Brandenburgs CDU-Spitzenkandidat Ingo Senftleben strebt weiter eine Regierungsbeteiligung der CDU an. Er sei bereit, jetzt Gespräche über eine Koalition von SPD, CDU und Grünen zu führen. Rot-Grün habe jedenfalls nur eine Stimme Mehrheit, das sei knapp, sagte Senftleben am Montag in Berlin, nachdem die Parteigremien der CDU die Wahlen in Sachsen und Brandenburg erörtert hatten.
Sollte es mit der CDU zu einer Regierungsbildung in Brandenburg kommen, will Senftleben den Parteimitgliedern den Koalitionsvertrag zur Abstimmung vorlegen. Er habe bereits am Wahlabend mit Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) telefoniert, sagte er. Woidke will zuerst mit der CDU über eine mögliche Koalition sprechen.
„Es freut mich zu hören, dass Kräfte, die die Religionsfreiheit einzuschränken versuchen, nicht die Möglichkeit haben werden, sich an der Regierung zu beteiligen.“
CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer will ihrer Partei nach den Stimmverlusten bei den Landtagswahlen im Osten ein moderneres Profil verpassen. „Der gestrige Tag ist ein Signal für die CDU, die begonnene Erneuerung weiter voranzutreiben“, sagte Kramp-Karrenbauer am Montag in Berlin. Dazu zähle neben inhaltlicher Profilierung ein neues Kommunikationskonzept, das die Spitzengremien der CDU auf ihrer nächsten Sitzung beschließen sollten. Hinter der Partei lägen „keine einfachen Monate“, räumte sie ein.
Kramp-Karrenbauer verwies abermals auf die Themen, mit denen die CDU ihr Profil schärfen wolle. Es gehe um ein Konzept zum Klimaschutz, das auf Innovation setze und wirtschaftsfreundlich sei. Auch das Thema Digitalisierung solle vorangetrieben werden. Zudem müssten die „Abwehrkräfte“ der Wirtschaft gegen die drohende Rezession gestärkt werden. „Wir ziehen durch, was wir vereinbart haben“, sagte sie.
Dabei halte die CDU „den Kurs der klaren Abgrenzung zur AfD“. Als vorbildlich lobte die Parteichefin den Wahlkampf des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer, der die Position der CDU als stärkste Kraft trotz Verlusten behauptet hat. „Es geht darum anzupacken und zusammenzuführen“, sagte sie. Damit habe Kretschmer Erfolg gehabt.
Das schlechte Abschneiden der CDU in Brandenburg hingegen entspreche „nicht unseren Erwartungen“, sagte Kramp-Karrenbauer. Sie forderte die regierende SPD auf, die CDU „als Stimme der Vernunft“ in die künftige Landesregierung mit einzubinden. Ein rot-rot-grünes Bündnis in dem Land müsse verhindert werden.
In der Live-Sendung hatte Wiebke Binder in einer Frage nach möglichen Koalitionen ein Bündnis von CDU und AfD als „bürgerlich“ bezeichnet. Schon unmittelbar darauf regte sich Ärger im Netz. Am Montag sagte dann SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil der „Bild“-Zeitung: „Das geht auf gar keinen Fall.“ So verharmlose man eine Koalition mit der AfD. Der Ost-Beauftragte der Bundesregierung, Christian Hirte (CDU), nannte es eine „ungeschickte, aber auch total unpassende Bemerkung“.
Der MDR hatte schon am Sonntagabend auf den Wirbel im Netz reagiert und getwittert: „Unter dem enormen Stress einer Live-Sendung bei einer solchen Doppelwahl mit ständig neuen Ergebnissen und wechselnden Konstellationen kann es zu Missverständnissen kommen und können Unschärfen passieren.“
Der befragte sächsische Politiker Marco Wanderwitz (CDU) hatte Binder geantwortet: „Eine Koalition mit der AfD wäre keine bürgerliche Koalition. Wir haben von vornherein gesagt, dass wir mit den Rändern nicht koalieren, nicht zusammenarbeiten, und dabei wird es auch bleiben.“
„Es ist ein taktisches Wahlverhalten, aber es ist völlig legitim. Und wer weiß, wie ich abgestimmt hätte dann in der Situation.“
Der AfD-Bundesvorsitzende Alexander Gauland schließt eine erneute Kandidatur für den Posten nicht gänzlich aus. „Ich werde nicht sagen, ich kandidiere auf keinen Fall, nach der Erfahrung vor zwei Jahren“, sagte Gauland am Montag in Berlin. Auf dem AfD-Bundesparteitag Ende 2017 in Hannover hatte sich Gauland kurzfristig zur Kandidatur entschlossen, um die Wahl der inzwischen aus der Partei ausgeschlossenen Doris von Sayn-Wittgenstein zu verhindern.
Hätte er damals nicht kandidiert, wäre die AfD knapp davor gewesen, „diese Dame als Bundesvorsitzende zu haben“, sagte Gauland. Der rechtsnationale „Flügel“ hatte damals die Wahl des als gemäßigt geltenden Berliner Landeschefs Georg Pazderski verhindert und stattdessen die damals noch weithin unbekannte Sayn-Wittgenstein ins Rennen geschickt, die nur haarscharf scheiterte. Daraufhin trat Gauland an, er ist seitdem nicht nur Fraktions-, sondern auch Parteichef.
Der 78 Jahre alte Gauland sagte, wenn es „gute und vernünftige Kandidaten gibt, die die Partei voranbringen“, sei er „natürlich bereit, in meinem Alter abzutreten“. Er sei sich „fast sicher“, dass es solche Kandidaten geben werde. Die AfD wählt auf einem Bundesparteitag Ende November in Braunschweig ihre Bundesspitze neu.
Der brandenburgische Spitzenkandidat Andreas Kalbitz sagte, er habe „sehr frühzeitig“ klar gemacht, dass er kein Interesse am Bundesvorsitz habe. Der „Flügel“-Mann begründete dies damit, dass eine Kandidatur von ihm „nicht das notwendige integrative Signal“ an die westlichen AfD-Landesverbände aussende. Es sei „sinnvoll“, wenn sich für den Posten jemand anbiete, „der nicht klar in einem Lager verortet ist“.
Als Name für die Gauland-Nachfolge war zuletzt der sächsische Bundestagsabgeordnete Tino Chrupalla im Gespräch. Gaulands Ko-Vorsitzender Jörg Meuthen hatte bereits vor längerer Zeit angekündigt, erneut antreten zu wollen.
">