Algerien will nicht mehr nur vom Ölexport abhängen. Die Regierung kündigte an, den Landwirtschaftssektor zu entwickeln, und das amerikanische Agrarministerium sieht Chancen für amerikanische Saatgutkonzerne (wie Monsanto) oder andere Konzerne, sich hier Marktanteile zu sichern. 8,4 Millionen Hektar fruchtbares Land gebe es hier, jeder fünfte Algerier jenseits der Städte lebe von der Landwirtschaft.
In Berlin haben am Samstag nach Polizeiangaben mehrere Tausend Menschen für eine Agrar- und Ernährungswende demonstriert. Zu der Demonstration unter dem Motto „Wir haben es satt!“ hatte ein Bündnis aus rund 100 Umwelt-, Verbraucher-, Landwirtschafts- und Entwicklungsorganisationen aufgerufen. Zu dem jährlichen Protestmarsch kamen auch zahlreiche Bauern mit rund 100 Traktoren in die Bundeshauptstadt. Anlass war der Beginn der „Grünen Woche“, eine der weltweit größten Leistungsschauen der Agrarbranche.
Im Mittelpunkt der inzwischen achten „Wir haben es satt!“-Demonstration stand die Kritik am Einsatz von Glyphosat in der Landwirtschaft. Das Unkrautvernichtungsmittel habe verhängnisvolle Konsequenzen für Menschen, Tiere und Umwelt, erklärten Umwelt- und Verbraucherverbände. Zudem forderten die Demonstranten eine regionale und nachhaltige Ernährungspolitik sowie eine artgerechte Tierhaltung.
Nötig sei eine grundlegende Reform der europäischen Agrarpolitik, betonte Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft: „Diejenigen, die umwelt- und klimaschonenden Ackerbau betreiben und Tiere artgerecht halten, müssen durch Direktzahlungen unterstützt werden, nicht wer am meisten Flächen besitzt.“
Zunehmende Trockenheit gerade in den Entwicklungsländern des Südens bedroht die wirtschaftliche Existenz von Hunderten Millionen Kleinbauern. Auch Indiens etwa 120 Millionen Landwirte und Kleinbauern drohen in den kommenden Jahrzehnten drastische Einbußen an Ernten und Einkommen. Der Klimawandel könnte die Einkommen der Bauern „mittelfristig um 20 bis 25 Prozent“ verringern, heißt es im Wirtschaftsausblick des indischen Finanzministeriums, der am Montag veröffentlicht wurde.
Dabei seien die negativen Folgen – wie längere Trockenzeiten – in Indien schon heute deutlich spürbar, heißt es weiter. Deshalb müsste es in Zukunft „dramatische“ technische Verbesserungen, etwa der künstlichen Bewässerung, und auch wirksamere und mehr Düngung geben. Würden die Einkommen der Bauern in nicht künstlich bewässerten Regionen um bis zu 25 Prozent fallen, so sei für die mit Pumpen und Sprinklern ausgestatteten Farmer nur ein Rückgang von 15 bis 18 Prozent zu erwarten.
Die Regierung hatte sich das Ziel gesetzt, das Einkommen der Bauern zu verdoppeln. Knapp die Hälfte des Ackerlandes Indiens wird künstlich bewässert. Damit die Grundwasserpegel infolge der zunehmenden Bewässerung nicht fallen, sollen moderne Techniken wie die Tröpfchenbewässerung aus Kunststoffschläuchen zum Einsatz kommen, wie sie etwa die israelische Firma Netafim vertreibt. Auch schreibt die Regierung, dass die Farmer Zugang zu Versicherungen brauchten, um sich gegen schwankende Ernten abzusichern. Den Vereinten Nationen zufolge werden Bauern in Entwicklungsländern die Verlierer des Klimawandels sein: Während Kanada, Finnland oder Norwegen im Jahr 2080 sogar gut 50 Prozent mehr Getreide ernten dürften, müssten Marokko, Ägypten, aber auch Spanien oder Südkorea ebensolche Rückgänge erwarten.
