demonstranten haben im Berliner Regierungsviertel mehr Hilfe für Schutzsuchende aus Afghanistan gefordert. Das berichtet der Evangelische Pressedienst. Neben der Aufrechterhaltung der Luftbrücke zur Evakuierung müssten innerhalb Afghanistans Fluchtwege zum Flughafen Kabul für Gefährdete geschaffen werden, hieß es bei den Protesten am Sonntag. In Deutschland müsse Flüchtlingsschutz gewährt und Familiennachzug unbürokratisch und schnell möglich gemacht werden.
     
    Die Polizei sprach am Sonntagnachmittag von rund 1700 Teilnehmern bei der Auftaktkundgebung in der Nähe des Kanzleramtes. Im Anschluss war eine Demonstration zum Auswärtigen Amt geplant.
  • 8/22/2021 2:00:44 PM   Tobias Schrörs
    In Rheinland-Pfalz sind am Wochenende die ersten 200 Menschen eingetroffen, die aus Afghanistan in Sicherheit gebracht wurden. Nach Angaben des Integrationsministeriums wurden sie in die Aufnahmeeinrichtung des Landes für Asylbegehrende in Bitburg gebracht. „Die Evakuierten haben eine lange und kräftezehrende Reise hinter sich“, sagte Integrationsministerin Katharina Binz (Grüne) am Sonntag. Nun sollten sie erst einmal zur Ruhe kommen.
  • 8/22/2021 2:02:58 PM   Tobias Schrörs
    Die amerikanische Regierung hat Medienberichte über die Gefahr eines Anschlags der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) am Flughafen Kabul oder in der Umgebung bestätigt. „Die Bedrohung ist real, sie ist akut, sie ist anhaltend“, sagte der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan am Sonntag im Fernsehsender CNN. „Wir arbeiten intensiv mit unseren Geheimdiensten zusammen, um herauszufinden, woher ein Angriff kommen könnte.“ Man nehme die Warnungen „absolut todernst“. Die Taliban und der regional aktive Zweig des IS sind verfeindet und haben in der Vergangenheit gegeneinander gekämpft.
  • 8/22/2021 2:15:23 PM   Tobias Schrörs
    Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hat sich für einen Untersuchungsausschuss zu Afghanistan ausgesprochen. Dies müsse aufgearbeitet werden, sagte die Parteichefin am Sonntag im ARD-Sommerinterview in einer Passage, in der es um die chaotischen Zustände rund um die Evakuierung ausländischer Staatsbürger und lokaler Mitarbeiter ausländischer Truppen und Organisationen ging. Der Ausschuss müsse kommen, unabhängig davon, wer die nächste Bundesregierung anführe.
  • 8/22/2021 3:07:34 PM   Tobias Schrörs
    Die Vereinigten Staaten haben eine Beteiligung ziviler Fluggesellschaften an ihrer Rettungsaktion für Zehntausende Staatsbürger und Afghanen aus Kabul angeordnet. Wie das Pentagon am Sonntag mitteilte, aktivierte Verteidigungsminister Lloyd Austin in einem äußerst seltenen Schritt die sogenannte zivile Reserve-Luftflotte (CRAF). Demnach sollen 18 Passagierflugzeuge von amerikanischen Fluggesellschaften wie Delta und American Airlines die Armee beim Weitertransport von aus Kabul geretteten Menschen unterstützen.
     
    An dem amerikanischen Evakuierungseinsatz sind bereits dutzende amerikanische Militärmaschinen beteiligt, die Schutzbedürftige aus Kabul zu Luftstützpunkten in der Golfregion sowie zur amerikanischen Luftwaffenbasis Ramstein in Rheinland-Pfalz bringen. Die Flugzeuge der privaten Fluggesellschaften sollen nach Angaben des Pentagon beim Weitertransport der Geretteten von den Luftstützpunkten in Bahrain, Qatar und den Vereinigten Arabischen Emiraten in ihre Zielländer helfen.
     
