Obwohl beim Thema Gendern die Fronten nicht härter sein könnten, fällt die Diskussion beschwichtigend aus. Man könnte den Eindruck gewinnen, jeder - und jede - will von allen gewählt werden. "Ich versuche, wenn ich rede, möglichst oft klar zu machen, dass die Welt nicht nur aus Männern besteht, sondern aus Frauen und Männern", sagt Scholz. Vorgaben solle es nicht geben.
Baerbock greift nicht an, sondern sagt: Jeder reflektiere, was Sprache anrichten könne. Wenn die Hälfte der Bevölkerung aus Frauen bestehe, solle man das auch sprachlich mit einbeziehen. Kinder würden mit einer Bundeskanzlerin aufwachsen. Dass die Grünen dennoch mit einem Hang zur Reglementierung der Sprache verknüpft werden, begründet sie damit, dass "wir immer sensibilisieren, was Sprache auch anrichten kann“.
Und was denkt Laschet? Der Moderator will wissen, ob es ihm passiert sei, dass er sich gefragt habe: Kann ich das eigentlich noch sagen? Jetzt könnte auch er vielen aus der Seele sprechen, doch der Kanzlerkandidat bleibt moderat: „Ich sage das, was ich sagen will, ich lasse mich da auch nicht einschüchtern.“ Aber er kenne viele, denen es so gehe. Die beiden Vorredner hätten richtig beschrieben, dass es richtig sei, Männer und Frauen sprachlich miteinzubeziehen. Man solle aber "die Tassen im Schrank lassen“. Er kritisiert dann doch, dass es problematisch ist, wenn Menschen nicht mehr wüssten, was sie noch sagen dürften und spricht die Debatte über einen Gastbeitrag von Wolfgang Thierse an, der in der F.A.Z. erschienen ist.
Baerbock bringt die Schulbücher der Kinder ins Spiel, aus denen Stereotype getilgt werden müssten. „Wir sind eine vielfältige Gesellschaft", sagt sie.