(Illustration Rhonald Bloomstijn)Roter Apollo (Parnassius apollo)
Weintrauben im Napa Valley. Foto AP
Die Forscher des französischen nationalen Agrarforschungsinstituts INRA haben zusammen mit Agronomen aus St. Helena in Kalifornien die physiologischen Veränderungen von Reben im Freiland sowie in Gewächshausversuchen untersucht. In der Region des Bordeaux und im Napa Valley wurden vier Rebsorten unter die Lupe genommen:
Grenache, Syrah, 110 Richter und Gloire de Montpellier. Für Vitis vinifera, die Weinrebe, gilt ähnliches wie für andere Nutzpflanzen auch. Anhaltender Trockenstress kann zu gefährlichen Luftblasen in den Leitbahnen der Pflanzen führen, angefangen in den Blattadern, wo der Wasserstrom unterbrochen wird.
Das Auftreten solcher „Embolien“ hängt nicht nur von der Wasserversorgung ab, sondern auch von der Architektur der Blätter. Offenbar sind die Weinblätter da im Vorteil. Den Forschern zufolge wurden die Reben auch bei einem forcierten Trockenstress nicht stark geschädigt. „Embolien“ jedenfalls seien eher selten zu erwarten“ unter den sich verschlechternden Bedingungen des Klimawandels. In den Gewächshaus-Testsystemen brach jedenfalls in keinem Fall die Wasserleitung der Reben vollständig zusammen.
Chemischer Pflanzenschutz ist ein Grund dafür, dass die Ernten auf der Welt seit Jahrzehnten steigen. Vergiften aber chemische Pestizide auch die Menschen und Böden? Die Vergiftung ist zwar ein vages Konzept, aber in mancher Hinsicht stimmt es: Die Wissenschaft Ökotoxikologie zum Beispiel untersucht, welche Schadwirkungen für ganze Ökosysteme durch Pestizide und die Kombination mehrerer Wirkstoffe in den Böden entstehen können. Auch durch den biologischen Abbau von Pestiziden reichern sich im Boden Rückstände an, die teilweise toxisch auf Bodenorganismen wirken.
Während die Partei die Grünen den Pestizidausstieg anvisiert, geht es in der Praxis darum, verträgliche Lösungen zu finden. Dafür gibt es Vorhersagemodelle, die auf wissenschaftlichen Studien und Daten beruhen. Doch sie sind noch kaum zuverlässig. Das Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung hat jetzt ein neues, angeblich besseres Modell entwickelt. Die Forscher programmierten mit Wissenschaftlern der Technischen Universität Dänemark ein Modell, das die Bildung für den Boden und die Ökosysteme giftiger Rückstände genauer vorhersagen kann. Dies aber sei notwendig, ,,wenn eine möglichst realistische Abschätzung der Gefährdung erfolgen soll", wurde Professor Matthias Kästner, ein Umweltbiotechnologe von Helmholtz, zitiert.
Das Programm analysiert die chemische Struktur des jeweiligen Pestizids und die Interaktion mit Bodenbakterien. ,,Da Mikroorganismen sich prinzipiell von allem ernähren, was ihnen Energie liefert, können ihnen auch Schadstoffe wie Pestizide als Nahrungsquelle dienen", sagt Kästner. So lässt sich erfahren, welche Giftbelastung nach und durch den biologischen Abbau des Pestizids verbleiben. Mit dem Modell sollen künftig auch Behörden wie die Europäische Chemikalienagentur arbeiten. Sie berücksichtigt die Menge und Art der sogenannten ,,nicht extrahierbaren Rückstände" in ihrem Zulassungsprozess. Die Studie ist in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Environmental Science and Technology erschienen.
Fluchtursachen bekämpfen, so lautet die Losung der Bundesregierung und auch der EU als Antwot auf die Migration aus Afrika oder arabischen Ländern. Zur Verringerung von Flucht und Migration will die Europäische Union künftig verstärkt die Agrarwirtschaft in ländlichen Gebieten Afrikas fördern. Landwirtschaftskommissar Phil Hogan werde den EU-Agrarministern an diesem Montag einen konkreten Plan vorlegen, berichtet die Agentur dpa ,,aus informierten Kreisen". Eine Gruppe von Experten aus Universitäten, von Industrienternehmen und von Nichtregierungsorganisationen soll Wege für mehr Investitionen in die Entwicklung der Agrarindustrie in Afrika finden.