    Gerettet: Bild von der US-Luftwaffenbasis im pfälzischen Ramstein (Foto: EPA)

  • 8/22/2021 4:54:07 PM   Tobias Schrörs
    Die Taliban sind nach Angaben des russischen Botschafters in Kabul zur Verhandlung mit ihren Gegnern in der letzten noch nicht eroberten afghanischen Provinz Pandschir bereit. Botschafter Dmitri Schirnow sagte im russischen Staatsfernsehen, die Taliban hätten ihn gebeten, den Anführern und den Menschen im Pandschir-Tal eine Botschaft zu überbringen. Die Taliban hofften, „eine friedliche Lösung für die Situation zu finden, zum Beispiel durch eine politische Vereinbarung. Die Taliban wollen kein Blutvergießen und sind zum Dialog bereit.“

    Die Provinz Pandschir konnte von den Taliban auch während ihrer ersten Herrschaft zwischen 1996 und 2001 nicht erobert werden. Das lag neben dem erbitterten Widerstand der Nordallianz auch an der geografischen Lage, der Eingang zum Tal ist eng und gut zu verteidigen. Während die Islamisten in den vergangenen Monaten alle anderen Provinzen unter ihre Kontrolle brachten, gab es nur vereinzelte Angriffe auf Pandschir.
  • 8/22/2021 5:25:59 PM   Tobias Schrörs
    Italien will bei seiner Evakuierung früherer afghanischer Mitarbeiter und ihrer Familien insgesamt ungefähr 2500 Afghanen aus Kabul ausfliegen. Das sagte Außenminister Luigi Di Maio am Sonntag beim sogenannten Meeting di Rimini. Bei diesem Treffen mit katholischem Hintergrund sprechen Politiker, Geistliche, Verbände und Organisationen zu verschiedensten Themen. 1600 Menschen seien bereits über die Luftbrücke des italienischen Militärs aus Afghanistan geholt worden, erklärte der per Video zugeschaltete Di Maio weiter.
     
    Italien und die internationale Gemeinschaft müssen nach Meinung Di Maios außerdem verhindern, dass Afghanistan zu einem „Paradies für den Terrorismus“ wird. Es sei zudem wichtig, gegen den Drogenhandel und die Produktion von Opium dort vorzugehen.
     
    Mit Blick auf einen möglichen G-20-Sondergipfel sagte der italienische Außenminister, Italien setze sich weiter dafür ein, dass in den kommenden Wochen ein solches Treffen einberufen werde. Italien hält derzeit den G-20-Vorsitz. Dort könnten auch Länder wie Indien, China und Russland mit einbezogen werden, die wichtig für die Afghanistan-Strategie seien, hob Di Maio hervor.

  • 8/22/2021 5:51:50 PM   Tobias Schrörs
    Nach ihrer Machtübernahme in Afghanistan wollen die Taliban nun auch das als Widerstandshochburg bekannte Pandschirtal in ihre Gewalt bringen. "Hunderte Kämpfer" seien auf dem Weg in die Provinz Pandschir, "um sie unter Kontrolle zu bringen, nachdem örtliche Regierungsvertreter sich geweigert haben, sie friedlich zu übergeben", schrieben die Taliban am Sonntag auf Twitter.
     
    Das Pandschirtal ist eine der wenigen Regionen in Afghanistan, die sich nach dem Eroberungsfeldzug der Taliban noch der Kontrolle der Islamisten entziehen. Das Tal gilt als Hochburg des Widerstandes, weil es weder von sowjetischen Soldaten noch von den Taliban eingenommen worden war. Ahmed Massud, der Sohn eines berühmten Taliban-Gegners und Kriegsherrn, versucht derzeit, dort eine Widerstandsgruppe aufzubauen. Ihr sollen auch ehemalige Angehörige der afghanischen Streitkräfte angehören, die wegen des Vormarschs der Taliban nach Pandschir geflohen waren.
     
