Das Sturmtief hat auch im Norden Europas zu Stromausfällen und Behinderungen im Flug- und Zugverkehr geführt. Einen schweren Unfall gab es auf einem See in der schwedischen Gemeinde Svenljunga: Hier kenterten am Sonntag zwei Angler mit ihrem Boot – einer starb, nach dem anderen wurde am Montagmorgen noch gesucht. In Norwegen und Schweden mussten sowohl am Sonntag als auch am Montag zahlreiche Flüge gestrichen werden. Fähren blieben im Hafen und Zugverbindungen wurden eingestellt. Auch die Öresundbrücke zwischen Dänemark und Schweden war wegen starken Windes bis Mitternacht gesperrt. An der dänischen und an der norwegischen Westküste fürchtet man nun Überschwemmungen. Für Montagabend warnte das Dänische Meteorologische Institut vor Wasserständen bis zu 3,5 Meter über normal.
Ich bin gestern Abend alle umliegenden Bars abgeklappert – und habe kein trinkendes, gestrandetes Volk gefunden. Nach den Sober Bars, die anscheinend im Trend liegen, ist das der nächste Schock: Menschen trinken anscheinend keinen Alkohol, wenn Züge ausfallen – traurig. Wie dem auch sei: Leider gab es gestern keine Geschichte, die man finden konnte.
In Nordbayern hat die Deutsche Bahn den wegen Wintersturm „Sabine“ zunächst komplett gestoppten Regionalverkehr am Montagmittag auf einigen Strecken wieder aufgenommen. Der Zugverkehr habe „vereinzelt“ starten können, teilte das Unternehmen in München mit. Es gebe aber weiter große Verspätungen und Ausfälle. In Südbayern war der Regionalverkehr zunächst weiterhin komplett eingestellt. Auch der am Sonntag bundesweit gestoppte Fernverkehr der Bahn lief am Montag wieder an. Der Konzern warnte aber weiter vor Störungen und empfahl, Reisen möglichst zu verschieben.
Auch wenn sich Tief „Sabine“ inzwischen über Norwegen befindet, bleibt es stürmisch in Deutschland. Nach einer nur sehr kurzen Verschnaufpause am Montagnachmittag im Westen nehme am Abend und in der Nacht zum Dienstag der Wind von Frankreich und Belgien her wieder kräftig zu, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit. Dabei seien Sturmböen mit Geschwindigkeiten von 80 bis 100 Kilometern in der Stunde möglich, hieß es. Auch schauerartige Niederschläge, teilweise mit Gewittern wurden erwartet. Ungemütlich soll es auch am Dienstag und Mittwoch bleiben. Bei Höchsttemperaturen zwischen vier und zehn Grad muss am Dienstag mit Regen- und Graupelschauern gerechnet werden, in den Mittelgebirgen in Höhen oberhalb von 300 bis 400 Metern auch mit Schnee. Zeitweise könne es auf den Straßen glatt werden, hieß es. Dazu bleibe es weiterhin windig bis stürmisch, vor allem in Schauernähe sowie im Norden kann es auch noch einzelne Sturmböen geben. Auch an den Küsten bleibt es durchweg stürmisch. Am Donnerstag hingegen soll es zunächst trocken bleiben, im Ostteil Deutschlands kann es auch längere sonnige Phasen geben. Von den Mittagsstunden an ziehen dann von Westen kommend allerdings wohl abermals Regenwolken durchs Land. Weitere Stürme werden in den Folgetagen derzeit nicht ausgeschlossen.
An den Flughäfen Zürich, Basel-Mülhausen und Wien fielen durch den Sturm seit Sonntagabend zahlreiche Flüge aus: In Zürich wurden für Montagvormittag rund 100 Starts und Landungen abgesagt, in Wien etwa 30 von rund 600. Die sda berichtete zudem von Flugzeugen, die am Flughafen Zürich beim Landeversuch durchstarten mussten. In beiden Alpenländern wurden Bahnstrecken gesperrt, Busse fielen aus und Bäume stürzten auf zahlreiche Straßen. In Österreich wurden vorsorglich viele Zoos, Parkanlagen und teils auch Friedhöfe gesperrt.