Damit solle unter anderem der Handel mit Lebensmitteln innerhalb Afrikas aber auch der Export von Landwirtschaftsprodukten angekurbelt werden. Dem stehen derzeit allerdings Zölle für die Lebensmitteleinfuhr auch aus vielen afrikanischen Staaten entgegen, mit der die EU ihre Landwirte schützt. In den vergangenen Jahren hatte die EU andererseits immerhin ihre Exportzuschüsse für Lebensmittel abgeschafft. „Es gibt zweifellos das Potenzial, Afrikas Landwirtschaft zu transformieren, um mehr Jobs und Wachstum zu schaffen“, sagte Hogan erst kürzlich. Dies werde aber vor allem durch fehlende Investitionen und mangelnde Ausbildung behindert. Große Teile der afrikanischen Landwirtschaft, vor allem südlich der Sahara, sind in kleinbäuerlichen Strukturen organisiert. Über das Beispiel Sambias etwa berichtet faz.net ein Jahr lang detailliert. (mit dpa)
China ist und bleibt der größte Erzeuger von Fisch und Meeresfrüchten auf der Welt. Rund 70 Millionen Tonnen oder 1,4 Prozent mehr als im Vorjahr fingen die Fischer und ,,ernteten" die Aquakulturfarmer. Der Großteil wird im Inland gegessen, wo die Einkommen und Kaufkraft steigen. Ein Fisch, den China immer mehr züchtet und zu einem Teil auch in die Welt exportiert, ist der Tilapia (Bild: USGS).
Der Tilapia wächst schnell und braucht wenig Futter. China ist laut den Daten des amerikanischen Agrarministerium USDA von dieser Woche mit einer Menge von 1,9 Millionen Tonnen der weltgrößte Tilapiaproduzent. Aber ,,Unsicherheiten bezüglich des Wettters" und Fischinfektionen machten den Fischfarmern zu schaffen. Die Aquakulturen in Provinzen wie Guangdong, Hainan, Guangxi, Yunnan and Fujian sind der Grund für das fortgesetzte Wachstum. Der Wildfang hingegen stagniere, berichtet das USDA. Auch aus den Vereinigten Staaten werde immer mehr Fisch nach China verkauft, vor allem gefrorener Lachs oder Dorsch.
Auch wenn die Forschung über produktivere Landwirtschaft weit fortgeschritten ist, hapert es oft an der Umsetzung. Kleinbäuerliche Betriebe von effizienteren Anbautechniken zu überzeugen, gilt als eine der großen Herausforderungen auf dem Weg zu einer Landwirtschaft, die die Welt ernähren kann. Ein chinesisches Projekt, das in Ausmaß und Effekt seinesgleichen sucht, bietet jetzt Anregungen, wie es doch gelingen kann.
Zwischen 2005 und 2015 führten mehr als tausend Forscher insgesamt 13.123 Feldstudien auf Mais-, Reis- und Weizenfeldern in vielen Regionen Chinas durch. Ein Ergebnis: Der Druck, den wachsenden Fleischhunger der Chinesen zu sättigen, ließ den Verbrauch an Düngemitteln nach oben schnellen. Im Mittel wurden 305 Kilogramm Stickstoff pro Hektar pro Jahr aufgewendet. Das übertrifft den weltweiten Durchschnitt um das Vierfache. Zu viel Stickstoff kann den Ernteertrag sogar verringern, ins Grundwasser sickern und trägt zum Klimawandel bei. Basierend auf ihren Beobachtungen und unterstützt von Staat und Agrarindustrie, berieten die Forscher die ansässigen Farmer. Ihr Hauptaugenmerk lag auf dem Einsatz von stickstoffhaltigen Düngemitteln. Aber auch Saatzeiten, Pflanzenabstand und Bewässerung fanden Beachtung. Insgesamt folgten knapp 21 Millionen Bauern den Empfehlungen und steigerten ihren Ernteertrag im Durchschnitt um 11 Prozent - bei 15 Prozent, also 1,2 Millionen Tonnen weniger Düngemittel. Auch die CO2-Emissionen konnten reduziert werden.
