Der Präsident des Obergerichts, Jesus Barrientos, hat die spanischen Beamten angefordert, obwohl eigentlich die Regionalpolizei (Mossos) für seinen Schutz zuständig ist. Aber den Mossos, die der katalanischen Regionalregierung unterstehen, traut das Gericht nicht mehr. Der Gerichtspräsident hat für seine Entscheidung nicht einmal die Rede des katalanischen Regionalpräsidenten abgewartet. Ihm genügten schon die bisherigen Ankündigungen, um verlässlicheren Schutz durch die Nationalpolizei anzufordern: Die Richter fürchten um ihre Unabhängigkeit und ihre Zukunft.
In der Grünanlage des Lluís Companys-Boulevards haben sich am Abend Tausende versammelt, um Puigdemonts Rede zu hören. Die katalanische Separatisten-Fahne war überall zu sehen, viele hatten Umhänge mit dem Aufdruck „Si“. Über dem Platz kreiste ein Hubschrauber der nationalen Polizei. „Verschwindet, ihr Besatzungskräfte“, skandierte die Masse. Die katalanische Hymne schwoll immer wieder auf. Zwei Großbildschirme zeigten die Nachrichten. EU-Ratspräsident Tusk, der Puigdemont am Nachmittag zum Einlenken aufgefordert hatte, wurde ausgebuht. Als Ministerpräsident Rajoy im Fernsehen auftauchte, zeigten ihm viele den Mittelfinger, Frauen kreischten.
Kommissionspräsident Juncker wolle nun endlich mit Puigdemont sprechen, hieß es. Juncker dementierte die Meldung unverzüglich. Puigdemont soll das Parlamentspräsidium zusammengerufen haben, angeblich gibt es Probleme mit dem Koalitionspartner, der linksradialen CUP. Ein paar Minuten später teilte Puigdemonts Sprecher mit, die Verschiebung habe mit internationalen Vermittlungsbemühungen zu tun. Angeblich soll er um 19 Uhr auftreten. Ob das so kommt, wird man sehen.
Laut spanischen Medien liegt die Verschiebung an der linksradikalen CUP, dem Koalitionspartner von Puigdemont. Die CUP soll bemängelt haben, dass die geplante Rede mehrdeutig sei - und die Partei sie daher nicht mittragen könne. Die CUP tritt für eine sofortige Loslösung von Spanien ein. "Kein Schritt zurück, heute ist der Tag, an dem die Republik ausgerufen ist", teilt die Partei mit.
„Die Antwort war immer eine radikale und absolute Weigerung, kombiniert mit einer Verfolgung der katalanischen Institutionen."
Der katalanische Regierungschef Puigdemont hat statt der offenen Konfrontation einen politischen Schwindel gewählt.
Die Verschiebung der Unabhängigkeitserklärung ist ein Zeichen, dass die Separatisten letztlich keinen realistischen Plan hatten.