    Es solle eine Truppe von 9000 Kämpfern entstehen, sagte der Sprecher der Anti-Taliban-Einheiten, Ali Maisam Nasari, der Nachrichtenagentur AFP. Bei einem Militärtraining der Gruppe waren am Samstag dutzende Rekruten und mehrere gepanzerte Geländewagen zu sehen. Massud warnte die Taliban am Sonntag vor einer Offensive im Pandschirtal. "Die Taliban werden nicht lange überleben, wenn sie diesen Weg weiter beschreiten", sagte er im Fernsehsender Al-Arabija. "Wir sind bereit, Afghanistan zu verteidigen, und wir warnen vor einem Blutvergießen."
  • 8/22/2021 7:01:24 PM   Martin Franke

    Kolumne „Import Export“: Millionen Frauen unter dem Terror der Taliban

    Frauenrechte sind Menschenrechte. Sie sollten in Afghanistan nicht auf dem Scheiterhaufen des Kulturrelativismus und der Ignoranz geopfert werden. Der Westen hat die Frauen verraten.

  • 8/22/2021 7:30:21 PM   Moritz Grimmig

    Die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, spricht sich für die Aufnahme von mehr als 50.000 Flüchtlingen aus Afghanistan in Deutschland aus. Im ARD-Sommerinterview „Bericht aus Berlin“ forderte sie am Sonntagabend außerdem, schnellstmöglich eine Afghanistan-Konferenz mit den G-7-Staaten, Russland und den Anrainer-Staaten von Afghanistan einzuberufen: „Die Anrainer-Staaten braucht man, um darüber zu klären: Wie können Menschen, die jetzt Panik haben, dass die ganze Familie getötet wird, wirklich in Sicherheit gebracht werden?“ Zu den Anrainerstaaten Afghanistans zählen Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan und Pakistan. Auch China teilt sich einen kleinen Grenzstreifen mit Afghanistan. 
       
    Dabei seien diese Nachbarstaaten zum Teil durchaus problematisch, ergänzte die Politikerin im Social Media Format „Frag selbst“. Man müsse Staaten wie zum Beispiel Qatar klar machen: „Wenn ihr weiter die Taliban unterstützt, zu massiven Menschenrechtsverletzungen beitragt, dann können wir nicht bei euch demnächst Fußball spielen.“ In Qatar soll im kommenden Jahr die Fußball-WM stattfinden.

  • 8/22/2021 8:52:09 PM   Moritz Grimmig
    Die USA haben nach Angaben von Präsident Joe Biden die Sicherheitszone um den Flughafen von Kabul vergrößert. Die Taliban hätten sich dabei kooperativ gezeigt, sagt Biden vor Journalisten.

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    Joe Biden spricht am Sonntag im Weißen Haus zur Lage in Afghanistan. (Foto: AFP)
  • 8/22/2021 9:57:38 PM   Moritz Grimmig

    Bei der Evakuierungsaktion der Bundeswehr ist ein weiterer Flieger mit 213 Schutzbedürftigen an Bord aus Kabul gestartet. Das teilte die Bundeswehr am Sonntagabend auf Twitter mit. Der Militärtransporter des Typs A400M machte sich auf den Weg ins usbekische Taschkent. Er hatte auf dem Hinflug Hilfsgüter zum Flughafen Kabul gebracht.

    Zuvor hatte die Bundeswehr seit dem Start ihrer Evakuierungsaktion bereits mehr als 2500 Menschen ausgeflogen. Darunter waren etwa 1850 Afghanen, hieß es am Sonntagabend aus dem Auswärtigen Amt. Zudem wurden demnach mehr als 270 Deutsche und mehrere Hundert Menschen aus anderen Ländern ausgeflogen. Wie viele der evakuierten Afghanen Ortskräfte etwa der Bundeswehr waren, ist unklar. Einige von ihnen könnten auch mit Flugzeugen anderer Länder ausgeflogen worden sein.

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