Wie gut sich die Erfahrungen aus China auf Projekte in anderen Teilen der Welt übertragen lassen, ist noch abzuwarten. Forscher weltweit sehen es dennoch als beeindruckendes Vorbildprojekt. „Der Beweis, dass verminderter Ressourceneinsatz tatsächlich zu einer Steigerung der landwirtschaftlichen, ökologischen und wirtschaftlichen Leistung im großen Umfang führen kann, ist sehr wichtig“, kommentiert der Oxforder Biologe Charles Godfray die Studie in Nature.
Eigentlich gibt es genug zu essen für alle 7,5 Milliarden Menschen auf der Erde. Zumindest gäbe es ausreichend lebenswichtige Nährstoffe wie Proteine, Kohlenhydrate, Eisen, Kalzium, Folsäure und Vitamine, berichten Forscher aus Belgien und den Vereinigten Staaten in Nature Sustainability. Die derzeitige Produktion von Proteinen und Vitamin B12 würde sogar für 11 beziehungsweise 16 Milliarden zusätzliche Menschen reichen. Dennoch leiden laut dem Welternährungsprogramm 815 Millionen Menschen Hunger. Einer der Gründe, so die Forscher, sei die ungleichmäßige Verteilung der Nährstoffe. Alle Länder produzieren ausreichend Makronährstoffe, wie Protein, jedoch nicht genug Mikronährstoffe, wie Vitamine und Mineralien, um den Bedarf der eigenen Bevölkerung decken zu können.
Die Forscher um Stephen Wood untersuchten jetzt, inwiefern internationaler Lebensmittelhandel Zugang zu Nährstoffen erleichtert oder gar erst ermöglicht. Dazu verglichen sie die derzeitige Nährstoffverteilung mit einem Szenario ohne Lebensmittelhandel. Ihr Ergebnis: Handel sorgt im derzeitigen System für eine gleichmäßigere Verteilung der Nährstoffe. Für viele Länder, vor allem in Afrika und Asien, würde sich der Zugang zu fast allen untersuchten Nährstoffen verschlechtern, blieben ihnen entsprechende Importe verwehrt.
An Eiern für den Osterbrunch wird es nicht mangeln. 45,7 Millionen Hennen werden derzeit in Deutschland gehalten, 300 000 mehr als im Jahr 2016. Zusammen legten sie im vergangenen Jahr etwa 14 Milliarden Eier. Somit hat jeder Deutsche im Schnitt 170 Eier aus heimischer Produktion gegessen, mit Importen sogar 230. Das berichtete das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft am Dienstag. Bioeier werden immer beliebter. 10 Prozent der deutschen Hühnereier genügen mittlerweile ökologischen Produktionsstandards, knapp 20 Prozent werden von Freiland-Hennen gelegt. Legebatterien sind in Deutschland seit 2010 verboten.
In den vergangenen Jahren ärgerten sich Fleischliebhaber immer wieder über gepanschte Lebensmittel. Zum Beispiel über Pferdefleisch in Köttbullar. Die neuesten – diesmal offiziellen – Schummelversuche sind mit Pilzen gestreckte Hamburger. Bis zur Hälfte des Rindfleischs kann ersetzt werden. So solle Burgerfreunden, denen Soja- und andere Fleischersatzprodukte nicht zusprechen, ein verminderter Fleischkonsum schmackhaft gemacht werden, stand vorige Woche in ,,Nature”.