Nach dem Durchzug von Orkantief „Sabine“ werden immer mehr Haushalte in Bayern wieder mit Strom versorgt. Unter anderem weil Bäume Leitungen beschädigt hatten, waren Zehntausende Haushalte zwischenzeitlich ohne Strom. Sprecher der Bayernwerk AG und der N-Ergie Netz GmbH teilten am Montagnachmittag aber mit, dass die Reparaturarbeiten vorankämen.
Gegen 14.00 Uhr waren zum Beispiel in Mittelfranken noch kleinere Orte betroffen. Die Bayernwerk AG berichtete von nur noch rund 25.000 Haushalten mit Stromausfällen. Im Tagesverlauf waren es mehr als doppelt so viele gewesen. „Der Sturm und die damit verbundenen Störungen haben sich aktuell auf Ostbayern, insbesondere Niederbayern verlagert“, hieß es. Im Raum Vilshofen-Eggenfelden gebe es viele neue Störungen. In Oberbayern sei das Störungsaufkommen „überschaubar“.
Die Unternehmen hatten ihr Personal angesichts der Sturmwarnungen vorsorglich aufgestockt beziehungsweise in Bereitschaft gesetzt. Ursache für die Ausfälle waren den Angaben nach meistens Bäume oder Äste, die Stromleitungen berührten oder beschädigten. In manchen Fällen fielen Stromleitungen auf den Boden. „Wir warnen Bürgerinnen und Bürger dringend davor, sich diesen Leitungen zu nähern“, hieß es.
Sturmtief „Sabine“ hat den Strand auf Wangerooge stark beschädigt. Die Abbruchkante sei teilweise bis zu zwei Meter hoch und erstrecke sich am Hauptstrand über eine Länge von etwa einem Kilometer, sagte am Montag der stellvertretende Ratsvorsitzende der Insel, Peter Kuchenbuch-Hanken (Grüne). Wangerooges Bürgermeister Marcel Fangohr (parteilos) sagte, der Scheitelpunkt der Flut sei höher gewesen als vorausberechnet. „Wenn das drei Tage so anhält, dann werden wir vielleicht nachher gar keinen Strand mehr haben.“ Ein Sprecher des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz sagte, es würden nach der leichten Sturmflut am Montagmittag noch vier weitere bis Mittwoch erwartet. Danach werde man den Schaden begutachten. (Foto: dpa)
Geschlossene Fluttore, überflutete Anleger und „Land unter“ auf den Halligen – am Montagnachmittag ist es an der nordfriesischen Küste zur einer Sturmflut gekommen. Unter anderem standen die Fähranleger in Dagebüll und Wyk auf Föhr unter Wasser. Auf den Halligen hieß es „Land unter“. Fährfahrten nach Amrum und Föhr sowie zu den Halligen fielen am Montagnachmittag aus. In Dagebüll wurde nach Angaben des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) ein Pegelstand von 2,18 Metern über dem mittleren Hochwasser gemessen. In Husum wurde das mittlere Hochwasser um 2,28 Meter überschritten. In Wittdün auf Amrum wurde ein Pegelstand von 1,97 Metern über dem mittleren Hochwasser gemessen. Auch die kommenden Hochwasser werden nach BSH-Angaben erhöhte Pegelstände aufweisen, aber deutlich niedrigere als am Montagnachmittag. Von einer Sturmflut spricht man an der Nordseeküste, wenn die Pegelstände 1,50 bis 2,50 Meter über mittlerem Hochwasser (MHW) liegen. Bei einer schweren Sturmflut wird das MHW um 2,50 bis 3,50 Meter überschritten. Bei einer sehr schweren Sturmflut werden an der Nordsee mehr als 3,50 Meter über MHW erreicht.