Welche Rolle spielte das Thema Klima im Wahlkampf in Sachsen-Anhalt? Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt wehrte sich am Abend gegen Vorwürfe, ihre Partei betreibe eine sozial unausgewogene Klimapolitik. Vielmehr wollten auch Union und SPD CO2-Emissionen verteuern, nur "wir machen das mit einem sozialen Ausgleich", sagte sie am Abend in der "Berliner Runde" der ARD. Union und Linkspartei erneuerten ihre diesbezüglichen Vorwürfe.
Das von den Grünen für alle Bürgerinnen und Bürger zum Ausgleich geplante pauschale Energiegeld werde sogar dazu führen, "dass die Menschen mit einem kleinen Portemonnaie am Ende mehr auf dem Konto haben", sagte Göring-Eckardt. Zum Vorschlag der Grünen, zugleich Benzin und andere fossile Brennstoffe zu verteuern, sagte sie, exakt dieselben Erhöhungen sähen auch die Klimaschutzpläne von Union und SPD vor.
Die Union sei der Garant dafür, bei dem notwendigen Strukturwandel für den Klimaschutz "auch den sozialen Ausgleich zu schaffen", sagte dagegen CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak. CSU-Generalsekretär Markus Blume versicherte, auch seine Partei wolle Ökonomie und Ökologie zusammenbringen, jedoch wolle sie keinen "Feldzug gegen die Mobilität". Linken-Fraktionschefin Amira Ali Mohamed äußerte Zweifel, ob das von den Grünen geplante Energiegeld zur Entlastung der Bürgerinnen und Bürger auch funktionieren werde. Dies sei bisher "ungeklärt". Feste Emissionsobergrenzen forderte FDP-Generalsekretär Volker Wissing. Dies sei "direkter Klimaschutz", während Preissignale nur indirekt wirken würden.
"Ich bin jetzt stolz wie Bolle, dass er es geschafft hat", sagte sie.
Die SPD macht die starke Polarisierung zwischen CDU und AfD für ihr schlechtes Abschneiden verantwortlich. „Ich glaube, wir sind schlicht und ergreifend in einen Windschatten gekommen“, sagte der Bundesvorsitzende Norbert Walter-Borjans. In dieser Lage hätten viele Menschen mit Ministerpräsident Haseloff „das bekannte Gesicht gewählt“. Die anderen Parteien hätten dagegen „extreme Probleme“ gehabt. Ko-Parteichefin Saskia Esken sieht auch einen Negativeffekt für die SPD durch die Corona-Pandemie. Diese habe sozialdemokratische Themen wie etwa die Sicherheit der Renten überlagert.
Wie soll es jetzt weitergehen? Das scheint man in der Partei nicht so recht zu wissen, schreibt meine Kollegin Friederike Haupt:Die Landeswahlleitung hat in der Nacht in Magdeburg das vorläufige amtliche Endergebnis der Landtagswahl mitgeteilt:
Im neuen Landtag kommt neben einer Fortsetzung der bisherigen Kenia-Koalition von CDU, SPD und Grünen auch ein Bündnis der CDU mit FDP und SPD oder FDP und Grünen in Betracht. Auch ein schwarz-rotes Bündnis hätte dem vorläufigen Endergebnis zufolge eine denkbar knappe parlamentarische Mehrheit von einer Stimme.
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) kündigte an, er werde mit allen drei Parteien sprechen und Optionen für eine Zusammenarbeit ausloten. Eine Zusammenarbeit mit der AfD lehnte er ebenso strikt ab wie eine Kooperation mit der Linkspartei.
Die Wahlbeteiligung lag bei 60,3 Prozent und damit nur wenig unter dem Wert von 61,1 Prozent vor fünf Jahren.
In der Bundespressekonferenz äußern sich am Morgen in Berlin der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner und die Spitzenkandidatin in Sachsen-Anhalt, Lydia Hüskens. Hüskens sagt, das Ergebnis sei ein „unglaublicher Grund der Freude“ für die Partei. Die FDP kam bei der Landtagswahl auf 6,4 Prozent und zieht damit nach zehn Jahren außerparlamentarischer Opposition wieder in den Magdeburger Landtag ein.
Lindner zeigt sich darüber erfreut: „Es gibt dort jetzt wieder eine Stimme für unsere liberalen Werte.“ Die FDP habe ihren bundespolitischen Gestaltungsanspruch gezeigt und besonders bei jüngeren Wählern gute Ergebnisse erzielt.
„Wir sehen uns thematisch auf Kurs“, so der FDP-Vorsitzende Christian Lindner.
„Ob da jetzt am 26. September Bundestagswahl ist oder andere Termine im Raum stehen – es geht allein um das Land Sachsen-Anhalt. Es darf auch keinerlei Instrumentalisierung von irgendwelchen strategischen Überlegungen der Parteizentralen geben“, sagte Haseloff der Nachrichtenagentur dpa.
„Natürlich, wenn man am Ende über fünf Prozent verliert, dann kann man nur feststellen, dass man die Themen offensichtlich nicht so rübergebracht hat, wie man das gerne wollte“, sagte sie im Fernsehsender Phoenix.
„Haseloff hat ein Stück weit AfD-Politik betrieben“, sagte der AfD-Bundessprecher Tino Chrupalla.
„Der Kurs der Mitte wird um keinen Millimeter verändert“, kündigt der CDU-Vorsitzende Laschet an.
Die Kirchen in Sachsen-Anhalt haben mit Erleichterung auf das Ergebnis der Landtagswahl reagiert. Er sei „überrascht, erfreut und stolz“ sagte der Bischof des katholischen Bistums Magdeburg, Gerhard Feige, am Montag. Kirchenpräsident Joachim Liebig von der Evangelischen Landeskirche Anhalts erklärte, es habe sich abermals gezeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger in Sachsen-Anhalt sehr wohl bereit und in der Lage seien, die politischen Belange des Landes verantwortlich mitzugestalten.
Feige bezeichnete das Wahlergebnis als ein ausdrucksstarkes und hoffnungsvolles Signal für die Mündigkeit und das Verantwortungsbewusstsein der Menschen in Sachsen-Anhalt. Ostdeutsche fühlten, dächten und wählten zwar oftmals anders, aber sie seien größtenteils nicht rechtsextremistisch gesinnt oder „für die Demokratie verloren“. Man sollte sie nicht nur auf ihre Sozialisation vor 1990 festlegen, sondern auch ihre Erfahrungen mit den gravierenden Umbrüchen danach ernst nehmen.
Zuletzt hatten der Ostbeauftragte und CDU-Abgeordnete Marco Wanderwitz mit seiner Äußerung, ein großer Teil der Ostdeutschen, die rechtsextrem wählten, seien durch ihre „Diktatursozialisierung“ für die Demokratie verloren, eine Debatte angestoßen.
Nach der Wahl in Sachsen-Anhalt ziehen zehn Abgeordnete mehr in den Landtag ein, er wird dann 97 Sitze haben. Am größten war er laut dem Statistischem Landesamt Sachsen-Anhalt 1998 mit 116 Parlamentariern, dicht gefolgt von 115 Abgeordneten 2002.