Der Mix verspricht Vorteile für sowohl Gesundheit als auch die Umwelt. Rindfleisch hat eine wenig vorbildliche Ökobilanz: Pro Gramm Protein wird für die Produktion von Rindfleisch fünfzig Mal so viel Land benötigt und werden einhundert Mal so viele Treibhausgase ausgestoßen wie für ein Gramm Pflanzenprotein. Das World Resources Institute in Washington hat berechnet: Wenn alle 10 Milliarden Burger, die die Amerikaner jährlich verspeisen, mit einem Pilzanteil von 30 Prozent zubereitet würden, könnten so viele Emissionen eingespart werden, wie zwei Millionen Autos jährlich ausstoßen. Gut für die Figur sind die neuen Burger außerdem. Sie enthalten weniger Kalorien und weniger gesättigte Fettsäuren. Erste Studien an amerikanischen Schulen zeigen: Satt wird man trotzdem. Seit letztem Monat hat die Fastfood-Kette Sonic Drive-In die angepassten Hamburger im Menü.
Rund 81 Millionen Tonnen Meerestiere werden jährlich aus dem Wasser gezogen, hauptsächlich Boden- und Tiefseefische. Dabei wurden im Jahr 2011 179 Millionen Tonnen Treibhausgase ausgestoßen, berichten Wissenschaftler aus Kanada und Australien in der aktuellen Ausgabe von „Nature Climate Change“. Das sind vier Prozent der gesamten Nahrungsproduktion. Als Hauptquelle der Emissionen gelten die etwa 40 Milliarden Liter Treibstoff, die beim Fischen verbrannt wurden. Die weltweite Nahrungsproduktion ist für ein Viertel der vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Der Beitrag von Fischereien wird jedoch meist außer Acht gelassen oder anhand weniger Fallstudien abgeschätzt. Die Veröffentlichung liefert jetzt genauere Einblicke in deren Ökobilanz. Trotz fast gleichbleibender Fangmenge sind die Emissionen zwischen 1990 und 2011 um 28 Prozent angestiegen. Die Forscher gehen davon aus, dass dafür unser gestiegener Appetit auf Krebstiere verantwortlich ist. Im Jahr 2011 wurden 60 Prozent mehr gefangen als noch in 1990. Shrimps und Co. machen zwar immer noch nur 6 Prozent der Fangmenge aus, sie aus dem Meer zu ziehen ist dafür allerdings besonders emissionsintensiv. Pro Tonne wird etwa dreimal so viel Treibstoff benötigt wie für Boden- oder Tiefseefische.
Die Welthungerhilfe auf die dramatische Lage im Osten des Kongo aufmerksam. Allein in den Provinzen Ituri, Kivu und Kasai litten knapp 5 Millionen Menschen an akutem Hunger. Insgesamt seien im Kongo 13 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Seit fast 20 Jahren gebe es in der Region schwere Kämpfe zwischen unterschiedlichen Rebellengruppen, die mit äußerster Brutalität gegen die lokale Bevölkerung vorgehen. „Eigentlich könnte sich das Land, das so groß ist wie Westeuropa, selbst ernähren und die Kornkammer Afrikas sein", wurde der Kongo-Experte der Welthungerhilge Georg Dörken zitiert: ,,Es gibt große fruchtbare Ackerflächen und reichlich Bodenschätze. Aber die Menschen müssen immer wieder aus ihren Dörfern fliehen und die Felder können dann nicht bestellt werden. Aus Angst fliehen viele Familien in andere Landesteile oder gehen über die Grenze nach Uganda.“
Rund jeder zweite Deutsche hält den Ökolandbau laut einer repräsentativen Studie für einen Lösungsbeitrag zur Ernährung der Weltbevölkerung, Wissenschaftler jedoch widersprechen diesem Vorurteil. Agrarökonomen der Universität Göttingen stellen die Frage, ob die reine Biolandwirtschaft die wachsende Weltbevölkerung ernähren könnte – und verneinten sie. Wenn die Landwirtschaft komplett auf Bio umgestellt würde, müssten für die gleiche Menge an Lebensmitteln so viel mehr Flächen bewirtschaftet werden, dass bedeutende Lebensräume für Tiere und Pflanzen verlorengingen.
Die Ökonomen fassten mehrere internationale Überblicksstudien zu dem Thema zusammen und kamen zu dem Schluss, dass der Biolandbau gegenüber konventionellem Ackerbau für die Umwelt nicht vorteilhaft ist, wenn dessen geringere Ernten berücksichtigt werden. Die Getreideerträge der Ökobauern liegen 22 bis 26 Prozent unter denen der konventionellen Bauern, die chemische Pestizide, Kunstdünger, Klärschlamm und Hybridsaatgut einsetzen. Bei anderen Pflanzen sind die Erträge noch geringer; der Anbau von biologischem Gemüse kann bis zu einem Drittel weniger Ernte bedeuten. In einer Hinsicht scheint der Biolandbau die konventionelle Landwirtschaft aber immer auszustechen: Biodiversität. Tatsächlich ist die Artenvielfalt auf biologisch bewirtschafteten Flächen höher. Noch besser sind diesbezüglich nicht bewirtschaftete, wilde Flurstücke.
Im Jemen schwinden die Lebensgrundlagen, Erdöl und Grundwasser werden knapp. Die Ölvorkommen werden nach Angaben des letzten Jemen-Berichtes der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) schon 2022 erschöpft sein. Für die Wirtschaft des Landes fehlt dann nicht nur eine wichtige Ressource, auch 90 Prozent der Exporte brechen weg. Ebenso berichtet die FAO, dass Wasser weniger verfügbar ist. Große Anlagen zur Entsalzung von Meerwasser, wie sie in den Vereinigten Arabischen Emiraten stehen, existieren im Jemen nicht. Auch hier ist die Prognose der FAO verheerend, die Situation wird sich in den nächsten Jahren verschärfen. Ungeklärt hingegen, wie die arme Landbevölkerung ohne Zugang zu Wasser überleben soll.
Was die Wasserreserven des Landes stark strapaziert, ist auch der Anbau von Kath. Die Blätter der Strauches lassen sich wegen ihrer berauschenden Wirkung gut verkaufen. Jedoch braucht die Pflanze sehr viel Wasser, lässt sich kaum lagern und macht im Gegensatz zu Mais nicht satt. Im Jemen sind nur wenige Prozent der Landfläche überhaupt zum Ackerbau geeignet, mehr als 70 Prozent sind Wüste. Die Vereinten Nationen wollen die Entwicklung des Landes unterstützen, mit humanitären Projekten und finanziellen Hilfen in Milliardenhöhe. Grund für die schlechte Situation des Landes ist neben den Veränderungen der Umwelt auch der anhaltende Bürgerkrieg. Die gestürzte Regierung und die militanten Rebellen bekämpfen sich seit Jahren. Im Osten des Landes entstehen derweil zunehmend größere Gebiete unter der Herrschaft von Terrorgruppen.
Über dem Handelssaal der Commerzbank in Frankfurt sitzt Eugen Weinberg mit seinen Analysten. Der eine ist für Rohöl zuständig, ein anderer für Metalle, eine andere für Agrarrohstoffe. Sie blicken alle ganztags in mehrere Monitore, die die neuesten Preisentwicklungen anzeigen, Nachrichten über Ernten, Niederschläge, Prognosen, die Einschätzungen anderer Analysten, die das gleiche tun wie sie. Täglich schickt die Commerzbank einen Newsletter heraus, im letzten Absatz geht es gewissermaßen um die Welternährung; die Agrarrohstoffpreise.
Freitag, 25. Mai, erfahren wir folgendes: Die Währungskrise in Argentinien könnte Soja bei uns teurer machen, weil eine Steuersenkung auf Sojabohnenexporte von der Regierung in Frage gestellt werde. Ohnehin wird es weniger Soja aus dem wichtigen Anbauland geben. Denn aufgrund der langanhaltenden Dürre und den darauffolgenden starken Regenfällen und Überflutungen würden in diesem Jahr deutlich weniger Sojabohnen geerntet, so die Commerzbank. Hinzu komme: Aufgrund der angespannten finanziellen Situation könnten die Landwirte weniger Saatgut, Düngemittel und Pflanzenschutzmittel kaufen.